Undurchsichtiges Firmengeflecht Steuerfahnder nehmen Bauhaus ins Visier
25.01.2021, 12:21 Uhr
Heute arbeiten für das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 6,8 Milliarden Euro in insgesamt 279 Märkten 23.000 Mitarbeiter.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bauhaus-Gründer Heinz-Georg Baus gilt schon früh als Steuerflüchtling. Nur wenige Jahre nach Start der Baumarktkette verlegt er Ende der 60er Jahre den Firmensitz in die Schweiz. In der Zentrale in Mannheim hat das Unternehmen jetzt Besuch von der Steuerfahndung bekommen.
Im Gegensatz zu der Konkurrenz hat es die Baumarktkette Bauhaus nie an die Börse gezogen und Expansionen wurden stets im Alleingang bezahlt. Das hatte einen Vorteil: Der Konzern musste seine Finanzen nicht offenlegen.
Laut einem Bericht des "Manager Magazins" könnte sich das mit dem Besuch der Steuerfahnder jetzt ändern. Demnach wurde die Zentrale des Konzerns in Mannheim bereits mehrfach durchsucht. Das erste Mal bereits im Jahr 2018, zitiert das Magazin einen Insider.
"Im Rahmen einer steuerlichen Betriebsprüfung ist der Vorwurf der Verkürzung von Unternehmenssteuern für die Jahre 2007 bis 2018 erhoben worden", bestätigt ein Unternehmenssprecher der "Rhein-Neckar-Zeitung" den Bericht. Das Ermittlungsverfahren sei am 13. April 2018 eingeleitet und am 22. April 2020 erweitert worden. "Streitig ist die Anpassung von komplexen und rechtlich schwierig zu bewertenden Verrechnungen zwischen Konzerngesellschaften", so der Sprecher. Das Unternehmen kooperiere uneingeschränkt und sei seit Beginn des Verfahrens in einem aktiven Austausch mit der Ermittlungsbehörde, erklärt der Bauhaus-Sprecher weiter und verweist auf die Unschuldsvermutung. Das Unternehmen sei außerdem zuversichtlich, dass das Verfahren schon bald beendet würde. Die Staatsanwaltschaft in Mannheim äußert sich mit Verweis auf das Steuergeheimnis nicht zu dem Fall.
In der Branche ist das Steuermodell wegen eines komplizierten Geflechts aus Holdings, Zwischenholdings und Servicegesellschaften in der Schweiz, Luxemburg und angeblich auch in der Karibik umstritten. Mit der US-Baumarktkette Home Depot als Vorbild eröffnete der erst 26-jährige Heinz-Georg Baus 1960 das erste Geschäft in Mannheim – um auf der Flucht vor der Steuer neun Jahre später den Wohn- und Firmensitz in die Schweiz zu verlegen. Als sich die dortige Finanzverwaltung die Geschäfte genauer ansehen wollte, siedelte der Schreinersohn nach Monaco über - bevor er 2014 die Holding nach Belp bei Bern verlegte.
Das Unternehmen hält sich gerne bedeckt. Von dem 2016 verstorbenen Gründer gibt es nur einige wenige Fotos. Laut "Forbes" hinterließ der Unternehmer, der auch einer der ersten Selfmade-Milliardäre des Landes war, ein Vermögen von 3,8 Milliarden Dollar. Inzwischen führt sein Sohn Bernd als Mitglied des Verwaltungsrates die Geschäfte, auch er setzt die Diskretion seines Vaters fort.
Heute arbeiten für das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 6,8 Milliarden Euro in insgesamt 279 Märkten 23.000 Mitarbeiter. In Mannheim sind es für das dortige Bauhaus AG Service Center Deutschland gerade mal noch 60 Mitarbeiter.
Quelle: ntv.de, jki