Wall Street deutlich im Minus Enttäuschende Wirtschaftsdaten belasten Dax
13.11.2015, 17:50 Uhr
(Foto: dpa)
Mit einem Minus schicken Anleger den Dax ins Wochenende. Für schlechte Stimmung sorgen enttäuschende Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA. Auch Portugal macht den Anlegern Bange. K+S sind an diesem Tag im Dax fast der einzige Gewinner.
Enttäuschende Wachstumszahlen drückten Europas Börsen kräftig ins Minus. Nach schwächeren BIP-Zahlen aus Europa hatten auch die US-Daten enttäuscht. Auch die Unsicherheiten rund um Portugal stellen einen latenten Belastungsfaktor dar. Der Dax verlor 0,7 Prozent auf 10.708 Punkte.
Am Abend könnte DBRS als letzte Ratingagentur portugiesische Anleihen auf "Schrott-Status" herabstufen. Dann könnte die EZB möglicherweise keine Staatsanleihen des Landes mehr kaufen. Die Rendite der zweijährigen portugiesischen Staatsanleihen stieg von 0,195 auf 0,253 Prozent. Die Analysten der Bank of America-Merrill Lynch gaben aber Entwarnung: Auch in der schwierigsten Phase der Staatsschuldenkrise habe DBRS Portugal nicht auf Ramschniveau gesenkt. Es wäre inkonsequent, wenn dies nun erfolge.
Auch die Wirtschaftsdaten sprachen gegen steigende Kurse an der Börse. Die Wirtschaft der Eurozone ist im dritten Quartal verglichen mit dem Vorquartal um 0,3 Prozent gewachsen, erwartet wurde aber ein Plus von 0,4 Prozent.
Derweil waren die US-Einzelhandelsumsätze im Oktober nur um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, erwartet wurde ein Plus von 0,3 Prozent. Und: Die Kern-Erzeugerpreise waren im Oktober um 0,3 gefallen statt eines erwarteten Anstiegs um 0,1 Prozent. Allerdings war der Index der Verbraucherstimmung der Uni Michigan über den Prognosen ausgefallen.
Positiv auf den Markt wirkten neue Übernahmefantasien. Das angebliche Interesse des chinesischen Chemie-Riesen ChemChina an der schweizerischen Syngenta stütze im Dax etwa K+S.
Frankfurt: K+S weiter an Dax-Spitze
Der Dax schloss 0,7 Prozent tiefer auf 10.708 Punkten. Für den Nebenwerte-Index MDax ging es ebenfalls 0,7 Prozent nach unten auf 20.520 Zähler. Deutlichere Verluste verzeichnete auch der TecDax, der 1,4 Prozent nachgab auf 1784 Punkte. Runter ging es auch für den Euro-Stoxx-50, der 0,9 Prozent verlor auf 3356 Stellen.
Die Übernahmefantasien in der Chemie-Branche trieben die Aktien von K+S im Dax weit nach oben. Das Papier des Düngemittelkonzerns verbesserte sich um 2,5 Prozent. Noch deutlicher zulegen konnten die Papier von Volkswagen, die sich um 1,0 Prozent verbesserten.
Zu den größten Verlierern im Dax zählten die Aktien der Deutschen Bank, die sich nach einer Herunterstufung der Citi um 1,7 Prozent verbilligten. Die Analysten hatten die Titel auf "Neutral" von "Buy" heruntergenommen.
Die von der Deutschen Euroshop gekürzte Gewinnprognose schickte die Aktie mit einem Minus von 5,7 Prozent ans Ende des MDax. "Ziemlich ungewöhnlich" nannte Andre Remke von Baader Helvea die Gewinnwarnung. Deren tatsächliche Auswirkungen hielten sich aber in Grenzen, weshalb der Analyst zu "Käufen in jede Aktienschwäche" riet. Das Unternehmen sei sehr profitabel und habe eine exzellente Bilanzstruktur.
LEG Immobilien verloren nur 0,9 Prozent trotz einer Kapitalerhöhung vom Vorabend. "Das Geld wird in einen Zukauf investiert und in Folge steigen Umsatz und Ergebnis", so ein Händler.
Mächtig unter die Räder gerieten im SDax die Aktien von Heidelberger Druckmaschinen nach Vorlage von Quartalszahlen. Das Papier stürzte um mehr als 18 Prozent ab und landete weit abgeschlagen am Index-Ende. "Nach dem ersten Halbjahr hat Heidelberger Druck lediglich 25 Prozent unserer Ebit-Prognose erreicht", sagte Jasko Terzic von der DZ Bank mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr.
USA: Verluste an der Wall Street weiten sich aus
Enttäuschende Konjunkturdaten verhindern zum Wochenausklang eine Erholung der Aktienkurse an der Wall Street. Der Dow-Jones-Index fällt um 0,8 Prozent auf 17.313 Punkte. Der S&P-500 gibt um 0,7 Prozent nach und der Nasdaq-Composite um 0,9 Prozent.
