Panorama

Causa Knox und Sollecito Justiz nimmt Richter Nencini ins Visier

Weil er Interna ausplauderte, steht Richter Nencini jetzt im Visier der italienischen Justiz.

Weil er Interna ausplauderte, steht Richter Nencini jetzt im Visier der italienischen Justiz.

(Foto: dpa)

Es wird ungemütlich für Richter Nencini. Seine Äußerungen nach dem Schuldspruch gegen Amanda Knox und Raffaele Sollecito sorgen weiter für Unmut. Italiens Generalstaatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen auf.

Nach seinem umstrittenen Interview sind gegen den Richter im jüngsten Amanda-Knox-Mordprozess Ermittlungen eingeleitet worden. Der Generalstaatsanwalt des höchsten italienischen Gerichts in Rom eröffnete ein Verfahren, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Alessandro Nencini hatte in Italien mit einem Zeitungsinterview kurz nach dem jüngsten Urteil gegen Knox und ihren Ex-Freund Raffaele Sollecito für Empörung gesorgt.

Darin hatte Nencini unter anderem über die Urteilsverkündung und den Prozess gesprochen. "Ich fühle mich befreit, weil der Moment der Entscheidung der schwierigste ist", sagte er. "Ich habe auch Kinder und Strafen gegen zwei junge Menschen zu verhängen, ist emotional sehr hart." Sollecitos Entscheidung, nicht auszusagen, habe "den Prozess sicherlich einer Stimme beraubt". Der Mord an der Britin Meredith Kercher, für den die US-Amerikanerin Knox und Sollecito am Donnerstag verurteilt worden waren, sei "eine Sache unter Kids" gewesen.

Nencini wird vorgeworfen, Teile der ausstehenden schriftlichen Urteilsbegründung vorweggenommen und Sollecitos Strategie kommentiert zu haben. In einer Stellungnahme von Sollecitos Anwälten hieß es: "Es ist indiskutabel, dass der Richter öffentlich kommentiert hat, was während der Beratungen passiert ist."

Ein beiläufiges Flurgespräch

Nencini selbst verteidigte sich: Er habe die Strategie der Verteidigung nicht beurteilt. Sollten seine Worte missverständlich gewesen sein, bedaure er dies, sagte Nencini. Er habe "beiläufig" mit Journalisten gesprochen, die ihm in Fluren des Gerichts begegnet seien und ihn mit "Gerüchten und Rückschlüssen" zu den Beratungen des Gerichts konfrontiert hätten. "Ich wollte mögliche Missverständnisse ausräumen", so Nencini.

Die US-Amerikanerin Knox und der Italiener Sollecito waren vergangene Woche für den Mord an der Britin Meredith Kercher zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Nencini hatte später für seine Aussagen um Entschuldigung gebeten, dennoch kritisierten ihn die Anwälte von Knox und Sollecito scharf. Auch Italiens Justizministerin Anna Maria Cancellieri hatte angekündigt, eine Untersuchung einleiten zu wollen.

Quelle: ntv.de, dsi/dpa

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