Israelische Ziele im Visier Anschläge in Kenia
29.11.2002, 00:00 UhrIn der kenianischen Stadt Mombasa haben Extremisten zwei offenbar gezielt gegen Israel gerichtete Anschläge verübt. Bei der Explosion einer Bombe im Paradise-Hotel, wo häufig Israelis absteigen, wurden mindestens 15 Menschen getötet, 80 verletzt. Fast zeitgleich wurden zwei Raketen auf ein startendes israelisches Flugzeug abgefeuert. Die kenianische Polizei nahm unterdessen zwei verdächtige Araber fest.
"Nicht notwendige Reisen nach Kenia vermeiden"
Das Auswärtige Amt verschärfte am Abend seine Sicherheitshinweise für Kenia. Von nicht notwendigen Reisen wird abgeraten. Eine offizielle Reisewarnung wurde allerdings nicht ausgesprochen.
Nach Angaben des Innenministeriums in Kenia kamen bei dem Blutbad im Paradise-Hotel drei Israelis, darunter zwei kleine Mädchen, neun Kenianer sowie die drei "arabisch aussehenden" Täter ums Leben. Die Explosion ereignete sich gegen 08.00 Uhr Ortszeit (06.00 Uhr MEZ). Wie die Polizei mitteilte, durchbrach ein mit Sprengstoff beladener weißer Lastwagen eine Absperrung vor dem Hotel am Strand von Kikambal und detonierte in der Empfangshalle.
Das Hotel, das einem Israeli gehört, brannte vollständig nieder. Die unvorbereiteten kenianischen Rettungskräfte begannen allerdings erst zwei Stunden nach dem Anschlag mit der Bergung der Verletzten. Die israelische Regierung schickte sofort ein Flugzeug nach Mombasa, um die Verletzten zu versorgen und sie nach Israel heimzufliegen.
Israelisches Flugzeug nur knapp einer Katastrophe entkommen
Der Anschlag auf das Hotel erfolgte nach Polizeiangaben knapp fünf Minuten, nachdem zwei Raketen auf eine Maschine der israelischen Charterfluggesellschaft Arkia gefeuert worden waren. Diese war gerade vom Flughafen Mombasa gestartet. Nach Angaben der Fluggesellschaft handelte es sich um kleine, auf der Schulter getragene Luftabwehrraketen. An Bord der Maschine befanden sich 264 Passagiere und elf Besatzungsmitglieder. Von diesen sei niemand verletzt worden, meldete das israelische Fernsehen.
Der Vizedirektor von Arkia, Schlomo Hanael, teilte mit, das Flugzeug sei um 08.00 Ortszeit (06.00 Uhr MEZ) in Mombasa gestartet. Der Pilot habe kurz darauf einen Blitz an der linken Seite der Maschine bemerkt. Am Flugzeug sei kein Schaden entstanden, obgleich es von Splittern getroffen wurde. Fernsehberichten zufolge bereitete die Besatzung des beschossenen Flugzeug zunächst eine Notlandung in Nairobi vor, entschied dann aber, den Flug nach Israel doch fortzusetzen. Ein kurzzeitiges Startverbot für El-Al-Maschinen wurde inzwischen wieder aufgehoben.
"Armee Palästinas" bekennt sich zu Anschlag
Eine bislang unbekannte Gruppe namens "Armee Palästinas" bekannte sich in Beirut zu den beiden Anschläge in Mombasa. Die Organisation erklärte in ihrem Fax an internationale Nachrichtenagenturen, sie habe zwei Gruppen von Attentätern in das afrikanische Land gesandt, damit "die Welt wieder die Stimme der palästinensischen Flüchtlinge hört und um das Schlaglicht auf den zionistischen Terrorismus im Westjordanland und dem Gazastreifen zu richten."
Die Handschrift von El Kaida?
Der kenianische Botschafter in Israel machte dafür indes die internationale Terrororganisation El Kaida verantwortlich. Er habe keinerlei Zweifel, dass El Kaida dahinter stecke, sagte John Malan Sawe dem israelischen Armeesender.
Auch für den deutschen Terrorismusexperten Rolf Tophoven steht fest, dass die Terrororganisation El Kaida hinter den Terroranschlägen steht. Im SWR 1 sagte er: "Die Terrororganisation von Osama bin Laden hat in der Vergangenheit stets mehrere Anschläge zur gleichen Zeit ausgeführt. " Außerdem habe es im Funkverkehr, den internationale Geheimdienste abgehört hätten, in den vergangenen Tagen verstärkte Aktivitäten von El-Kaida- Kommandos gegeben. "Es hat unter anderem die Nachricht gegeben, die Stunde Null steht kurz bevor ", sagte Tophoven. Dies könnte ein verschlüsselter Auftrag an die Kommandos gewesen sein, aktiv zu werden.
Fischer: "Wir sind empört"
Israels Außenminister Benjamin Netanjahu sprach von einer schwerwiegenden Eskalation des Terrors gegen Israel. Außenminister Joschka Fischer äußerte sich mit Trauer und Empörung zu dem Selbstmordanschlag. "Wir sind empört über diesen brutalen und mörderischen Anschlag auf Touristen", sagte der Minister. Das Attentat sei auch ein Anschlag auf das friedliche Zusammenleben gewesen. Hinweise auf eine Verbindung zur Terrorgruppe El Kaida gebe es zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings nicht.
Bundesinnenminister Otto Schily warnte vor den Gefahren des internationalen Terrorismus. Die Vorkommnisse zeigten, "wie ernst zu nehmend die Bedrohung ist und wie ernst diese terroristischen Netzwerke zu nehmen sind", sagte Schily. Der Minister betonte aber, dass es unmöglich sei, die Sicherheit so genannter weicher Ziele zu garantieren. "Wir können nicht jedes Hotel von der Polizei beschützen lassen."
Flugzeug-Absturz in Safaripark
Beim Absturz eines Touristen-Flugzeugs in der Nähe des Nationalparks Masai Mara sind elf deutsche Touristen verletzt worden. Der kenianische Co-Pilot kam ums Leben. Die Deutschen und drei Schweizer seien mit schweren Kopfverletzungen und Knochenbrüchen in ein Krankenhaus in Nairobi eingeliefert worden, berichtet eine Ärztin. Die Maschine hatte offenbar einen Triebwerks-Schaden.
Quelle: ntv.de