n-tv Meteorologe im InterviewWie weiß wird Weihnachten?

Schnee zum Fest: Für viele wäre das das i-Tüpfelchen an Weihnachten. Noch sind es einige Tage bis Heiligabend - und die Prognosen entsprechend schwierig. n-tv Meteorologe Björn Alexander wagt trotzdem einen Blick.
Schnee zum Fest: Für viele wäre das das i-Tüpfelchen an Weihnachten. Noch sind es einige Tage bis Heiligabend - und die Prognosen entsprechend schwierig. n-tv Meteorologe Björn Alexander wagt trotzdem einen Blick - und schaut dazu auch in die Vergangenheit.
n-tv.de: Björn, alle Jahre wieder kommt sie, die Frage nach der "Weißen Weihnacht": Wie sind die Chancen auf Schnee zum Fest?
Björn Alexander: Grundsätzlich ist es natürlich noch ein paar Tage hin und da gibt es dementsprechend große Unsicherheiten bei der Prognose. Aber wenn ich denn jetzt mal in die Wettermodelle blicke, die uns das Wetter überhaupt 10 Tage oder länger berechnen, dann ist die Lage nicht besonders günstig. Zumindest für die tieferen Regionen. Anders sieht es beispielsweise in den höheren Lagen der Alpen aus.
Kann man das schon in Zahlen ausdrücken?
Da die Wettermodelle in ihrer Güte bei solchen Zeiträumen - also mehr als 5 bis 10 Tage im Voraus - schon mal einer Glaskugel ähneln, würde ich für konkrete Zahlen erst einmal die Statistik der letzten Jahrzehnte zugrunde legen. Am unteren Ende bewegen sich da die tiefen Regionen in den westlichen Landesteilen. Zwar gab es 2010 auch mal eine ordentliche Ladung Schnee zum Fest. Das beweist uns: Weihnachten kann auch hier weiß sein - jedoch ist das eine große Ausnahme. Hier würde ich die Wahrscheinlichkeit bei 5 bis 10 Prozent ansiedeln.
Das ist nicht viel.
Es kam ja eben auch nur selten vor. Aber vielleicht hat Frau Holle in diesem Jahr ja mal wieder eine Überraschung parat. Ganz auszuschließen ist es angesichts der Wettermodelle auch nicht, so dass die "Weiße Weihnacht" im westlichen Flachland noch im Spiel bleibt.
Wie läuft das Spiel auf den anderen Plätzen der Nation?
Besser - zumindest sind die Wahrscheinlichkeiten größer. Nehmen wir beispielsweise das norddeutsche Flachland. Da würde ich aus der Kombination der Statistik und der Gemengelage bei den Wettermodellen vielleicht mal auf 10 bis 20 Prozent erhöhen.
Das ist doch schon mal was.
Sehe ich auch so. Und damit liegt der Norden gleichauf mit den östlichen Landesteilen abseits der Berge. Also auch zwischen der Ostsee und dem Fuße des Erzgebirges sind es um die 10 bis 20 Prozent.
Was ist mit dem Süden?
Da würde ich - von den Bergen mal abgesehen - auch nicht mehr sehen als bis zu 20 oder vielleicht 25 Prozent. Der Oberrhein und das Rhein-Main-Gebiet natürlich eher darunter mit höchstens 10 Prozent.
Dann wollen wir jetzt mal in die oberen Ligen blicken. Die befinden sich wohl auf den Bergen, oder?
Aber sicher doch. Fangen wir in den westlichen und südwestlichen Mittelgebirgen an. Dort sehe ich die Wahrscheinlichkeit für Schnee zum Fest aktuell bei 15 bis 30 Prozent - auf den Gipfeln etwas darüber. Und auch in Richtung zentrale und östliche Mittelgebirge ist die Chance auf eine weiße Weihnacht größer. In den mittleren Höhen bei um die 25 bis 40 Prozent. Auf den Gipfeln würde ich schon mal eher in Richtung 50 Prozent schielen.
Wie ist es in den Wintersportgebieten von Schwarzwald und Bayrischem Wald?
Da sind es es auch um die 40 bis 50 Prozent. Darüber liegen dann nur noch die Berge der Alpen. Wen es ins Hochgebirge zieht, für den liegen die Chancen auf Schnee zum Fest bei um die 50 Prozent in den Lagen um die 1000 bis 1500 Meter. Bei 2000 Metern sind es 70 bis 85 Prozent. Und darüber gehen wir für dann mal von 80 bis 90 Prozent aus. Also definitiv bessere Chancen als im letzten Jahr als der Föhnsturm in den Alpen zu Weihnachten für massives Tauwetter sorgten. Zumal da auch die Ausgangslage in Sachen Schneeauflage um einiges schlechter gewesen ist.
Du sprachst vorhin noch von "Überraschungen". Wie könnten die denn aussehen?
Wenn wir mal unsere aktuelle Wetterlage anblicken, dann stellen wir fest: Deutschland liegt momentan in einer westlichen Strömung, die uns ein Tief nach dem nächsten bringt. Dabei wird es zeitweise stürmisch und mal kommt etwas mildere Luft rein, die die Schneefallgrenze vorübergehend ansteigen lässt. Mal mischt sich aber auch kalte Luft unter, so dass es mit den Flocken weiter runtergeht. Kurzum: Auch die kalte Luft ist momentan gar nicht weit entfernt und das stimmt schon mal optimistischer als in vielen anderen Jahren. Auf der anderen Seite ist aber auch das Vorankommen der milden Luft immer möglich - ein Wetterphänomen, das durch das sogenannte "Weihnachtstauwetter" ja inzwischen schon Einzug in unseren Sprachgebrauch gefunden hat.
Gibt es eigentlich jetzt schon die Möglichkeit, den weiteren Verlauf des Winters zu ersehen?
Einerseits gibt es natürlich Meteorologen, die sich mit Langfristprognosen beschäftigen. Das ist aber bestenfalls etwas für die Energiewirtschaft. Nicht aber für den Normalsterblichen. Andererseits sind aber schon Anzeichen dafür da, dass es - nach den sehr milden Wintern zuletzt - jetzt mal wieder einen durchschnittlicheren Winter geben könnte, der uns alles bringt, was man in dieser Jahreszeit kennt und sich ja vielleicht auch wünscht. So oder so findet der Hochwinter in unseren Breiten jedoch natürlich erst im Januar und Februar statt.