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"Um Hitler sollen sich andere kümmern" Als das Paradies zur Hölle wurde

Die alliierten Soldaten stoßen auf massive Gegenwehr.

Die alliierten Soldaten stoßen auf massive Gegenwehr.

(Foto: Warner Home Video)

Auf Guadalcanal, Peleliu und Iwo Jima toben im Zweiten Weltkrieg blutige Schlachten, weitab von Europa. "The Pacific" zeigt in erschütternden Bildern die ganze Schrecklichkeit des Pazifikkrieges – den Dschungel, die Gewalt, den Hass, den Zynismus und den Irrsinn.

"Um Hitler sollen sich andere kümmern." Gleich zu Beginn steht fest: Die erste Division der US-Marines wird nicht nach Europa gehen, um gegen das nationalsozialistische Deutschland zu kämpfen. Ihr Einsatzort sind der Pazifikraum und Südostasien. Die zehnteilige preisgekrönte Fernsehserie "The Pacific", die nun auf DVD und Blue Ray erscheint, zeigt diese andere Seite des Zweiten Weltkrieges. Und sie beweist auf erschütternde Art: Der Pazifik war kein Nebenschauplatz dieses Krieges, sondern ein harter, brutaler Kampf US-amerikanischer, australischer, neuseeländischer, britischer und anderer Soldaten gegen das japanische Kaiserreich.

Der Feind lauert in der Dunkelheit.

Der Feind lauert in der Dunkelheit.

(Foto: Warner Home Video)

Viele der US-Soldaten wussten selbst nicht, wo die Orte liegen, an denen sie kämpfen sollten – Orte wie Guadalcanal, Peleliu, Iwo Jima und Okinawa. In Deutschland ist das noch heute so. Erst Filme wie "Der schmale Grat" von , vor allem aber "Flags of our Fathers" und "Letters from Iwo Jima" von haben auch hierzulande ein breiteres Bewusstsein für die Kämpfe auf der anderen Erdhalbkugel geschaffen.

"The Pacific" ist der Nachfolger der preisgekrönten Serie "Band of Brothers", die US-Soldaten im Zweiten Weltkrieg durch halb Europa begleitet. Beide mit hohen Budgets ausgestatteten Serien glänzen durch hervorragende Schauspieler, Authentizität sowie Bildqualität und Ausstattung in Kinoformat. In beiden Serien wirken Steven Spielberg und Tom Hanks als Produzenten, die offenbar bei "Der Soldat James Ryan" ihr Interesse am Zweiten Weltkrieg entdeckt haben. Doch bei allen Gemeinsamkeiten ist die Zielrichtung der zweiten Serie eine andere, wie Produzent Gary Goetzman sagt: "Uns lag viel daran, zu zeigen, wie sich diese Männer veränderten während des Krieges, und auch hinterher."

Tausend kleine D-Days

Dazu passt, dass in "The Pacific" nicht eine ganze Kompanie, sondern drei Männer der ersten Marines-Division im Vordergrund stehen. Die Serie basiert auf deren Aufzeichnungen und Erlebnissen: Einerseits sind es die Bücher "With the Old Breed: At Peleliu and Okinawa" von Eugene Sledge und "Helmet for My Pillow" von Robert Leckie, andererseits wird das Leben von John Basilone beschrieben. Er war Träger der Medal of Honor und in den USA ein gefeierter Kriegsheld. Er nahm auch an der Schlacht um Iwo Jima teil – die Folge über die Landung auf der Insel zeigt die Geschichte vor dem berühmten Foto, auf dem die amerikanische Flagge aufgestellt wird.

Tausend kleine D-Days – Landung der Amerikaner auf einer Pazifikinsel.

Tausend kleine D-Days – Landung der Amerikaner auf einer Pazifikinsel.

(Foto: Warner Home Video)

Die Kämpfe im Pazifik haben einen anderen Charakter als in Europa. Schweres Gerät wird kaum eingesetzt, schließlich wird auf Inseln gekämpft und im Dschungel. Statt einer Landung in der Normandie gibt es viele kleine D-Days auf teils winzigen Inseln. Vor allem aber: Der Gegner versteckt sich, verschanzt sich in seinen Höhlen und Festungen, führt einen Guerilla-Krieg, missbraucht Frauen und Kinder als Sprengfallen. Lange dauert es, bis die Soldaten den ersten Japaner zu Gesicht bekommen. Und als sie ihn vor sich sehen, können sie ihn nicht verstehen, seinen Kampfgeist, seine Bereitschaft, sich für die Ehre aufzuopfern und mit dem Säbel gegen Maschinengewehre anzurennen.

"Unglaublich mutig oder total blöd"

Kurze Zeit des Glücks: In seiner Zeit als Ausbilder verliebt sich John Basilone (dargestellt von Jon Seda), doch der Krieg lässt ihn nicht los.

Kurze Zeit des Glücks: In seiner Zeit als Ausbilder verliebt sich John Basilone (dargestellt von Jon Seda), doch der Krieg lässt ihn nicht los.

