Seilbahnunglück in Kaprun Leben trotz und mit der Katastrophe
11.11.2010, 08:00 UhrWenn mehr als 150 Menschen qualvoll ums Leben kommen, hinterlässt das tiefe Spuren. Das gilt auch für die Brandkatastrophe von Kaprun. In dem kleinen Skiort ist das Unglück weiter präsent - nicht nur, weil es eine Gedenkstätte gibt.
Die Sonne strahlte wie so oft im österreichischen Kaprun, der Pulverschnee lockte hunderte Wintersportler auf die Pisten des Kitzsteinhorns. Nichts ließ die Katastrophe erahnen, die die kleine Gemeinde im Salzburger Land in ihren Grundfesten erschüttern sollte. Zehn Jahre danach ist es Zeit, Bilanz zu ziehen: Ist das Desaster noch sehr präsent oder ist es den Einwohnern gelungen, neuen Mut zu fassen und nach vorn zu blicken?
"Wir waren in einer Schocksituation, das Unfassbare war passiert, und die Aufarbeitung ist immer noch im Gange", sagt der Kapruner Bürgermeister Norbert Karlsböck. "Aber es ist uns geglückt, die Zukunft neu aufzubauen, obwohl das Unglück natürlich immer Teil unserer Geschichte bleiben wird."
Stammgäste gaben Mut
Zunächst war die Sorge groß, dass die Katastrophe die Existenzgrundlage der Region vernichtet haben könnte. Schließlich macht der Tourismus rund 70 Prozent der Einnahmen Kapruns aus. Das Erstaunliche: Einbrüche in der Gästezahl von 20 bis 25 Prozent gab es nach Angaben des Fremdenverkehrsverbandes nur in der Saison unmittelbar nach dem Drama. "Es waren unsere Stammgäste, Menschen, die uns seit Jahren die Treue halten, die uns den Mut wiedergegeben haben und die wiedergekommen sind", erzählt Karlsböck.
Die Kapruner taten ihren Teil, hießen die Urlauber mit noch mehr Herzlichkeit und noch mehr Gastfreundschaft willkommen. Neue Seilbahnen wurden errichtet und neue Märkte angepeilt, darunter vor allem Osteuropa und der arabische Raum. Zudem wurden neue Projekte in Angriff genommen, zum Beispiel der Tauern SPA samt Saunen und verglastem Außenpool mit Blick auf die imposante Bergwelt sowie die "Gipfelwelt 3000". Von Dezember an soll sie mit Panorama- Plattformen, einem Kino und einem Gipfelrestaurant Besucher locken. Kaprun ist wieder beliebt wie eh und je.
Ein Name, verknüpft mit einem Unglück
Dennoch: "Der Name Kaprun wird für die Generationen, die das Unglück miterlebt oder in den Medien verfolgt haben, mit der Katastrophe verknüpft bleiben", sagt der Bürgermeister. Künftige Generationen würden das Unglück hingegen nur noch aus der Geschichte kennen. Für sie - ebenso wie für die Hinterbliebenen und die Überlebenden - entstand eine Gedenkstätte, entworfen vom deutschen Architekten Anton Michael. Seit 2004 erinnert sie mit 155 Glaselementen an die Opfer. Kaprun lebt. Trotz des Unglücks und mit dem Unglück.
Quelle: ntv.de, Carola Frentzen, dpa