Kurzsommer erst in zehn Tagen Hier fällt Himmelfahrt ins Wasser
12.05.2021, 15:32 Uhr
Die nächsten Tage werden eher durchwachsen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Drei-Tage-Sommer ist Geschichte und in weiten Teilen des Landes ist die Wetterwirklichkeit wieder ziemlich grau und nass. Was immerhin die Natur freut, dürfte vielen die Herrentags-Partie verderben. Wie es danach weitergeht und was die Langzeitprognosen derzeit sagen, weiß ntv-Meteorologe Björn Alexander.
ntv.de: Wie sind die Wetteraussichten an Christi Himmelfahrt und am langen Wochenende?
Björn Alexander: Alles in allem schaut es nach dem Drei-Tage-Sommer, der gestern im Osten nochmals bis über 31 Grad Celsius brachte, ziemlich durchwachsen aus. Die Temperaturen liegen rund zwei bis sechs Grad unterm jahreszeitlichen Durchschnitt, und außerdem sind immer wieder Schauer und einzelne Gewitter unterwegs. Insgesamt lässt das wechselhafte Wetter aber auch durchaus mal sonnige Abschnitte zu. Wobei gerade am Vater- oder auch Herrentag die Sonnensieger und -verlierer ganz klar verteilt sind.
Wer gewinnt denn im Rennen um die Sonne am Himmelfahrtstag?
Ganz klar der Westen. Hier sind neben Schauerwolken nämlich gerne mal fünf bis acht Stunden Sonne drin. Ganz anders ist es derweil im Osten. Hier bleibt es nach einer teils sehr nassen Nacht mit gewittrigen Regengüssen und erhöhtem Unwetterpotenzial auch tagsüber teilweise durchweg grau und mitunter regnerisch.
Wie viel Regen wird denn noch zusammenkommen?
Das wird je nach Wettermodell noch etwas unterschiedlich gerechnet. Alles in allem dürften aber von Sachsen-Anhalt, dem südlichen Brandenburg bis runter nach Sachsen und Bayern bis an den Alpenrand bis einschließlich Freitag oft um die 30 bis 60 Liter Regen pro Quadratmeter zusammenkommen. In Staulagen des Erzgebirges sind auch Summen bis zu 100 Liter nicht auszuschließen. Das geht dann also stramm in Richtung des Monatsniederschlages für den gesamten Mai.
Welche Regenmengen kommen denn normalerweise im Mai vom Himmel?
Deutschlandweit betrachtet liegen wir bei circa 70 Liter pro Quadratmeter, und damit ist der Mai einer der nasseren Monate. Auf der anderen Seite dürfte die Natur damit auch im Osten nachhaltig aufatmen. Hier zeigten sich die Böden in den tieferen Schichten nämlich zuletzt weiterhin viel zu trocken.

Es könnte nach langer Zeit ein wieder einmal durchschnittliches Frühjahr werden, sagt ntv Meteorologe Björn Alexander.
Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun’ und Fass. Diese Bauernregel könnte sich in diesem Jahr wohl erfüllen, oder?
Das sehen wir dann bei der Ernte. Aber man muss schon feststellen, dass es ein Frühjahr werden könnte, wie wir es in den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben. Das gilt insbesondere für die Temperaturen. Und wenn man alleine den Regen betrachtet, dann sieht die Lage im Vergleich zu den vergangenen Jahren glücklicherweise auch mal ganz anders aus.
Auf der Verliererseite sind allerdings die Sonnenanbeter. Kommen die denn nach dem langen Wochenende auf ihre Kosten? Stichwort: Sommer-Comeback.
Bei den neuesten Computerprognosen sticht ein kleiner Sommervorstoß um den 24. Mai etwas hervor. Das war es dann aber auch schon. Insofern will auch die nächste Woche beim wechselhaften und eher unterkühlten Wetterbild bleiben.
Warum kommt denn unser Sommer nicht auf Touren beziehungsweise warum ist es meistens kühl und unbeständig?
Nach dem kurzen Vorstoß der Sommerluft aus dem Norden Afrikas schlägt jetzt die wettersteuernde Strömung, der Jetstream, wieder weit nach Süden aus. Gleichzeitig rollt ein Tief nach dem nächsten zu uns, und Ableger des Azorenhochs haben beispielsweise kaum Chancen, mal nachhaltig zu uns nach Mitteleuropa zu gelangen. Erst wenn der Jetstream mal wieder nordwärts gedrückt wird, würde uns eine nachhaltige Stabilisierung des Wetters erwarten.
Wann könnte das sein?
Bis auf den kleinen Sommervorstoß in rund zehn Tagen machen die langfristigen Wettermodelle derzeit leider nur wenig Hoffnung. So zeigen die experimentellen Langfristprognosen des Amerikanischen Wetterdienstes NOAA zum Beispiel für die kommenden Monate nahezu durchweg "nur" durchschnittliche Temperaturen. Das wäre in Zeiten des Klimawandels ziemlich ungewöhnlich, würde aber unterm Strich zum durchaus beachtenswerten Witterungsverlauf in diesem Jahr bisher passen.
Vom Durchschnitt zurück zu unterm Durchschnitt: Wie sind die Details für die kommenden Tage?
Von Bayern und Sachsen bis rauf nach Schleswig-Holstein zeigt sich der Donnerstag oft trüb und teils sehr nass. Ansonsten ist es zwar häufiger bedeckt. Es sind aber eher nur einzelne Schauer unterwegs, die ganz im Osten nochmals von Gewittern begleitet sein können. Am besten kommt wie gesagt der Westen und Nordwesten durch den Vatertag. Allerdings geht es dabei zunächst ziemlich frisch los. In der Eifel lassen die Eisheiligen mit Bodenfrost die Muskeln spielen. Dafür werden es tagsüber im Rheinland bis zu 19 Grad, während es am Erzgebirge maximal für 11 Grad reichen dürfte.
Und was macht unser Wetter am Brückentag?
Es bessert sich. Besonders im Osten, wo der Dauerregen durch ist und sich ab und an mal die Sonne durchmogelt. Von der Nordsee bis runter an den Schwarzwald hat die Sonne ebenfalls Chancen. Aber ganz ohne Regengüsse und Gewitter geht es sehr wahrscheinlich nicht durch den Tag. Das Ganze bei 12 bis 19 Grad.
Wo wird es am Wochenende am ehesten trocken bleiben?
Das geringste Regenrisiko besteht am Samstag im Osten. Sonst bleibt es auch am Wochenende bei der deutlich erhöhten Schauerneigung im Wechsel mit freundlichen Phasen. Insbesondere über der Mitte sind hierbei auch Gewitter drin. Die Temperaturen zeigen sich nach wie vor recht verhalten mit 13 Grad an der Nordsee und bis zu 19 Grad im Osten.
Wie ist der Wettertrend in der nächsten Woche?
Ein Tief folgt aufs andere, und dementsprechend bleibt es unbeständig und mitunter windig bis stürmisch bei ähnlichen Werten zwischen 13 und 19 Grad. Mit Glück zeigen sich erste Aufwärtstrends zu Pfingsten. Aber auch das ist noch eine ziemlich wackelige Geschichte
Quelle: ntv.de