(Foto: Warner Home Video)

"Die sind entweder unglaublich mutig oder total blöd – oder hassen uns wie die Pest", heißt es an einer Stelle. Das Unwissen über die Japaner führt zu blindem Hass. "Gelbe Scheißkerle" nennen die Soldaten ihre Gegner, am Ende wollen sie die "Japsen" nur noch ausrotten. Es sind Szenen brutaler Gewalt, zu denen sich die US-Soldaten aufputschen. Sie brechen den Japanern, teils bei lebendigem Leib, das Zahngold aus dem Mund, sie erwürgen sie, um möglichst lautlos zu sein, sie töten sie aus nächster Nähe mit Kopfschüssen. Gefangene werden nicht gemacht, wo soll man mit ihnen auch hin auf den fremden und befremdlichen Inseln.

Die Serie ist konsequent aus der Sicht der US-Soldaten gefilmt und damit wird auch der Zuschauer hineingezogen in die fremde Umgebung des Dschungels. Aus dem tropischen Paradies, dem Garten Eden wird schnell eine Hölle, ein zusätzlicher Feind. Ungewöhnliche Geräusche – sind es Schreie von Menschen oder Tieren? – verschrecken die Soldaten, das feuchtwarme Wetter, der ständige Regen und Tropen-Krankheiten zermürben sie. Überraschend und beklemmend sind die Parallelen zu Filmen über den Vietnamkrieg wie "Platoon" von Oliver Stone, in denen die US-Soldaten ähnlichen Bedingungen ausgesetzt sind.

Der Dschungel bringt nicht wenige Soldaten an den Rand ihres Verstandes.

Der Dschungel bringt nicht wenige Soldaten an den Rand ihres Verstandes.

(Foto: Warner Home Video)

Durch die Konzentration auf drei Soldaten – und einige ihrer Kameraden – ist "The Pacific" vor allem zu Beginn langsamer, ruhiger und etwas zerrissener erzählt als "Band of Brothers", die psychologische Ebene nimmt viel Raum ein. Da ist der Vollblutsoldat John Basilone, der in die Heimat geschickt wird, um Kriegsanleihen zu verkaufen. Doch das Leben als Kriegsheld ist für ihn nur ein hohler Schein, der Krieg lässt ihn nicht los. Er beginnt, junge Rekruten auszubilden, die er schließlich wieder in den Pazifik begleitet. Der Sportjournalist Robert Lecki meldet sich freiwillig. Er nimmt an etlichen Einsätzen teil, verzweifelt fast vor Paranoia, Angst und Wut im Dschungel.

Kampf zwischen Himmel und Hölle

Vor allem aber ist da der junge Eugene Sledge aus Mobile in Alabama. Er kann es kaum erwarten, zu kämpfen. Doch was er dann erlebt, übersteigt seine Vorstellungen. Drei Folgen der Serie zeigen die Schlacht auf Peleliu, an der Sledge teilnimmt. Sie verdeutlichen in eindringlichen Bildern die ganze Schrecklichkeit des Krieges – die permanente Bereitschaft, die Angst, das abgestumpfte Töten, die Zufälligkeit des Todes des Soldaten nebenan.

"The Pacific" ist als DVD und Blue Ray erhältlich, mit jeweils 6 Disks inkl. Bonusmaterial, Laufzeit ca. 522 Minuten.

"The Pacific" ist als DVD und Blue Ray erhältlich, mit jeweils 6 Disks inkl. Bonusmaterial, Laufzeit ca. 522 Minuten.

(Foto: Warner Home Video)

Sledge notiert seine Kriegserlebnisse in der Bibel, die er immer bei sich trägt. Als er an den Pazifik kommt, glaubt er an Gott. Doch mit jeder Kriegsminute muss er mehr um seinen Glauben kämpfen. Auf Okinawa schließlich muss er sich entscheiden, ob er noch einen Rest Menschlichkeit in sich trägt – Joseph Mazzello spielt diesen inneren Kampf mit bravouröser Eindringlichkeit. Sledges Buch, das aus den Notizen entstand, diente nicht nur für "The Pacific" als Quelle, sondern auch für Ken Burns' mehrteilige Dokumentation "The War" über den Zweiten Weltkrieg.

Dagegen ist "The Pacific" eine fiktive Serie nach authentischen Berichten. Sie kann und will den Pazifikkrieg nicht in allen Einzelheiten zeigen, aber sie verdeutlicht seine schrecklichen Auswirkungen auf den einzelnen Soldaten, ohne Gewaltverherrlichung, falsches Heldentum oder Voyeurismus. Sie tut es äußerst eindringlich, spannend (actionreich, wenn man so will) und mit teils erschreckenden Bildern. In "Platoon" wird der Krieg mit der Hölle verglichen, als "Abwesenheit von Vernunft". In "The Pacific" wird dies mehr als deutlich.

"The Pacific" als DVD oder Blue Ray direkt im n-tv Shop kaufen.

Quelle: ntv.de

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