Im Jahr 2026 DGB erwartet Mindestlohn-Anhebung auf fast 14 Euro
20.01.2025, 15:34 Uhr Artikel anhören
DGB-Vorsitzende Jasmin Fahimi warnt die kommende Bundesregierung vor einem Sparkurs.
(Foto: picture alliance/dpa)
2024 und Anfang 2025 steigt der Mindestlohn um jeweils 42 Cent. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hält aufgrund der Lohnentwicklungen einen Mindestlohn von fast 14 Euro im Jahr 2026 für realistisch. Aus Sicht des DGB müsste die Lohnuntergrenze aber eigentlich schon jetzt fast 15 Euro pro Stunde betragen.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) rechnet für 2026 mit einer gesetzlichen Lohnuntergrenze von mindestens 13,90 Euro. Dieser Wert ergebe sich rein rechnerisch, wenn die Entwicklung der Tariflöhne auf den Mindestlohn übertragen werde, sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell in Berlin. Der DGB plädiere aber für einen armutsfesten Mindestlohn in Höhe von 60 Prozent eines mittleren Lohns in Deutschland. Dies wäre nach seinen Worten derzeit ein Stundenlohn von etwa 14,80 Euro.
Derzeit beträgt der Mindestlohn 12,82 Euro. Die Mindestlohnkommission aus Vertretern der Gewerkschaften und Arbeitgeber muss bis zur Jahresmitte entscheiden, wie hoch die Anhebungen für 2026 und 2027 ausfallen sollen. Sie orientiert sich dabei an der Entwicklung der Tariflöhne, für die das Statistikamt einen Tarifindex berechnet. Laut Körzell geht der DGB davon aus, dass der Tarifindex um knapp acht Prozent steigt.
"Wollen starkes Votum der Mindestlohnkommission"
Körzell sitzt für den DGB in der Mindestlohnkommission. Er unterstrich, dass die Kommission es in den Händen habe, die Lohnuntergrenze auch stärker anzuheben. Es gebe immer Spielraum, welche neueren Tarifabschlüsse noch in die Berechnungen einbezogen würden und auf welchen Zeitraum man sich beziehe. Notfalls müsse der Gesetzgeber wieder eingreifen. Dies wolle der DGB aber vermeiden. "Wir wollen ein starkes Votum der Mindestlohnkommission", sagte Körzell.
Zuletzt hatte die Kommission im Sommer 2023 über die Erhöhungen für 2024 und 2025 entschieden. Die Kommission ging im Streit auseinander, weil sich die Arbeitgeber mit der Stimme der Vorsitzenden mit ihrem Vorschlag einer nur geringen Anhebung durchsetzten. Der Mindestlohn war 2024 und Anfang 2025 um jeweils 42 Cent gestiegen.
"Wir brauchen gute Arbeitsplätze"
Von der neuen Bundesregierung erwartet der DGB mehr Investitionen und Pragmatismus beim klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft. Fahimi forderte "pragmatische Zwischenschritte auf dem Weg zur Dekarbonisierung". Das Ziel der Klimaneutralität sei ohne Zweifel notwendig. Erforderlich sei dabei aber auch die soziale Akzeptanz. "Wir brauchen gute Arbeitsplätze, aber eben auch temporäre Brücken für die Machbarkeit beim Erreichen des Ziels", sagte Fahimi. Die Industriestandorte bräuchten wettbewerbsfähige Energiepreise, gut ausgebildete Fachkräfte und innovationsstützende Förderung.
Fahimi forderte eine Investitionsoffensive wie auch Prämien beim Kauf von Elektroautos. Ohne eine Reform der Schuldenbremse mit einer Lockerung der Schuldengrenze für Investitionen werde es nicht gehen. Sie plädierte für "zeitlich begrenzte Investitionsprämien zur Modernisierung des industriellen Kerns" und Kaufprämien für E-Autos zur Stabilisierung der Autoindustrie.
Der DGB warnte vor einem Sparkurs in der Bundesregierung. "Die Vorstellung, wir könnten uns aus der akuten Krise heraussparen, ist absurd", sagte Fahimi. "Sparen in Zeiten struktureller Schwächen ist die wissentlich in Kauf genommene Demontage unserer Wirtschaft." Ein starker Sozialstaat und eine prosperierende Wirtschaft gehörten zusammen.
Quelle: ntv.de, jpe/rts