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"Es ist eine große Katastrophe" Unternehmen des Nobelpreisträgers Yunus übernommen?

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"Der Bankier der Armen", Mohammed Yunus, in weiß, umringt von Unterstützern bei seiner Ankunft vor Gericht im Januar.

"Der Bankier der Armen", Mohammed Yunus, in weiß, umringt von Unterstützern bei seiner Ankunft vor Gericht im Januar.

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

In den 1980er Jahren öffnet Mohammed Yunus die Grameen Bank in Bangladesch und vergibt Mikrokredite. Dadurch hilft er Millionen Menschen aus der Armut. Vor ein paar Tagen übernehmen offenbar jedoch Unbekannte Teile der Bank. Hintergrund könnten politische Auseinandersetzungen sein.

Mehrere Firmen des Friedensnobelpreisträgers Mohammed Yunus aus Bangladesch sind nach Angaben des 83-Jährigen "gewaltsam" übernommen worden. Demzufolge sei eine Gruppe "Außenstehender" bereits am Montag in ein Gebäude eingedrungen, in dem mehrere seiner Unternehmen untergebracht seien. Die Gruppe habe Büros übernommen und Mitarbeiter ausgesperrt. "Einige Menschen kamen und übernahmen gewaltsam die Kontrolle", sagte der 83-Jährige, ohne nähere Angaben dazu zu machen.

"Wir stecken in großen Schwierigkeiten. Es ist eine große Katastrophe", fuhr Yunus fort. "Sie versuchen, die Unternehmen nach ihren Regeln zu führen." Die Polizei habe "keine Probleme" gesehen und weigere sich, ein Strafverfahren einzuleiten, sagte Yunus. Bereits am 8. Februar seien Menschen aufgetaucht, die sich als Unterstützer der Regierungspartei Awami League bezeichnet hätten. Ebendiese Menschen hätten anschließend Mitarbeitern von Yunus den Zutritt zu dem Gebäude verwehrt, sagte ein Manager von einem der Unternehmen.

Friedensnobelpreis für Mikrokredite

Yunus hatte in den 1980er Jahren die Grameen Bank gegründet, die Mikrokredite an die ärmsten Menschen in Bangladesch vergibt. Für diese Idee wurde der Wirtschaftswissenschaftler 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Weltweit ist Yunus als "Bankier der Armen" bekannt, da sein Kreditsystem vielen Millionen Menschen aus der Armut hilft.

Die langjährige Regierungschefin von Bangladesch, Scheich Hasina, hatte den Sozialunternehmer in der Vergangenheit allerdings wiederholt verbal angegriffen und ihm unter anderem vorgeworfen, den Armen das "Blut auszusaugen". Der Nobelpreisträger galt einst als politischer Rivale Hasinas. Ihre Regierung geht verstärkt gegen Andersdenkende vor. Im Januar wurde der 83-Jährige gemeinsam mit drei Kollegen der von ihm gegründeten Firma Grameen Telecom wegen Verstößen gegen das Arbeitsrecht zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten verurteilt.

Die vier Angeklagten wiesen die Vorwürfe zurück, Yunus' Unterstützer sprachen von einem politisch motivierten Verfahren. Gegen Yunus laufen mehr als 100 Verfahren wegen Arbeitsrechtsverstößen und angeblichen Betrugs. Viele Menschenrechtler betrachten die Verfahren als politisch motiviert und protestieren dagegen. Zuletzt sprachen sich Prominente wie Hillary Clinton, Richard Branson und U2-Sänger Bono für ein Verfahrensende aus.

Quelle: ntv.de, gri/AFP

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