Chronische Hauterkrankung Entsteht eine Säufernase durch Alkohol?
04.07.2017, 09:16 Uhr
Das Bild von Domenico Ghirlandaio (1488) zeigt einen Großvater mit seinem Enkel. Das Rhinophym des alten Mannes ist auf dem Bild nicht rot dargestellt.
(Foto: wikipedia / gemeinfrei)
Sie ist rot, knollig und großporig - und gilt als sicheres Zeichen einer Alkoholsucht. Doch ist die Säufernase tatsächlich ein Beweis für langfristigen Alkoholmissbrauch oder steckt etwas ganz anderes dahinter?
Was umgangssprachlich und uncharmant als Säufer-, Trinker- oder Schnapsnase bezeichnet wird, kann tatsächlich die Auswirkung eines übermäßigen Alkoholkonsums sein. In vielen Fällen jedoch ist es die Ausprägung einer Hauterkrankung, die nichts, aber auch gar nichts über den Alkoholkonsum des Betroffenen aussagt. "Da das Erscheinungsbild einer Säufernase dem Erscheinungsbild der Rosazea sehr ähnlich ist, wird es oftmals mit diesem verwechselt. Betroffene werden fälschlicherweise als Alkoholiker abgestempelt", erklärt Dr. Winfried Wischer, Dermatologe aus Düsseldorf, die Fehlinterpretation.
Für die meisten Betroffenen, die eine Rosazea mit oder ohne Knollennase haben, sind die Symptome mitten in ihrem Gesicht eine echte psychische Belastung. Von seinen Mitmenschen aufgrund des Aussehens auch noch als Säufer angesehen zu werden, bedeutet für viele eine zusätzliche Belastung - und sollte deshalb dringend unterlassen werden.
Rosazea-Ursachen immer noch unbekannt
Die Rotfärbung der Nase und anderer Bereiche in der Mitte des Gesichts ist ein typisches Symptom der Rosazea. Außerdem können Schwellungen der Gesichtshaut, Schuppen- und Pustelbildungen als Krankheitszeichen auftreten. Die Hauterkrankung tritt häufig erstmals im Alter zwischen 30 und 40 Jahren auf und verstärkt sich im Laufe der Jahre. "Bisher weiß man nicht genau, welche Ursachen Rosazea hat", so der Dermatologe weiter. Regulationsstörungen der Gefäßversorgung, Entzündungen im Nervensystem, eine Störung des Immunsystems aber auch bestimmte Bakterien werden als Gründe diskutiert. Prinzipiell sind Frauen etwas häufiger betroffen als Männer.
Zu den bereits genannten Symptomen kann es - vor allem bei Männern - zu knollenartigen Wucherungen der Nase kommen. Diese Rosazea-Ausprägung bezeichnen Mediziner als Rhinophym. Die Nase wird zur Knolle, ist mit rot-blauen Äderchen durchzogen und die Poren erweitern sich. Manchmal kommen eitrige Pickel oder knotenartige Verdickungen der Talgdrüsen hinzu. Aus diesem Grund wurde die Erkrankung früher auch als Acne rosacea bezeichnet.
Therapiemöglichkeiten und Selbsthilfe
Auch wenn Rosazea und das dazugehörige Rhinophym nicht heilbar sind, stehen Dermatologen mehrere Therapieoptionen wie Cremes, Tabletten oder Peelings zur Behandlung der chronischen Erkrankung zu Verfügung. Welche letzten Endes angewendet wird, hängt vom Schwere- und Ausprägungsgrad der Erkrankung ab. Eine Knollennase, die durch Rosazea entstanden ist, lässt sich durch chirurgisches Abtragen oder mittels Laserbehandlung etwas verkleinern und ebnen.
"Rosazea-Patienten sollten zudem alles meiden, was zu einer zusätzlichen Irritation der betroffenen Hautstellen führt", betont Wischer. Dazu gehören Sonneneinstrahlung, Reibung sowie reizende Seifen und Kosmetika. Aber auch alle Faktoren, die zu einer plötzlich auftretenden Rötung der Haut oder generell zu Gefäßerweiterungen führen, wie zum Beispiel Saunabesuche, Heißgetränke, scharfes Essen und eben auch Alkohol, sollten gemieden werden.
Übrigens: Wegen seines Aussehens wird der Zitronenblättrige Täubling oftmals auch als Säufernase bezeichnet. Doch auch diese Pilze mit ihren purpurroten bis violetten Hüten haben ganz und gar nichts mit Alkohol am Hut.
Quelle: ntv.de