Auf dem Markt lasten besonders die überraschend schwachen Einzelhandelsdaten. Sie gelten als wichtiger Indikator für den privaten Konsum in den USA, der für etwa 70 Prozent der Wirtschaftsleistung verantwortlich ist. Im Oktober legten die Einzelhandelsumsätze um 0,1 Prozent zu; Volkswirte hatten ein Plus von 0,3 Prozent erwartet. Nach Ansicht eines Analysten schwächen die US-Daten das Szenario einer Leitzinserhöhung im Dezember in den USA zwar leicht. Übergeordnet ist der Experte aber weiter fest davon überzeugt, dass die Fed die Zinsen im Dezember anheben wird. "Wenn nicht jetzt, wann dann", heißt es.
Die Aktie von Cisco verliert 5,9 Prozent. Das Unternehmen hatte am Donnerstag nach Börsenschluss Geschäftszahlen vorgelegt und einen enttäuschenden Ausblick gegeben. In seinem ersten Geschäftsquartal verdiente Cisco besser, als der Konzern selbst und die Analysten erwartet hatten. Enttäuschende Zahlen veröffentlichten die Einzelhändler J.C. Penney und Nordstrom. Ihre Aktien geben um 16,4 Prozent und 16,8 Prozent nach.
Mit Erleichterung reagieren Mylan-Anleger darauf, dass die geplante feindliche Übernahme von Perrigo durch Mylan gescheitert ist. Mylan wollte 26 Milliarden Dollar zahlen. Die Mylan-Aktie springt um 14 Prozent nach oben. Der Kurs von Perrigo bricht dagegen um rund 7 Prozent ein.
Asien: Wirtschaftssorgen belasten Börsen
Sorgen um die Weltkonjunktur haben die Aktienmärkte in Asien ins Minus gedrückt. Auslöser waren sinkende Rohstoffpreise. Sie gingen auf Talfahrt, weil Anleger eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft befürchteten. "Daten aus China lieferten diese Woche keine Anzeichen, dass das Wachstum sich erholen könnte", sagte Marktstratege Masahiro Ichikawa vom Investmenthaus Sumitomo Mitsui Asset Management.
In Japan ging der Leitindex Nikkei 0,5 Prozent schwächer aus dem Handel auf knapp 19.597 Punkten. Zu den größten Verlierern in Tokio gehörte der Technologiekonzern Toshiba, der am Donnerstag Verluste bei seiner US-Atomenergie-Tochter Westinghouse in den Geschäftsjahren 2012 und 2013 eingeräumt hatte. Die Toshiba-Aktie rauschte fast sechs Prozent in den Keller.
In Shanghai ging es um 1,4 Prozent abwärts, in Hongkong sogar um über 2 Prozent, womit dort die kräftigen Gewinne vom Vortag wieder aufgezehrt wurden.
Devisen: Euro verliert leicht an Wert
Der Euro-Kurs hat nach der Bekanntgabe enttäuschender Konjunkturdaten aus der Eurozone nachgegeben. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0742 US-Dollar. Im asiatischen Handel hatte der Euro noch über 1,08 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0764 (Donnerstag: 1,0726) US-Dollar fest.
Die Wachstumsdaten übten Druck auf die Gemeinschaftswährung aus. Die Wirtschaft im Euroraum war im dritten Quartal mit 0,3 Prozent etwas schwächer gewachsen, als Bankvolkswirte erwartet hatten. Zudem hat sich das Wachstum seit Jahresbeginn Zug um Zug verlangsamt. Als Grund nannten Analysten vor allem die konjunkturelle Schwäche in vielen Schwellenländern und den entsprechenden Rückgang der Nachfrage.
Rohstoffe: Ölpreise lassen kräftig nach
Der Ölpreis gibt abermals deutlich nach. Mit 40,56 Dollar liegt der Preis für das Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) 1,19 Dollar unter dem Settlementpreis vom Vorabend. Die Nordseesorte Brent verliert 59 Cent auf 44,60 Dollar.
Neue düstere Prognosen verhindern eine Erholung von den Verlusten, die der Ölpreis am Donnerstag erlitten hat. Die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet, dass die Nachfrage nach Öl im kommenden Jahr konjunkturbedingt langsamer zunehmen wird. Vor allem die schwächelnde chinesische Wirtschaft wird dafür verantwortlich gemacht, dass sich das Überangebot an Öl einfach nicht verringern will.
Der Goldpreis legt geringfügig zu auf 1.082 Dollar je Feinunze. Das ist ein Dollar mehr als zum Settlement am Donnerstag.
Quelle: ntv.de, kst/jwu/rts/DJ/dpa