Militärische Krisenszenarien Der Goldpreis schmilzt
22.11.2011, 11:30 Uhr
Größere Dichte als Schokolade: Dieser Barren wiegt exakt so viel wie eine handelsübliche Tafel.
(Foto: REUTERS)
Die sich abzeichnende Pattsituation im großen Schuldenstreit von Washington mischt sich an den Rohstoffmärkten mit der Sorge vor einer militärischen Eskalation in der Golfregion zu einem düsteren Gesamtbild. Währungseffekte belasten den Handel mit Edelmetall. Am Ölmarkt schauen die Händler auf die Entwicklungen rund um den Iran.
Die Furcht vor zunehmenden Spannungen in der Golfregion infolge von neuen Sanktionen gegen den hat den Ölpreis deutlich steigen lassen. Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 107,22 Dollar. Der Preis für US-Leichtöl der Sorte WTI stieg um 0,7 Prozent auf 97,55 Dollar je Barrel.
Die USA, Kanada und Großbritannien verhängten Sanktionen gegen das iranische Bankensystem. Sie reagierten damit auf den Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), demzufolge das iranische Atomprogramm auch die Entwicklung von Kernwaffen zum Ziel haben könnte. Im Falle eines möglichen Luftangriffs auf iranische Atomanlagen befürchten Investoren einen rasanten Anstieg der Ölpreise. Iran ist nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Ölproduzent der Opec. Die neuen Sanktionen erhöhten das Risiko von Lieferunterbrechungen, die entweder direkt durch den Iran oder durch eine Sperrung der Straße von Hormus im Persischen Golf ausgelöst werden könnten, sagte Rohstoffanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank.
Die Hoffnung auf eine anhaltend hohe Nachfrage aus dem weltgrößten Abnehmerland China gab dem Preis für Kupfer Auftrieb. Nach einem dreitägigen Kursrückgang verteuerte sich das Industriemetall um 1,5 Prozent auf 7420 Dollar je Tonne. Die Weltbank sagte für die Volksrepublik trotz der Schuldenkrise in Europa auch für 2012 ein Wirtschaftswachstum von 8,4 Prozent voraus. "Auch wenn es derzeit viel Schwarzmalerei gibt, hört man einzelne Geschichten, die einen eher optimistischeren Ton (für die Entwicklung des Kupferpreises) anstimmen", sagte Jonathan Barratt von Commodity Broking Services in Sydney. Die Furcht vor einer deutlichen Abkühlung der Weltwirtschaft hat den Kupferpreis in diesem Jahr um 23 Prozent einbrechen lassen.
Der Preis für Gold hatte zu Wochenbeginn deutlich abgegeben und ist unter die Marke von 1700 Dollar je Feinunze gefallen. Während er im Tageshoch noch knapp über 1726 Dollar notierte, fiel er am Montagabend bis auf 1666,70 Dollar zurück. Das war der stärkste Tagesrückgang seit Ende September. Am Dienstag lag Gold allerdings wieder leicht erholt bei 1694,90 Dollar.
Der schwächere Dollar habe Anleger wieder zugreifen lassen, hieß es am Markt. Der Dollar-Index, der gegenüber einem Korb anderer wichtiger Währungen ermittelt wird, ging um 0,2 Prozent zurück. Eine schwächere US-Währung macht Rohstoffe für Anleger außerhalb des Dollar-Raumes billiger. Auch der starke Rückgang des Goldpreises zu Wochenbeginn habe einige Anleger angelockt, meinten Beobachter. Angesichts der weiter schwelenden Schuldenkrisen in der Eurozone und den USA rechnen Analysten mit anhaltender Nervosität am Markt.
Von generellen Verkäufen war die Rede, die neben Gold auch andere Rohstoffe sowie Aktien erfasst hätten. Gekauft worden sei dagegen der Dollar. Hintergrund für die Bewegungen am Devisenmarkt seien die weiter schwelende Schuldenkrise in der Eurozone sowie das offenkundige Scheitern bei den Gesprächen um eine Haushaltskonsolidierung in den USA. Der Rücklauf in den Dollar gilt dabei als die übliche Reaktion von Großinvestoren auf die wachsende Unsicherheit. In jüngster Zeit habe sich der Goldpreis ohnehin stärker im Gleichklang mit riskanteren Anlagen bewegt, da Investoren ihre Cashbestände erhalten oder aufstocken wollten.
Allerdings zeigten sich Analysten optimistisch für die längerfristige Entwicklung. So habe sich der Mittelzufluss in physisch hinterlegte Gold-ETF im November bislang auf 53,2 Tonnen belaufen. Damit befindet sich das Volumen auf dem Weg zu einem neuen Rekord seit Juli, wie die Beobachter bei Barclays Capital hervorhoben.
Quelle: ntv.de, DJ/rts