Märkte stehen im Wind Dax lässt sich etwas beruhigen
30.01.2014, 17:55 Uhr
Die US-Notenbank bläst den Anlegern scharf ins Gesicht.
(Foto: REUTERS)
Notenbank - Devisenmärkte - Aktienmärkte: In diesem Dreieck spielt derzeit mehr denn je die Musik. Doch erste Schwellenländer melden vorsichtig eine leichte Entspannung an der Währungsfront. Der deutsche Aktienmarkt reagiert dankbar.
Der deutsche Aktienmarkt hat sich in einem nervösen Handel in die Gewinnzone gerettet. Im Tagesverlauf schwankte der Leitindex in einer Spanne von 150 Punkten. Nach langer Zeit im Minus drehte der Markt am Nachmittag mit einem kräftigen Sprung ins Plus.
Einmal mehr stand der Handel im Zeichen der US-Geldpolitik. Erwartungsgemäß hatte die Fed die Drosselung der Anleihenkäufe angekündigt. Bereits seit Tagen waren in einigen Schwellenländern Die Währungen unter Druck geraten. Der Ausstieg aus den Konjunkturhilfen führt weltweit zu massiven Umschichtungen.
Nachdem anfangs Sorgen vor einer erneuten Verschärfung der Lage den Markt in der Verlustzone gehalten hatte, sorgten Signale der Entspannung bei der türkischen Lira für den Vorzeichenwechsel. "Mit einem Tag Verzögerung scheint nun doch eine gewisse Stabilisierung einzusetzen", sagte ein Händler mit Blick auf die massive Leitzinserhöhung in der Türkei. Die im Rahmen der Erwartungen ausgefallenen US-BIP-Zahlen interessierten nur am Rande, wenngleich es sicherlich beruhigend für die Märkte sei, dass sich die Wachstumserholung in der größten Volkswirtschaft der Welt wie erwartet fortsetze. Allerdings stehen die Signale an der Wall Street auf grün.
Weiteres Korrekturpotenzial?
Letztlich verbuchte der Leitindex Dax ein Plus von 0,4 Prozent auf 9373 Zähler. Der MDax wechselte ebenfalls in positives Terrain, konnte dies aber nicht ins Zielretten und schloss 0,1 Prozent leichter bei 16.285 Stellen. Der TecDax legte 0,2 Prozent auf 1220 Punkte zu. Und der Eurostoxx 50 erhöhte sich um 0,3 Prozent auf 3022 Zähler.
Händler blieben vorsichtig. "Von der Einstellung 'Das wird schon alles gut' haben inzwischen doch einige Investoren Abstand genommen und sagen sich stattdessen, 'Womöglich könnte doch etwas Schlimmes kommen'", sagte Aktienstratege Jörg Rahn von Marcard, Stein & Co.
"Dass sich die Fed von ihrem im Dezember eingeschlagenen Kurs nicht hat abbringen lassen, sorgt für anhaltende Missstimmung", urteilten die Analysten der Essener Nationalbank. "Da fehlt jede Geste und das verstimmt", sagt Anita Paluch, Händlerin der Varengoldbank.
Chris Zwermann von Zwermann Financial erwartet, dass die Korrekturen bis in den April hinein anhalten. Dann könnte sich die US-Notenbank doch noch zu einer Pause bei der Drosselung ihre Wertpapierkäufe gezwungen sehen. Bis dahin könnte der Euro-Stoxx-50 auf 2.850 zurückfallen, der Dax auf knapp 8.400, der Nikkei auf 13.550 und der Dow-Jones auf 14.000 Punkte.
Für etwas Stabilität hatten zudem diverse Daten zu Geschäftsklima und Wirtschaftsstimmung in der Eurozone gesorgt. "Die Befürchtung war, dass es hier und da zu einem Einbruch kommen wird. Das war aber nicht zu erkennen", sagt ein Händler. "Gleichzeitig erhält sich damit die Fantasie, dass die EZB doch noch irgendwelche Lockerungsmaßnahmen vornimmt."
Potash-Zahlen drücken K+S
Im Dax verbuchten Infineon mit 4,2 Prozent auf 7,69 Euro die größten Gewinne. Der Halbleiterkonzern ist besser durch das erste Quartal gekommen als erwartet. Continental zogen 2,0 Prozent an. Daneben gingen mit RWE und Eon die beiden Energietitel fester aus dem Handel. Eon hat seine Ergebnisprognose für das vergangene Jahr wohl erreicht. Der größte deutsche Versorger bezifferte in einer Präsentation den für 2013 erwarteten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erneut auf 9,2 Milliarden bis 9,3 Milliarden Euro.
Am anderen Ende hielten K+S mit Minus 2,7 Prozent die rote Laterne. Der US-Düngemittelhersteller Potash hatte unter den Erwartungen liegende Viertquartalsergebnis veröffentlicht und dies mit dem "herausfordernden" Marktumfeld begründet. Bei Potash konnten die deutlichen Preisrückgänge nicht durch höhere Absatzmengen kompensiert werden. Commerzbank büßten 1,5 Prozent ein. Die Adidas-Aktien sind auch weiterhin bei den Anlegern nicht gefragt und verloren 1,5 Prozent. Die Deutsche Bank hatte unlängst in einer Studie die Ziele für 2015 als nicht mehr erreichbar bezeichnet.
In der zweiten Reihe verbilligten sich Krones um 2,2 Prozent auf 60,28 Euro. GEA fielen ebenso um 2,2 Prozent zurück. Stada sanken um 2,1 Prozent.
Aufschläge verbuchten dagegen Leonie mit 2,4 Prozent. Zudem verteuerten sich Symrise nach guten Zahlen des Schweizer Aromenherstellers Givaudan um 1,2 Prozent.
Im SDax kletterten Zooplus um gut 4,7 Prozent. Europas größter Online-Futterhändler macht dank treuer Kunden bessere Geschäfte als erwartet. Die Gesamtleistung, also Verkaufsumsätze und Werbeerlöse auf der Internetseite, schoss nach Firmenangaben im vergangenen Jahr um 27 Prozent auf 426 Millionen Euro in die Höhe. Die Tochter des Medien- und Online-Konzerns Burda hatte erst im Oktober ihr Ziel für die Gesamtleistung auf mindestens 415 Millionen Euro erhöht. Nun war das vierte Quartal mit 119 Millionen Euro überraschend einträglich.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