Nachdem er ein Beben am Aktien- und Anleihemarkt verursacht hatte, musste Trump bei seinen Zöllen teilweise zurückrudern. Das Vertrauen in die USA und ihre Währung ist aber nachhaltig erschüttert, wie die anhaltende Abwertung des Dollars zeigt - so stark, dass Trump gezwungen sein könnte, nicht nur seine erratische Wirtschaftspolitik, sondern auch seine aggressive Außenpolitik zu ändern.
Der Devisenexperte George Saravelos von der Deutschen Bank schrieb vergangene Woche in einer Mitteilung an Kunden, dass er die Rolle des Dollars als Weltreservewährung in Gefahr sieht. Auf dieser speziellen Rolle beruht aber das berühmte "exorbitante Privileg" der USA - die Möglichkeit, sich sowohl in der Leistungsbilanz als auch im Staatshaushalt gigantische Defizite zu leisten – und das, ohne sich selbst anderen Ländern gegenüber besonders freundlich verhalten zu müssen.
Am Finanzmarkt ist von der "Kindness of Strangers" (dt. "Freundlichkeit Fremder" - Literaturliebhaber erkennen das Zitat …) die Rede, auf die Staaten mit einem solchen Doppeldefizit angewiesen sind. Denn diese Defizite müssen mit Kapital von außen finanziert werden. Deshalb müssen diese Regierungen auch selbst "freundlich" zu ihren Handelspartnern sein. Nur die USA mussten das bislang nicht. Dollars, vor allem in der Form amerikanischer Staatsanleihen, werden aufgrund der Funktion als Reservewährung überall in der Welt gebraucht. Das Kapital strömte von selbst - bis jetzt.
Die nun begonnene Flucht der Investoren aus dem Dollar, so schreibt Saravelos, dürfte dazu führen, dass auch die USA "eine nicht-konfrontativen Außen- und Wirtschaftspolitik" betreiben müssten, um ihre Finanzierung zu sichern. Bisher habe Trump das Gegenteil gemacht, indem er etwa Anspruch auf Grönland erhob und damit den Dollar destabilisiert. "Wir vermuten, dass die US-Regierung in Zukunft eine versöhnlichere Haltung in den internationalen Beziehungen einnehmen muss, um die Stabilität auf dem Anleihenmarkt zu gewährleisten."