Internes Wissen verkauft? Korruptionsverdacht: LKA-Beamter verhaftet
22.04.2016, 14:38 Uhr
Ein höherer Beamter wird verdächtigt, über Jahre Schmiergelder angenommen zu haben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein Kriminalhauptkommissar in Mecklenburg-Vorpommern kassiert angeblich über Jahre Bestechungsgelder. Dafür soll er einer Berliner Unternehmensberaterin Informationen liefern, die diese laut den Ermittlern wiederum verkauft. Es gibt mehrere Festnahmen.
Wegen des Verdachts der Bestechlichkeit hat die Staatsanwaltschaft Schwerin einen höheren Beamten des Landeskriminalamts (LKA) Mecklenburg-Vorpommern verhaften lassen. Der 60-Jährige soll über mehrere Jahre hinweg interne Informationen an eine Berliner Unternehmensberaterin verkauft haben. Dafür habe die 69-Jährige dem Beamten insgesamt "einen sechsstelligen" Eurobetrag gezahlt, sagte ein Sprecher der Behörde.
Die Frau habe die internen Informationen unter anderem an einen Ukrainer verkauft, der vor einigen Jahren in Österreich festgenommen worden war und dem die Auslieferung an die USA drohte. Die Unternehmensberaterin wurde wegen des Verdachts der Bestechung ebenfalls verhaftet. Gegen sie wird wegen Bestechung im besonders schweren Fall ermittelt.
Gegen den Kriminalhauptkommissar laufen Ermittlungen wegen Bestechlichkeit ebenfalls im besonders schweren Fall ermittelt. Darauf stehen zwischen einem und zehn Jahren Haft. Darüber hinaus soll er Steuern in fünf Fällen hinterzogen haben.
Auch die 60-jährige Ehefrau des LKA-Manns kam in Untersuchungshaft. Gegen sie wird wegen Beihilfe ermittelt. Zudem wird ein 32-jähriger ehemaliger Polizist verdächtigt, Bestechungsgeld angenommen zu haben. Er ist inzwischen wieder auf freiem Fuß.
Ermittler vermuten weitere Fälle
Der LKA-Beamte gab offenbar nicht nur Informationen aus eigenen Ermittlungen weiter. Er täuschte den Angaben zufolge auch in anderen Fällen vor, zuständig zu sein, um an internes Wissen anderer Ermittlungsbehörden zu gelangen, so zum Beispiel gegenüber Ermittlern in den USA. Laut Staatsanwaltschaft wird nun auch geprüft, ob es vergleichbare Fälle über Mecklenburg-Vorpommern hinaus gibt.
Nach Informationen des Norddeutschen Rundfunks handelt es sich bei dem durch den LKA-Beamten mit Informationen versorgten Ukrainer um einen Unternehmer. Gegen ihn werde in den USA seit Jahren wegen Bestechung in Millionenhöhe sowie Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung ermittelt.
Aus diesem Grund sei der Mann im März 2014 in Wien, wo er einen Firmensitz habe, festgenommen worden. Statt ihn auszuliefern habe Österreich den Ukrainer gegen eine hohe Kaution entlassen. Die Staatsanwaltschaft Schwerin teilte mit, auch in Wien seien im Zuge der Ermittlung Räume durchsucht worden.
Quelle: ntv.de, hul/AFP/dpa