Flexible Währung Waren aus China teurer
22.06.2010, 14:14 UhrChinas Zentralbank macht Ernst mit der Flexibilisierung der Währung und lässt den Yuan fallen. Durch den teureren Yuan kosten Waren aus China mehr, womit die deutsche Industrie im weltweiten Vergleich wieder konkurrenzfähiger wird.
China hat seiner Ankündigung einer lockereren Geldpolitik Taten folgen lassen: Wenige Tage vor dem G-20-Gipfel in Kanada wertete die chinesische Zentralbank die Landeswährung Yuan im Vergleich zum US-Dollar auf. Das dürfte chinesische Exporte teurer werden lassen - und Produkte aus Deutschland wieder konkurrenzfähiger.
Die chinesische Zentralbank legte den Wechselkurs zum US-Dollar auf 6,7980 Yuan fest. Damit wertete China seine Währung um 0,43 Prozent auf. Wer Dollar oder Euro besitzt und damit chinesische Waren kauft, muss nun mehr zahlen. Billiger wird es hingegen, Waren aus dem Ausland nach China zu importieren.
Um den von der Zentralbank festgelegten Referenzkurs für den Wechsel des Yuan in US-Dollar darf der tatsächliche Kurs nur um 0,5 Prozent schwanken. Für diese Währungspolitik war China lange Zeit heftig kritisiert worden. Die USA etwa beklagten, der Yuan sei bis zu 40 Prozent unterbewertet - er müsste in Wahrheit also viel teurer sein. Kritiker monieren, mit dem billigen Yuan halte China seine Exporte günstig, um im eigenen Land Millionen Arbeitsplätze zu erhalten. Damit vernichte China Jobs in anderen Ländern, die mit den billigen Produktionskosten Chinas nicht mithalten können.
Am Wochenende hatte die chinesische Notenbank einen flexibleren Wechselkurs angekündigt, den Kurs des Yuan zum US-Dollar jedoch zunächst gleich belassen. Im Interbankenhandel - dem weltweiten Handel mit Finanzinstrumenten zwischen Kreditinstituten - war der Kurs des Yuan am Vortag dann trotz des unveränderten Wechselkurses allerdings schon auf den höchsten Stand seit fünf Jahren auf 6,7969 gestiegen.
China aus der Schusslinie
Beobachter werten den Schritt Chinas als Zugeständnis vor dem Gipfel der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) am Wochenende in Toronto. Dort hätte sich China voraussichtlich im Kreuzfeuer der Industriestaaten befunden, was die Gespräche wohl stark belastet hätte. China zeigte sich am Dienstag überzeugt, mit der Aufwertung sei die Zeit der Anschuldigungen im G-20-Kreis vorbei. „Bei den vergangenen drei G-20-Gipfeln war nie die Währung eines einzelnen Landes Thema“, sagte ein Außenamtssprecher in Peking am Dienstag. Nun sollten die G-20-Partner für ein ausgeglichenes weltweites Wachstum sorgen, „anstatt Schuld zuzuweisen und Druck aufzubauen“.
Die Auswirkungen der ersten Aufwertung des Yuan dürften nun nach Ansicht von Analysten nicht groß sein - doch sie sind ein wichtiges Signal für die Wirtschaft in den Industriestaaten wie Deutschland. Durch den teureren Yuan kosten Waren aus China mehr, womit die deutsche Industrie im weltweiten Vergleich wieder konkurrenzfähiger wird. Gleichzeitig werden Importe nach China günstiger - der Absatzmarkt auch für deutsche Exporteure also größer.
Teurer werden könnten nun allerdings Rohstoffe. Da diese meist in US-Dollar gehandelt werden, sind sie für China billiger, wenn der Yuan mehr wert ist. Chinesische Unternehmen können also etwa mehr Erdöl und Eisenerz zum gleichen Preis in Yuan importieren. Das lässt die Nachfrage steigen - und damit die Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt.
Mit einer weiteren deutlichen Aufwertung des Yuan rechneten Beobachter nun allerdings zunächst nicht. Denn dies könnte die chinesische Exportindustrie zu stark unter Druck setzen und damit das Wirtschaftswachstum in der boomenden Volksrepublik verlangsamen.
USA begrüßen ersten Schritt
Die USA unterstützen Regierungskreisen zufolge eine langsame Aufwertung der chinesischen Währung. Chinas Plan einer schrittweisen Flexibilisierung sei umsichtig, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter. Damit könne die Volksrepublik den Prozess kontrollieren und einen massiven Anstieg spekulativer Geschäfte eindämmen. Zugleich werde das Währungsthema nun nicht mehr das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) am kommenden Wochenende dominieren.
Quelle: ntv.de, ddi/AFP/rts