Panorama

Der Sommer macht PauseEin WM-Wochenende wie im Frühherbst

21.06.2018, 16:38 Uhr
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Ein Hauch von Herbst weht am Wochenende durch die Bundesrepublik. (Foto: picture alliance/dpa)

Wenn am Samstag das zweite Deutschland-Spiel der Fußball-WM angepfiffen wird, dürften Fans nicht nur vor Aufregung bibbern, denn es wird kühl. Tief "Cathy" sorgt jedoch nur für ein kurzes herbstliches Intermezzo. Schon kommende Woche kehrt der Sommer zurück.

Wenn am Samstag das zweite Deutschland-Spiel der Fußball-WM angepfiffen wird, dürften Fans nicht nur vor Aufregung bibbern, denn es wird kühl. Tief "Cathy" sorgt jedoch nur für ein kurzes herbstliches Intermezzo. Schon kommende Woche kehrt der Sommer zurück. Wie das Wetter in den kommenden Tagen genau wird, erklärt n-tv Wetterexperte Björn Alexander im Interview.

n-tv.de: Im Kalender steht "Sommer" und beim Wetter kommt jetzt erst einmal eine Abkühlung. Was ist denn da los?

Björn Alexander: Tief "Cathy" ist nördlich von uns vorbeigezogen und hat auf seiner Rückseite von Nordwesten her doch recht frische Luft nach Deutschland gebracht. Insofern ist es in Anbetracht der Jahreszeit verbreitet um die 5 bis 8 Grad zu kalt und nebenher donnern auch immer wieder Schauer übers Land.

Nicht wirklich schön. Bleibt das am Wochenende auch so?

Zu kühl auf jeden Fall. Tagsüber bei Höchstwerten um die 12 bis vielleicht mal 23 Grad. Und nachts kühlt es sich häufig auf Temperaturen um die 10 Grad oder darunter ab.

Taucht der Sommer längere Zeit ab? Schließlich starten doch in einigen Bundesländern jetzt die Sommerferien?

Das ist definitiv nur ein kleines unsommerliches Intermezzo. Denn in der nächsten Woche könnte der Sommer zu einem gewaltigen Comeback ausholen. Die Unsicherheiten sind zwar momentan noch recht groß. Aber ein Teil der Wettermodelle liebäugeln damit, dass sich genau in den Zeitraum um den Siebenschläfer eine stabile Hochsommerwetterlage bei uns einstellen könnte; eine sogenannte Omega-Lage, die - wenn sie denn tatsächlich so kommt - recht lange anhalten dürfte. Mit allen Vor- und Nachteilen.

Was ist eine "Omega-Lage"?

Ein kräftiges und stationäres Hochdruckgebiet liegt über Skandinavien und beeinflusst das Wetter bis herunter nach Mitteleuropa. Gleichzeitig müssen die Tiefdruckgebiete, die von Westen her über den Atlantik ziehen, einen weiten Bogen um große Teile von Mittel- und Nordeuropa machen. Das geschieht folgendermaßen: Vom Atlantik gelangen die Tiefdruckgebiete bis in etwa nach Westeuropa und werden von hier aus nördlich um das Skandinavienhoch abgelenkt. Anschließend rutschen sie über Osteuropa wieder südwärts, so dass die Zugbahn mit einem großen Bogen über Mittel- und Nordeuropa wie der griechische Buchstabe Omega verläuft.

Dauersommer, Schulferien. Da ist auf den ersten Blick nicht viel Negatives zu erkennen.

Das ist natürlich eine tolle Kombination. Das sehe ich als Vater von drei Kindern ebenso. Gleichzeitig ist aber natürlich die Witterung der letzten Woche auch schon extrem gewesen. Zwei Jahrhundert-Monate - April und Mai - mit viel Wärme, Sonne und zum Teil geprägt von großer Trockenheit, gefolgt von einem trocken-warmen bis -heißen Sommer: das könnte in einigen Landesteilen besonders für die Land- und Forstwirte weitreichende Folgen haben. Aber auch im Transportbereich, also zum Beispiel bei der Schiffbarkeit von Flüssen, oder bei den Verbraucherendpreisen könnten sich durchaus negative Aspekte einer nachhaltigen Einsommerung ergeben - wenn es denn tatsächlich so kommt und das Omega sich genau über uns einnistet.

