Ein Jahr lang mietfrei Norwegisches Dorf lockt mit kostenlosen Wohnungen
13.10.2025, 17:58 Uhr Artikel anhören
Die Region Finnmark liegt im äußersten Norden Norwegens.
(Foto: picture alliance / ZB)
Das Dorf Kolkev liegt in der nördlichsten Provinz Norwegens und ist dabei, komplett zu verwaisen. Vier Kinder besuchen die örtliche Schule, der Kindergarten ist komplett leer. Doch kostenfreier Wohnraum soll den Ort neu beleben.
Gerade einmal 80 Menschen leben in dem kleinen norwegischen Dorf Kokelv. 2017 waren es noch 135. In den letzten acht Jahren ist die Einwohnerzahl um 41 Prozent geschrumpft. Der Kindergarten steht leer, die Schule zählt nur vier Schüler. "Manchmal verspürt man hier ein wenig Niedergeschlagenheit", sagt Grete Jensstad Svendsen dem norwegischen Rundfunksender NRK.
Die Lokalpolitikerin ist eine der wenigen noch verbliebenen Einwohnerinnen und Einwohner Kokelvs. Doch sie wollte nicht länger dabei zusehen, wie ihr Ort Jahr für Jahr leerer wird, und startete eine Initiative: Kostenloser Wohnraum soll neue Menschen in die Gegend locken.
Im Sommer prüfte die Gemeinde Hammerfest, zu der Kokelv gehört, das Projekt und beschloss, zwei städtische Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Anfang Oktober wurde das Projekt genehmigt. "Dies ist eine bezirkspolitische Maßnahme, die zum Wachstum des Dorfes beitragen kann. Wir möchten sehen, ob jemand in Kokelv leben und hier womöglich Wurzeln schlagen möchte", sagt Gemeindedirektorin Elisabeth Paulsen.
Die Miete für die Wohnungen, die im ersten Jahr kostenlos sind, beträgt normalerweise 9.000 norwegische Kronen im Monat (etwa 770 Euro). In den darauffolgenden zwei Jahren zahlen die Mieterinnen und Mieter die Hälfte, bevor dann der reguläre Mietpreis eingeführt wird.
"Weniger allein als in der Großstadt"
Neben kostenlosen Wohnungen lockt Kolkev außerdem mit Programmen, die den Zuzug und die Eingewöhnung erleichtern sollen. So bekommt jede neue Familie einen lokalen "Buddy" vermittelt - einen langjährigen Bewohner des Dorfes, der bei der sozialen Integration helfen soll. Außerdem erhalten sie Zuschüsse für Schul- und Kindergartenbeiträge und die Option, die Wohnung nach drei Jahren zu kaufen.
Elen Krogh Ravna ist vor Kurzem von Tromsø nach Kokelv gezogen, um dort eine neue Stelle als Projektmanagerin anzutreten. "Als ich hierher zog, hatte ich sofort das Gefühl, weniger einsam zu sein als in der Großstadt", sagt sie.
Gemeinderätin Paulsen sagt, der langfristige Erfolg des Programms, Kokelv neu zu beleben, müsse im Laufe der Zeit evaluiert werden. Für uns ist es eine positive Sache, und wir sind gespannt, die Auswirkungen zu beobachten". "Ich bin optimistisch", fügt Initiatorin Grete Jensstad Svendsen hinzu, "wir geben niemals auf."
Quelle: ntv.de, apr