"Wall Street ist nicht mehr der knusprigste Keks in der Börsendose"
Vor den mit Spannung erwarteten US-Inflationsdaten zeigen sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte erneut risikofreudig: Der DAX springt in der Spitze auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr und verabschiedet sich dann mit einem Aufschlag von 1,2 Prozent bei einem Stand von 14.948 Punkten in den Feierabend. Im bisherigen Börsenjahr summieren sich die DAX-Gewinne damit bereits auf mehr als sieben Prozent. Im Börsenjahr 2022 hatte er etwa zwölf Prozent eingebüßt. Auch an der Wall Street legen die Kurse zunächst zu.
"Es könnte am Donnerstag interessant werden. Im Augenblick gehen die Anleger von einer weiter rückläufigen Teuerungsrate aus. Bleibt eine böse Überraschung aus, könnten die Börsianer weiter bei den Dividendenpapieren zugreifen", sagt Analyst Christian Henke vom Broker IG. Falls die Inflation es zulasse, könnte die US-Notenbank die Geldpolitik noch in diesem Jahr lockern, erklärte das Bankhaus ING.
"Es geht deutlich aufwärts im DAX", kommentiert ntv-Börsenkorrespondent Frank Meyer. "Dafür gibt es mehrere Gründe: zum Einen den Nachholbedarf an den europäischen Aktienmärkten nach dem schwachen Börsenjahr 2022 - auch hierzulande. Es gilt aktuell: Die Wall Street ist nicht mehr der knusprigste Keks in der Börsendose", erläutert er. "Zudem spricht mittlerweile auch die Charttechnik für den DAX, der nun bis 15.100 Zähler steigen könnte", so Meyer. "Und dann stützen auch noch die Schwergewichte den Leitindex. Allein Bayer verzeichnet seit Jahresbeginn prozentual zweistellige Zuwächse."
Im DAX legen Bayer um die 3,5 Prozent zu. Hier stützt das Interesse aktivistischer Investoren. Nachdem sich jüngst Inclusive Capital mit knapp 1 Prozent an dem Pharmakonzern beteiligt hat, soll nun auch Bluebell Capital eingestiegen sein. Die Investoren fordern eine Aufspaltung des Konzerns und einen Wechsel an der Unternehmensspitze. "Nach Ansicht der Investoren sind die einzelnen Teile mehr wert als das große Ganze", so ntv-Börsenkorrespondent Meyer. "Durch eine Zerschlagung erwarten die aktivistischen Investoren eine Kurssteigerung bei Bayer von 70 Prozent."
Noch stärker nach oben geht es mit Siemens Energy, die mehr als fünf Prozent gewinnen. Siemens Energy ist Teil eines Konsortiums, das einen Milliardenauftrag für die Anbindung von Windparks in der Nordsee erhalten hat.
Ebenfalls sehr fest im Markt liegen Vonovia, deren Titel knapp sechs Prozent steigen. Zu Vonovia wird darauf verwiesen, dass Immobilienwerte marktbreit gesucht sind, so auch Deutsche Wohnen, TAG oder Grand City in der zweiten und dritten Reihe.