Unwettergefahr steigtErst wird es heiß und dann noch heißer

"Sven", "Tews" und schließlich "Uwe" - drei Hochdruckgebiete geben weiten Teilen des Landes einen Vorgeschmack auf den Sommer. n-tv Meteorologe Björn Alexander empfiehlt für die kommenden Tage: Ab an den See oder den Grill. Und im Anschluss vor allem im Süden die Keller abdichten.
"Sven", "Tews" und schließlich "Uwe" - drei Hochdruckgebiete geben weiten Teilen des Landes einen Vorgeschmack auf den Sommer. Für die kommenden Tage heißt dies: Ab an den See oder den Grill. Und im Anschluss vor allem im Süden die Keller abdichten.
Die Kontraste in diesen Tagen sind riesig: Waldbrandgefahr im Norden und Osten. Im Süden und Westen heißt es hingegen immer wieder "Land unter". Woher kommen diese Unterschiede?
In der Nordosthälfte dominierte bislang eine ausgeprägte Hochdruckkombination über Skandinavien und dem Baltikum. Denn nach Hoch "Sven" folgte erst Hoch "Tews" und jetzt bald Hoch "Uwe". Somit wurde hier mit einem kräftigen Wind trocken-warme Festlandsluft von Osten heran geweht. Ganz anders die Südwesthälfte. Hier sorgte ein kleines Höhentief mit schwülerer Luft für die zum Teil extremen Gewitter mit Starkregen und Hagel.
Was ist ein Höhentief?
Ein Tiefdruckgebiet, das in den höheren Luftschichten ausgeprägt ist. Das sorgt für eine große Schauer- und Gewitterwilligkeit, sobald die Sonne scheint. Gleichzeitig war der Wind in der Gewitterluft nur sehr schwach. Das hatte eine geringe Zuggeschwindigkeit der Gewitterkomplexe zur Folge und sorgte damit für die teils außergewöhnlichen Regenmengen.
In welcher Größenordnung bewegten sich diese Mengen?
Im Vogtland waren es flächenhaft um die 50 bis 100 Liter pro Quadratmeter. In Spitzen sind in Bad Elster sogar bis an die 150 Liter auf jeden Quadratmeter gefallen. Damit sprang natürlich auch der Pegelstand der Weißen Elster - ein Nebenfluss der Saale - aus dem Nichts bis in die höchste Meldestufe 4 an. Eine wirkliche brenzlige Situation, die sich dort binnen kürzester Zeit entwickelt hat.
Wie genau kann man eigentlich solche Extremereignisse vorhersagen?
Grundsätzlich lassen sich im Vorfeld die Regionen mit Unwetterpotenzial bestimmen. Das geht mit einem Tag Vorlauf durchaus ganz gut. Auch die Gefahrenabschätzung - in diesem Fall besonders der Starkregen und der Hagel - ist oft einzugrenzen. Dann aber heißt es abwarten. Denn wo letztendlich die Gewitterlinien und -zellen entstehen, lässt sich punktuell im Vorfeld kaum bestimmen. Und auch die Spitzen sind teilweise sehr überraschend. 150 Liter bei einem relativ kurzzeitigen und kleinräumigen Ereignis sind mit längerem Vorlauf einfach nicht konkret zu prognostizieren. Hier helfen dann nur die Akutwarnungen.
Lässt sich jetzt schon sagen, ob die Unwetter auch am Wochenende weitergehen?
Am Samstag wird auch im Süden und Westen die Gefahr von Unwettern geringer werden. Der Sonntag bringt allerdings von Südwesten her wieder schwülere Luft, so dass punktuell schon wieder kräftigere Gewitter drin sind. Und dieser Trend bleibt in der nächsten Woche leider bestehen. Dann erreicht uns nämlich schwül-warme bis heiße Hochsommerluft, die es wirklich in sich haben wird. Zumal auch die Strömung schwach ist. Definitiv ein brisante Wetterlage.
Warum?