Wenn das so kommt: Wie sind denn dann die Aussichten?

Ab Montag setzt sich von Westen und Nordwesten her mit zunehmendem Hochdruckeinfluss eine erste Wetterbesserung ein, die sich langsam weiter ausbreitet. Denn im Süden und Osten ist der Weg zurück in den Sommer recht schwerfällig mit Restwolken und Schauern, die besonders Richtung Alpen und Erzgebirge auch am Dienstag noch hartnäckig bleiben. Dabei erholen sich die Temperaturen Schritt für Schritt und bringen es zum Wochenstart auf 15 bis 25 Grad.

Und dann?

Gibt's unterschiedliche Ansätze. Hier die wahrscheinlichste Variante eins, der Traumsommer: die Längsachse des gedachten Omegas zieht sich genau von Nord- nach Zentraleuropa. Die Sonne dominiert landesweit von früh bis spät und die Temperaturen bringen es gerne mal auf 25 bis 33 Grad, stellenweise auch darüber. Variante zwei, der zweigeteilte Sommer: die Schönwetterachse kommt weiter westlich zum liegen. Das hieße, dass im gesamten Westen bis rauf an die Nordsee und bis herüber an die Ostsee Sonne und Wärme dominieren. Der Osten und der Südosten blieben bei dieser Konstellation eher bewölkt oder wechselhaft mit weiteren Schauern. So oder so meldet sich der Sommer in der nächsten Woche wieder zurück. Auch wenn wir mit den Details noch etwas warten müssen.

Wie sind denn die Details für unser Wochenende?

Die Nacht zum Samstag wird alles andere als ein Sommernachtsmärchen bei meist einstelligen Tiefstwerten. Und somit fühlt sich auch der Samstag tagsüber wie ein lockerer Tag im Frühherbst an. Denn oft erreichen die Temperaturen bei reichlich Wolken und gelegentlichen Schauern höchstens 13 bis 20 Grad. Etwas mehr Chancen auf Sonne gibt es im Nordosten. Auch im Süden sind durchaus längere Schönwetterphasen drin. Und die sorgen zumindest am Oberrhein für einen seichten Frühsommerhauch bei bis zu 23 Grad.

Vom Hauch zum Wind: stürmt es weiterhin so?

Auf den Mittelgebirgsgipfeln und an der Nordsee sind weiterhin Sturmböen möglich. Ansonsten wird es aber ruhiger.

Wie stehen die Karten zum abendlichen Fussballwetter?

In Sotschi könnte es zum Spiel von Jogis Jungs gegen Schweden bereits tagsüber immer wieder Gewitter geben, die bis in den Abend aktiv bleiben. Dazu bekommen die Akteure schwülwarme 23 Grad. Ein schweißtreibendes Spiel also gegen die Schweden. Hierzulande sind hingegen Warmschunkeln, Warmjubeln oder zumindest Pulli und Jacke angesagt. Denn die kühle Schwedenschelle aus den nördlichen Breiten in Form von kühler Luft macht uns temperaturtechnisch zu schaffen. Oft bewegen sich die Temperaturen am Abend nur bei 11 bis 16 Grad. Etwas weniger frisch starten Sie im Südwesten in den Fussball-Abend bei 17 bis 20 Grad.

Bleibt es denn trocken?

Das ist zumindest eine gute Nachricht: für die meisten von uns sehr wahrscheinlich schon. Ein höheres Risiko für einzelne Schauer besteht nach jetzigem Stand eigentlich nur im Nordwesten.

Am Sonntag: Kater- oder Jubellaune?

Ich hoffe Letzteres. Wettertechnisch gesehen gibt's dagegen wenig Anlass zum Feiern. Am ehesten mal schön zeigen sich der nach wie vor der Nordosten sowie der äußerste Südwesten. Sonst dominieren die Wolken und zeitweise fällt bei maximal 12 bis 22 Grad etwas Regen. Ab Montag meldet sich dann aber schrittweise der Sommer zurück.

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