Börsengang abgesagt Schiesser wird israelisch
02.05.2012, 15:02 Uhr
Schiesser wird verkauft.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Unterwäschehersteller Schiesser geht nun doch nicht an die Börse. Stattdessen wird das traditionsreiche Unternehmen an einen Investor verkauft. Für Schiesser soll - außer dem neuen Eigentümer - alles beim Alten bleiben.
Der Wäschehersteller Schiesser kommt in israelische Hände: Das Unternehmen aus Radolfzell am Bodensee wird an den Konkurrenten Delta Galil verkauft, der für das zweite Quartal anvisierte Börsengang fällt damit ins Wasser. Die Entscheidung fiel wegen "unternehmensstrategischer Gründe". Schiesser sei sicherlich eine vielversprechende Aktie geworden, sagte Volker Grub, Aufsichtsratsvorsitzender und ehemaliger Insolvenzverwalter der Schiesser AG. Aber das Börsenumfeld sei zu wacklig und hätte für die mittelfristige Entwicklung weniger Vorteile geboten als der langfristig orientierte strategische Investor Delta Galil. Finanzielle Details nannte er nicht. Mit dem Erlös könnten die Forderungen der Gläubiger aber voll befriedigt werden.
Das für seine Feinripp-Wäsche bekannte Unternehmen hatte sich erst Anfang 2011 nach zwei Jahren Sanierung aus der Insolvenz befreit, in die Schiesser durch falsche strategische Entscheidungen gerutscht war. In einem ungewöhnlichen Schritt hatte Grub die Gläubiger von einem Börsengang überzeugt, um sie auszuzahlen. Daraus sei ein höherer Erlös zu erwarten als aus einem Verkauf an einen Investor. Grub hatte dafür bis Ende 2012 Zeit bekommen, doch der Börsengang musste mehrfach verschoben werden.
Schiesser hatte 2010 nach eigenen Angaben 124,5 Mio. Euro Umsatz und einen Nettogewinn von 5,1 Mio. Euro erwirtschaftet. Man habe die alte Marktstärke wieder erreicht, erklärte das Management am Mittwoch. Zahlen für 2011 liegen allerdings noch nicht vor.
Für Delta Galil ist Schiesser der Schritt auf den deutschen Markt. Das in Tel Aviv börsennotierte Unternehmen verkauft nur in Israel Unterwäsche und Nachtwäsche unter der eigenen Marke, produziert aber auch für internationale Markenhersteller. Mit Schiesser will Delta Galil seinen Umsatz von zuletzt 679 Mio. auf rund 900 Mio. Dollar steigern. Der Nettogewinn hatte 2011 bei 27,4 Mio. Dollar gelegen. Schiesser-Vorstandschef Rudolf Bündgen erhofft sich von dem neuen Eigentümer die Mittel für eine Expansion ins Ausland und neue Produktbereiche.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa