Profit trotz Selbstanzeige Schade, Alice
03.02.2014, 17:51 UhrDie Liste der prominenten Steuersünder ist lang. Auch der Fall Alice Schwarzer ist nun öffentlich. Wie die Feministin mit der eigenen Verfehlung umgeht, ist trotz juristisch weißgewaschener Weste bizarr.

Das Geld stammt aus einer Zeit, in der sich Alice Schwarzer aufgrund der "Hatz" gegen sie mit dem Gedanken getragen hatte, auszuwandern.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wenn das Private für eine gesellschaftliche Fehlentwicklung steht, ist laut Alice Schwarzer auch das Private politisch. Doch wie es scheint, gilt diese r von ihr geprägte Satz nicht für sie selbst. Anders ist nicht zu erklären, dass sich die Journalistin und ehemalige Besitzerin eines Schweizer Bankkontos nun gegen die unfreiwillige Veröffentlichung ihrer Steuerhinterziehung und ihrer damit einhergehenden erfolgreichen Selbstanzeige durch den "Spiegel" empört. Und ja, rechtliche Schritte wegen derlei Indiskretion behält sie sich selbstverständlich auch vor.
So sieht sie sich in ihrem Recht auf Privatsphäre verletzt und mahnt an, dass durch die Medien das Steuergeheimnis verletzt wurde. Sie scheint dabei die Dimension ihres eigenen Handelns nicht begriffen zu haben. Indiz dafür ist neben ihren reflexartigen Vorwürfen gegen die Presse auch ihre lauwarme Erklärung ihrer juristisch entschuldigten Verfehlung: "Ja, ich habe einen Fehler gemacht, ich war nachlässig."
Ob allein Nachlässigkeit dafür verantwortlich war, jahrzehntelang Zinseinnahmen am deutschen Fiskus vorbei kassiert zu haben, sei dahingestellt. Sinn und Zweck der Selbstanzeige? Geschenkt. Ohnehin ist laut Schwarzer "inzwischen alles legal" und der Fall aus Sicht der Steuerbehörde "bereinigt". Wie schön. Auch geschenkt ist die Tatsache, dass sie für die vergangenen zehn Jahre nach eigenen Angaben insgesamt rund 200.000 Euro an Steuern nachgezahlt hat - plus Säumniszinsen, wie die prominente Autorin, Vortragsrednerin und Herausgeberin der Frauenzeitschrift "Emma" betont.
Oder doch nicht? Schwarzer besaß nach eigenen Angaben seit den achtziger Jahren ihr Schweizer Konto. Nachgezahlt hat sie aber nur für die vergangenen juristisch relevanten zehn Jahre. Der Rest der Forderungen ist verjährt. Doch was ist mit den unversteuerten Zinsen der achtziger und neunziger Jahre? Diese hat sie dann wohl doch gerne behalten. Und damit von ihrer Steuerhinterziehung mutmaßlich profitiert. Darüber, dass Schwarzer die so steuerfrei kassierten Zinsen an das Finanzamt zurückgezahlt hat oder gespendet hat, ist nichts bekannt. Sie hätte es bestimmt nicht versäumt darauf hinzuweisen.
Es ist nicht zuletzt diese Vermutung, die Schwarzer in einem schlechten Licht erscheinen lässt. Längst ist aus der Feministin und Journalistin Alice Schwarzer vor allem Alice Schwarzer, Feministin und Journalistin, geworden. Schade.
Quelle: ntv.de