"Zunehmendes Tatmittel"Bundesregierung stuft K.o.-Tropfen als Waffe ein

Die Zahl der Frauen, die Opfer von Sexualstraftaten werden, nimmt zu, wie aus einem vom Bundesinnenminister präsentierten Lagebild hervorgeht. In diesem Zuge erhalten K.o.-Tropfen eine neue Einstufung, um damit bei der Strafverfolgung härter vorgehen zu können.
Innenminister Alexander Dobrindt hat eine schärfere Strafverfolgung bei K.o.-Tropfen angekündigt. "Wir stufen K.o.-Tropfen, die zunehmend als verbreitetes Tatmittel genutzt werden, als Waffe ein. So schaffen wir die Grundlage für spürbar strengere Strafverfolgung", sagte Dobrindt.
Der Bundestag hatte kürzlich bereits ein Gesetz beschlossen, das den Handel und Vertrieb sogenannter K.o.-Tropfen, die als "Vergewaltigungsdroge" bekannt sind, stark eingeschränkt hat. Dabei handelt es sich um Beschränkungen für die Chemikalien Gamma-Butyrolacton (GBL) und 1,4-Butandiol (BDO). Nach einigen Minuten wird Opfern dadurch schwindelig, sie können das Bewusstsein verlieren. Täter nutzen die Zeit etwa für Sexualdelikte oder Raub. Der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck hatte zuletzt von "einem Mittel gezielter chemischer Gewalt" gesprochen.
Im vergangenen Jahr wurden laut der Kriminalstatistik 53.451 Frauen Opfer von Sexualstraftaten. Die Zahl der Betroffenen stieg damit um 2,1 Prozent. Fast die Hälfte der Frauen war zum Tatzeitpunkt unter 18 Jahren alt. Bei Sexualstraftaten unter Verwendung von K.o.-Tropfen soll es ebenfalls zu Strafverschärfungen kommen. Dies hatte Bundesjustizministerin Stefanie Hubig zuletzt bereits angekündigt.
Die Kriminalstatistik zeigt nur Fälle, die den Ermittlern auch bekannt werden. Der gemessene Anstieg kann also damit zusammenhängen, dass es tatsächlich mehr Taten gibt, aber auch damit, dass Menschen verstärkt Taten anzeigen. Man könne das nicht abschließend sagen, sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch. "Die Vermutung ist, teils, teils."