"Alle sollen zu Hause bleiben" Im Taunus herrscht nach Schneechaos Lebensgefahr
28.11.2023, 05:14 Uhr Artikel anhören
Rund 30 Schüler einer Wiesbadener Schule übernachten im Schulgebäude, Autofahrer sitzen in ihren Wagen fest. Im Rheingau-Taunus-Kreis sind am Morgen alle aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Ein Schneespaziergang sei derzeit lebensgefährlich.
Nach vielen Unfällen und umgestürzten Bäumen aufgrund des Wintereinbruchs am Montag hat sich die Einsatzlage im hessischen Rheingau-Taunus-Kreis am frühen Dienstag zunächst etwas entspannt. Am Morgen möchte sich die Feuerwehr ein aktuelles Bild machen, wie Kreisbrandmeister Michael Ehresmann mitteilte. Derzeit kümmern sich die Einsatzkräfte unter anderem noch um vereinzelte umgestürzte Bäume, die Straßen blockieren. Viele Straßensperrungen bestehen aber weiter. Zudem würden den Angaben zufolge Autofahrer seit gestern immer wieder Straßensperrungen ignorieren und sich so in Lebensgefahr bringen.
Nach dem Wintereinbruch im Rheingau-Taunus-Kreis hatte Landrat Sandro Zehner in der Nacht die Bewohner in einer Mitteilung dazu aufgerufen, am Dienstag zu Hause bleiben. Es bestehe akute Lebensgefahr durch Astbruch und umstürzende Bäume. "Mein dringender Appell: Bleiben Sie am Dienstag unbedingt zu Hause. Bitte unternehmen Sie auch keine Spaziergänge im Wald: Es besteht akute Lebensgefahr durch Astbruch und umstürzende Bäume", heißt es.
"Zunächst müssen die Strecken wieder sicher befahrbar sein, da die Situation aufgrund der Gefahr von umstürzenden Bäumen akut lebensgefährlich ist", sagte der CDU-Landrat Zehner. Bei Tagesanbruch müsse auf allen betroffenen Strecken daher zunächst ein genaues Lagebild erkundet werden. Auf den nicht gesperrten Hauptverkehrsadern seien alle Winterdienst-Fahrzeuge rund um die Uhr im Einsatz.
Schüler verbringen Nacht im Schulgebäude
Zahlreiche Schüler und Betreuer einer Wiesbadener Schule mussten die Nacht wegen des Wintereinbruchs im Schulgebäude verbringen. Für 55 Personen, darunter 27 Kinder, sei in der Schule eine Unterkunft für die Nacht eingerichtet worden, da sie durch die Witterungsverhältnisse nicht mit Schulbussen nach Hause fahren konnte, teilte ein Sprecher der Feuerwehr am Morgen mit.
Die Schüler einer internationalen Schule kämen aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet, weshalb eine Rückfahrt nach Hause durch den Schneefall nicht mehr möglich gewesen sei. Ein Betreuungstrupp der Feuerwehr mit rund 25 Personen kümmere sich um die Versorgung. Ob am Dienstagmorgen wieder der Unterricht startet oder die betroffenen Personen zunächst nach Hause können, war in der Nacht unklar. Für das Frühstück sei gesorgt, sagte der Sprecher.
In einer Gesamtschule in Bad Schwalbach saßen zeitweise 30 Schüler und Lehrer fest. Sie wurden versorgt, konnten aber am späten Montagabend von der Feuerwehr nach Hause gebracht werden. Durch den Wintereinbruch mussten zahlreiche Straßen um die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden komplett gesperrt werden.
Zwei Tote nach Glatteisunfällen
Im Rheingau-Taunus-Kreis saßen zahlreiche Autofahrer nach Angaben der Feuerwehr in ihren Fahrzeugen fest. Etwa 100 Menschen mussten nahe Eltville wegen umstürzender Bäume aus ihren Autos gerettet werden. Sie wurden zunächst in einer Halle untergebracht. Am Abend kamen 20 bis 25 Menschen in Hotels unter.
Riesiges Glück hatte ein Autofahrer auf der A2 in Nordrhein-Westfalen: Im Bereich der Anschlussstelle Gütersloh kam er von der Fahrbahn ab und überschlug sich, wie die Polizei Bielefeld mitteilte. Der Fahrer wurde bei dem Unfall am Montag nur leicht verletzt und musste nicht in ein Krankenhaus.
In Thüringen sei die Lage trotz der Witterung noch relativ entspannt, sagte ein Sprecher des dortigen Lagezentrums. Er gehe aber davon aus, dass sich die Situation in den nächsten 24 Stunden durch weiteren Schneefall verschärfen werde.
Der Wintereinbruch sorgte auch in anderen Bundesländern für glättebedingte Unfälle - dabei starben mindestens zwei Menschen. Im Landkreis Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg kam ein 71 Jahre alter Mann am Montagabend bei einem Frontalzusammenstoß auf schneeglatter Straße ums Leben. Eine 54-jährige Autofahrerin starb bei Denzerheide in Rheinland-Pfalz bei einem Glatteisunfall. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) geht es am heutigen Dienstag in vielen Teilen Deutschlands mit Schnee und Schneeregen weiter.
Quelle: ntv.de, mau/dpa