Panorama

Stahlkuppel-Aktion gescheitertBP auf der Suche nach Lösungen

10.05.2010, 18:25 Uhr

Das Öl strömt weiter: Die 100 Tonnen schwere Kuppel kann den Ölfluss nicht stoppen. Der Mineralölkonzern BP sucht weiter nach Wegen, die Ölquelle zu stopfen. Noch immer strömen pro Tag rund 800.000 Liter Erdöl ins Meer. Eine gemeinnützige Organisation versucht unterdessen, das Öl mit Haaren aus dem Wasser zu saugen.

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Rund 275 Schiffe sind im Einsatz, um das Öl aus dem Meer abzusaugen. (Foto: AP)

Die Hoffnung, den Ölfluss im Golf von Mexiko mit einer großen Kuppel zu stoppen, war vergebens - jetzt sucht BP einen Plan B gegen die Ölpest. Der britische Mineralölkonzern teilte mit, vor allem zwei weitere Möglichkeiten zu prüfen, um den Ölaustritt nach dem Untergang der Plattform "Deepwater Horizon" einzudämmen. Weiterhin strömen täglich mindestens 795.000 Liter Rohöl aus. Nach US-Medienberichten sind seit dem Unfall vor mehr als zwei Wochen bereits mehr als 13 Millionen Tonnen ins Meer gelangt. Eine private Organisation will die Ölpest mit Haaren bekämpfen.

Neuer Versuch mit kleinerer Kuppel?

Eine der geplanten BP-Maßnahmen ist, eine kleinere Kuppel aus Stahl und Beton über das Haupt-Leck zu stülpen, aus dem ein Großteil des Öls sprudelt. Der Versuch mit einem größeren Exemplar war am Wochenende gescheitert. Wegen der großen Kälte in 1500 Metern Tiefe hatten sich Kristalle aus Öl und Wasser in der Kuppel gebildet, die die Öffnung an der Spitze verstopften und deshalb ein Absaugen des Öls verhinderten. Damit hat sich die Hoffnung vorerst zerschlagen, das Umweltdesaster schnell einzudämmen. Der Konzern äußerte die Hoffnung, dass die kleinere Kuppel weniger Angriffsfläche für die Hydrate bietet.

Parallel dazu wolle BP versuchen, die Öl-Quelle zu verstopfen. In einer als "Top Kill" bezeichneten Methode würden Gummiteile wie zum Beispiel Teile alter Autoreifen oder Golfbälle unter Hochdruck in das tonnenschwere Sicherheitsventil auf der Quelle geschossen, sagte der Einsatzchef, Admiral Thad Allen. All diese Techniken seien allerdings in einer solchen Meerestiefe mit großen Unsicherheiten behaftet.

Kosten explodieren

Der Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" kostete BP bereits jetzt sehr viel Geld. Das Unternehmen gab nach eigenen Angaben bisher 350 Millionen Dollar (etwa 270 Millionen Euro) aus, um die Schäden zu bewältigen. Darin enthalten seien unter anderem Kosten für die Eindämmung des Öls, für Entlastungsbohrungen und die Hilfe für die US-Küstenstaaten. Experten rechnen am Ende mit einem Milliardenbetrag.

Gleichzeitig zu den Versuchen, die Lecks zu stopfen, wurde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Ölpest im Meer zu beseitigen. Nach Angaben von BP sind mehr als 275 Schiffe dabei, Öl abzuschöpfen. Insgesamt seien so bereits mehr als 10 Millionen Liter Öl entfernt wurden. Zudem seien bislang insgesamt mehr als 1,1 Millionen Liter Chemikalien eingesetzt worden, die das schwere Öl in harmlosere Brühe umwandeln sollen.

Haare für die Umwelt

Daneben lief für die möglicherweise bald betroffenen Küstenorte eine ganz andere Hilfswelle an. Eine gemeinnützige Organisation namens "Matter of Trust" (Vertrauenssache) sammelt mit großem Erfolg Menschen- und Tier-Haare, die - in Nylonstrumpfhosen gestopft - helfen sollen, das Öl im Meer aufzusagen, noch bevor es die Küsten erreicht. Haare könnten das Fett aus der Haut saugen und somit auch das Öl bei einer Ölpest herausziehen, sagte die Initiatorin Lisa Craig Gautier. Täglich träfen mehr als 200 Tonnen Haare aus aller Welt in den Küstenorten ein. Etwa 370.000 Friseursalons und sehr viele Privatleute beteiligten sich an der ungewöhnlichen Aktion.

Ölklumpen vor Alabama

An das Ufer der Dauphin-Insel rund fünf Kilometer vor der Küste Alabamas sind unterdessen Ölklumpen geschwemmt worden. Sie sollen nun daraufhin untersucht werden, ob sie von der Ölpest verursacht wurden. Manche von ihnen sind groß wie Golfbälle, wie der Einsatzstab mitteilte. Helfer hätten Barrieren um die Insel gelegt, um weitere Klumpen aufzufangen. Am Donnerstag hatte der Ölfilm erstmals eine unbewohnte Insel vor der Küste des US-Bundesstaates Louisiana erreicht.

Die US-Behörden weiteten das Verbot für Fischfang an der Küste vor Louisiana aus. Mehr als 10.000 Helfer seien im Einsatz, um zu verhindern, dass das Öl auf das ökologisch empfindliche Marschland am Mississippi-Delta trifft. Auch habe man Teile des Ölfilms auf der Meeresoberfläche verbrannt.

Quelle: fma/dpa/AFP