Moody's stuft zwei Banken herab Zypern will nicht unter den Schirm
13.06.2012, 12:49 Uhr
Zyperns Banken sitzen auf griechischen Staatsanleihen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Lage in Zypern ist zugegebenermaßen brenzlig. Die Banken sind schwer in den Sog der Griechenland-Krise geraten. Beobachter sehen die Insel auf der östlichen Seite des Mittelmeeres bereits als Nummer 5 unter den Schirm schlüpfen. Aber Zypern setzt auf bilaterale Hilfen.
Das klamme Zypern will Medienberichten zufolge den Gang unter den Euro-Rettungsschirm möglichst vermeiden. Es sei noch keine Entscheidung gefallen, berichteten Zeitungen des Landes. Die Regierung richte ihre Bemühungen derzeit aber eher darauf, bilaterale Kredite zu erhalten.
Zypern braucht vor allem Geld, um eine Kapitallücke bei der zweitgrößten Bank des Landes, der Cyprus Popular, zu schließen. Dabei geht es um etwa 1,8 Mrd. Euro, was zehn Prozent der zyprischen Wirtschaftsleistung entspricht. Am Vortag hatte die US-Ratingagentur Moody's Cyprus Popular wieder auf den Schirm genommen. Sie werde eine weitere Herabstufung der Bank prüfen, hieß es.
Die Noten der zyprischen Bank of Cyprus wurde gleichzeitig von B1 auf B2 herabgestuft und die der Hellenic Bank von B1 auf Ba3. Moody's begründete die Entscheidung damit, dass die drei Banken wegen ihres starken Engagements in Griechenland von einem möglichen Austritt des Staates aus der Eurozone besonders betroffen wären.
Zeit bis Ende des Monats
Der Rettungsschirm soll dennoch keine Alternative sein. Finanzminister Vassos Shiarly erklärte stattdessen im staatlichten Fernsehen, dass bilaterale Krediten nicht abwegig seien. Zudem bekräftigte er, bei der Rettung der Cyprus Popular "nicht bis zum letzten Tag" warten zu wollen. Die Rekapitalisierung der Bank muss bis zum 30. Juni abgeschlossen sein.
Zypern hatte sich erst voriges Jahr 2,5 Mrd. Euro von Russland geliehen, auch über China als neuen Geldgeber wird spekuliert. Sollte aus diesen Ländern Geld fließen, würde das in der EU wohl zu skeptischen Blicken führen - nicht zuletzt, weil Zypern zum 1. Juli die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union übernimmt.
Shiarly hatte zuletzt Anfang der Woche auf die Dringlichkeit des Themas hingewiesen. Auf die Frage, ob potenzielle Hilfe nur auf die Banken beschränkt sei, erklärt er, es gehe eher um ein umfassendes Paket. "Wenn man sich an den Stützungsmechanismus wendet, dann berücksichtigt man alle Tatsachen, einschließlich des Bedarfs, der künftig entstehen könnte. Entsprechend wäre es eine umfassende Anfrage, die nicht nur aktuelle Umstände abdeckt und die Rekapitalisierung der Banken, sondern auch künftige Erfordernisse."
Auswirkungen der Griechenland-Krise
Nach Spanien gilt Zypern unter Beobachtern als möglicher nächster Kandidat für Hilfen aus dem Euro-Rettungsfonds. Das Land steckt tief in der Rezession. Auf der östlichen Mittelmeerinsel lasten neben der europaweiten Schuldenkrise vor allem Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen und die Folgen für das heimische Bankensystem.
Eine Gefahr für den Euroraum droht nicht. Das Land steht für lediglich 0,2 Prozent der gesamten Wirtschaftskraft in der Eurozone. Am Wochenende hatte Spanien angekündigt, als viertes Land nach Griechenland, Irland und Portugal Finanzhilfen seiner Euro-Partner anzuzapfen. Allerdings will die Regierung in Madrid nur Kredite für seinen Bankensektor beantragen und damit strenge Auflagen seiner Geldgeber für das gesamte Land umgehen.
Quelle: ntv.de, rts/AFP