Beurer über Copycats aus Asien "Wir finden fast täglich Produkte, gegen die wir vorgehen"
08.12.2023, 17:39 Uhr Artikel anhören
"Vor allem die E-Commerce-Plattformen spülen eine Menge an asiatischen Produkten auf die europäischen Märkte", sagt Beurer-Chef Kebbe.
(Foto: picture alliance / Roland Weihrauch/dpa)
Der Ulmer Mittelständler Beurer ist mit Heizdecken groß geworden. Heute, 100 Jahre nach seiner Gründung, verkauft er im großen Stil Wohlfühlprodukte. Unternehmens-Chef Sebastian Kebbe über einen Wachstumsmarkt - und die billigere Konkurrenz aus Asien.
Hat die Heizdecke jetzt Hochsaison?
Sebastian Kebbe: Das ist natürlich schon ein Saisonprodukt. Vor allem in den europäischen Gefilden, in denen wir im Winter niedrige Temperaturen haben. Es gibt aber auch andere Länder auf der Welt, in denen gar nicht so sehr das Heizkissen oder die Heizdecke im Mittelpunkt stehen. Im südlichen Europa gehört die Heizung ja nicht zur Standardausrüstung eines Hauses, die Menschen verschaffen sich vielmehr direkte Wärme. Da werden vor allem elektrische Wärmeunterbetten eingesetzt.
Die Heizdecke ist ja ein bisschen ein Klischee in Deutschland. Welche Rolle spielt die denn überhaupt noch für Sie?
Es ist richtig, dass die Heizdecke für ein bestimmtes Bild steht, aber das stimmt im Grunde gar nicht mehr. Die Zielgruppen werden immer jünger. Im Unternehmen spielt es eine Rolle, weil es für unseren Ursprung steht. Der prozentuale Anteil am Umsatz ist nicht mehr so bedeutend. Vor allem, weil wir inzwischen so viele weitere Produktgruppen haben.
Sie sind im Wellness-Markt aktiv, also in einem stark wachsenden Markt. Wie anfällig ist der für konjunkturelle Schwankungen, wie wir sie gerade erleben?
Wir haben ja in Deutschland einen Hang dazu, das eigene Haus oder Umfeld schön zu gestalten. Wir sind deshalb nicht ganz so stark davon betroffen und sehen auch jetzt noch eine gute Nachfrage. Bei manchen Produkten spüren auch wir eine Zurückhaltung, andere laufen stabiler. Und es gibt Bereiche, die richtig im Trend liegen.
Sie verkaufen in über 100 Ländern. Werden diese Wohlfühl-Produkte überall gleich verstanden? Oder gibt es regionale Unterschiede?
Natürlich spielt die wirtschaftliche Entwicklung eine Rolle. In Ländern, die ökonomisch nicht so stark entwickelt sind, sind auch die Bedürfnisse der Menschen anders. Da geht es dann eher um Gesundheitserhalt und Therapie. Und nicht so sehr um die Ich-gönn-mir-was-Produkte.
Wellness muss man sich also leisten können?
Bis zu einem gewissen Grad ja, mit Sicherheit.
Wie entwickelt sich denn der Markt in Deutschland?
Das Wissen und Verlangen, seinen Körper zu pflegen, hat sich in der Breite immer stärker durchgesetzt. Auch in der Pandemie ist vielen klar geworden, dass eine gute Konstitution wichtig ist. Blutdruck zum Beispiel ist eine chronische Massenkrankheit, die mehr und mehr ins Bewusstsein dringt. Und daher wird da auch mehr investiert, zum Beispiel in Messgeräte.
Wie stark ist die Konkurrenz durch chinesische Produkte, die ja oft mit niedrigeren Preisen daherkommen?
Wir waren schon immer in einem wettbewerbsintensiven Umfeld. Vor allem die E-Commerce-Plattformen spülen eine Menge an asiatischen Produkten auf die europäischen Märkte. Wir scheuen den Wettbewerb nicht, weil wir für Langlebigkeit und Qualität stehen. Was wir mit Sorge sehen, ist eine Schwemme von Produkten, die viele in Europa geltende Regularien nicht erfüllen. Produkte, die keine CE-Zulassung haben. Solche, über die medizinische Aussagen getroffen werden, die so nicht geprüft worden sind.
Und die landen trotzdem hier auf dem Markt?
Ja, das ist leider so. Ich kann nur empfehlen, genau zu schauen, was man da kauft. Da ist vieles verfügbar auf den Internet-Plattformen. Wir finden fast täglich Produkte, gegen die wir vorgehen. Die EU und die Bundesregierung haben dieses Thema erkannt und auch Maßnahmen in die Wege geleitet. Aber da gibt es schon noch großen Bedarf, um dem Einhalt zu gebieten.
Haben Sie ein Problem mit Markenpiraterie?
Nicht in dem Sinne, dass jemand unsere Marke fälschlicherweise verwendet. Aber wir sehen, dass versucht wird, Erfolgsprodukte zu kopieren. Und da finden wir oft deutliche Verstöße gegen deutsche oder europäische Gesetzgebung.
Hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null"
- Wie viel in der Branche online verkauft wird
- Was der letzte Schrei in der Massage ist
- Wie lange es dauerte, bis Beurer erstmals Fernsehwerbung schaltete
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Quelle: ntv.de, ddi