Weil damit neuerlich heftige Gewitter mit intensivem Regen und Überflutungsgefahr nicht auszuschließen beziehungsweise sogar wahrscheinlich sind. Ähnliche Wetterlagen hatten wir übrigens in den letzten Sommern schon häufiger. Denken wir beispielsweise an den Juli 2017, den Juni 2016 oder den Juli 2014. Allesamt gespickt mit relativ hohen Temperaturen und Rekordregenmengen.
Dann schauen wir doch mal auf die Ruhe vor den neuen Gewittern. Was bringt uns der Samstag im Detail?
Ein oft toller Tag mit viel Sonne und sommerlichen Temperaturen. Direkt an der Ostsee ist es im Seewind mit rund 20 Grad zwar noch eher frisch. Ansonsten geht es aber rauf auf 24 bis 30 Grad, mit den höchsten Werten am Rhein und seinen Nebenflüssen. Höchstens im bislang dauertrockenen Nordosten und in Richtung Schwarzwald sind einzelne Gewittergüsse möglich.
Unabhängig von der himmlischen Abkühlung: Was erwartet uns beim Sprung ins kühle Nass der Badeseen?
Die kleineren und mittleren Badeseen bringen es derzeit häufig auf Wassertemperaturen von 17 bis 20 Grad. In den Seen von Schwarzwald und Alpen sind es oftmals 14 bis 17 Grad. Die Küsten von Nord- und Ostsee vermelden meistens 14 bis 16 Grad, gemessen in einem Meter Wassertiefe. Flachere Bereiche können natürlich durchaus wärmer sein.
Wie sieht der Samstagabend aus?
Es kann gegrillt werden. Denn nach letzten Schauern im Nordosten und im Südwesten ist es trocken und am frühen Abend auch noch sehr lau bis warm mit 18 bis 25 Grad. In den westlichen Landesteilen teils mit 25 bis 27 Grad.
Und am Sonntag?
Für die meisten von uns ebenfalls ein schöner Sommertag, der vielerorts Spitzentemperaturen von 24 bis 30 Grad im Gepäck hat. Lediglich von Frankreich her macht sich bereits die ansteigende Schwüle bemerkbar, so dass nachmittags und abends im Südwesten einzelne Hitzegewitter entstehen. Stellenweise können hierbei auch wieder Starkregen und Hagel dabei sein.
Was berechnen uns die Wettercomputer in der nächsten Woche?
Der Norden und der Osten startet strahlend schön. Auch im übrigen Land ist die Sonne ganz gut mit im Rennen. Jedoch breitet sich auch die feuchtere Luft weiter aus, so dass die schweren Gewitter leider häufiger werden. Dazu werden es 25 bis 32 Grad, wobei der Hitzeschwerpunkt sich tendenziell ostwärts verlagern wird.
Bleibt es auch danach so heiß?
Es wird sogar noch heißer. Die Temperaturen bringen es zur Mitte der kommenden Woche wahrscheinlich verbreitet auf 26 bis 33 Grad, örtlich vielleicht sogar noch etwas darüber. Gleichzeitig steigt die Schwüle spürbar an. Laut Wettermodellen werden Taupunkte von 18 bis 20 Grad berechnet. Das wäre selbst für den Hochsommer sehr schwül, für Ende Mai ist es aber extrem. Und auch die Schauer- und Gewittertätigkeit legt - wie gesagt - leider deutlich zu.
Zum Schluss noch eine Frage: Was ist ein Taupunkt?
Der Taupunkt oder auch die Taupunkttemperatur ist eine Maßeinheit zur Bestimmung der Feuchtigkeit. Je höher die Taupunkttemperatur ist, um so feuchter ist die Luft. Im Prinzip beschreibt sie die Temperatur, bei der Wasserdampf kondensiert beziehungsweise sich Tröpfchen bilden können und die Luft zu 100 Prozent mit Feuchtigkeit gesättigt ist. Ein Beispiel: Angenommen, die Lufttemperatur beträgt 25 Grad und der Taupunkt liegt bei 20 Grad. Dann müsste man diese Luft um nur 5 Grad abkühlen, um sie mit Feuchtigkeit zu sättigen. Liegt der Taupunkt hingegen nur bei 10 Grad, dann ist deutlich weniger Wasser vorhanden, so dass der Wasserdampf erst bei einer Abkühlung um 15 Grad zu kondensieren beginnt.