Flüchtlingsstrom schwillt an 400.000 Menschen in Mossul eingekesselt
23.03.2017, 12:58 Uhr
Tausende Zivilisten warten im Irak darauf, in ein Flüchtlingslager in Westmossul zu fahren.
(Foto: dpa)
Im Kampf gegen den IS schafft es die irakische Armee, immer mehr Menschen aus Teilen der Stadt Mossul zu befreien. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks sind aber noch 400.000 Menschen in der Altstadt eingesperrt. Ein Fluchtversuch ist riskant.
Die irakische Armee hat im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach UN-Schätzungen etwa 40 Prozent des westlichen Teils der Stadt Mossul befreit. Damit schwelle auch der Flüchtlingsstrom deutlich an, berichtete Bruno Geddo, Einsatzleiter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, aus dem Auffanglager Hammam al-Alil rund 20 Kilometer südlich der Stadt. Etwa 8000 bis 12.000 Menschen kämen inzwischen täglich von Panik gekennzeichnet in dem Lager an.
Trotzdem seien in der Altstadt noch 400.000 Menschen eingekesselt und würden von IS-Kämpfern eingeschüchtert. Sie hätten kaum zu essen und müssten Möbel und Kleidung verbrennen, um bei heftigem Regen und in kühlen Nachtstunden zu überleben. IS-Kämpfer drohten in ihrer einstigen Hochburg jedem, der die Flucht wage, mit Erschießung. Nur aus befreiten Gegenden sei die Flucht wirklich möglich.
Die Menschen können sich von dort höchstens im Morgennebel, in der Nacht oder während des Gebets davonstehlen, wie Gedda sagte. "Viele riskieren lieber den Tod auf der Flucht als den Tod, wenn sie bleiben", sagte Gedda.
Insgesamt seien noch etwa 600.000 Menschen in Westmossul, 158.000 seien seit Beginn der Offensive der irakischen Armee im Februar geflüchtet. Zudem seien noch gut 110.000 Menschen aus dem bereits befreiten Ostmossul in den Lagern. Dort hatte die Offensive im Oktober begonnen. 72.000 Menschen seien bereits nach Ostmossul zurückgekehrt. Das UNHCR eröffnete drei neue Camps für rund 100.000 Menschen. "Das schlimmste kommt erst noch, die Menschen werden fliehen, wenn die Altstadt befreit wird."
Quelle: ntv.de, vck/dpa