Der Börsen-Tag Knackt Ungarns Leitzins die Zehn-Prozent-Marke?
26.07.2022, 11:30 UhrDer ungarische Forint steigt im Vorfeld der erwarteten Zinserhöhung der Notenbank. Der Euro fällt von Wechselkursen um 399,50 Forint bis auf das Tagestief von 397,32. Aktuell geht die Gemeinschaftswährung bei 398,63 Forint um - ein Abschlag auf Tagessicht von 0,2 Prozent. Devisenanalyst Tatha Ghose von der Commerzbank rechnet mit einer Zinserhöhung um 100 Basispunkte. Er verweist auf die jüngste Phase mit Risikominimierung am Devisenmarkt, als die ungarische Zentralbank (MNB) durch den Devisenmarkt unter Druck gesetzt worden sei, entschlossener zu handeln. Der Euro habe zu Beginn des Monats die Marke von 410 Forint überschritten.
Von Juni bis Juli habe die MNB daher die Zinsen um insgesamt 385 Basispunkte angehoben - auf zuletzt 9,75 Prozent. Der Experte spricht von einem ordentlichen Zinsniveau, der Realzins Ungarns (berechnet mit der steuerbereinigten Kerninflation von 13,8%) falle nun weniger negativ als in Tschechien aus.
Mit einer Zinserhöhung um weitere 100 Basispunkte nähere sich der Zins stärker dem Stand an, den die Geldmärkte für die nächsten drei bis sechs Monate eingepreist hätten. Eine weitere geringfügige Straffung sei über 100 Basispunkte hinaus am Markt berücksichtigt. Wie auch in den G10-Ländern preisten die Märkte aber in der jüngsten Zeit auch in Ungarn ihre mittelfristigen Zinserhöhungserwartungen teilweise wieder aus.
Es bestehe ein gewisses Risiko, dass es im Tagesverlauf zu einer kleineren Zinserhöhung um 75 Basispunkte komme, mahnt Ghose. Falls es zu dieser geringeren Zinserhöhung kommen sollte, rechne er mit einer baldigen Rückkehr des Euro über den Stand von 400 Forint, weil die Märkte dann den grundsätzlich moderaten Kurs der MNB erneut hinterfragten.
Quelle: ntv.de