BSE-Krise Diskussion um Rindertötung
19.01.2001, 11:51 UhrEine Abkehr von der Tötung der ganzen Rinderherde nach Auftreten eines BSE-Falls hält EU-Agrarkommissar Franz Fischler für vertretbar. Der "Frankfurter Rundschau" sagte er, es reiche unter Umständen aus, nur die Tiere aus derselben Futtergruppe wie das BSE-Tier zu schlachten.
Allerdings müssen dazu Herkunft und Eintritt der Tiere in die Herde dokumentiert sein. Bislang werden grundsätzlich die ganzen Rinderherden auf den BSE-Höfen vernichtet. Eine Ausnahme bildet Bayern. Allerdings entschlossen sich bisher alle betroffenen Landwirte für die Tötung der ganzen Herde.
Im ZDF forderte Fischler rechtliche Konsequenzen bei falsch deklarierten Lebensmitteln. Es sei eine strafbare Handlung. Außerdem sprach er sich für mehr Biobetriebe in Deutschland aus.
Künast rechnet mit weiteren BSE-Fällen
Die neue Ministerin für Verbraucherschutz und Landwirtschaft, Renate Künast, rechnet mit weiteren BSE-Fällen in Deutschland und der EU. Schätzungen gingen für Deutschland von 200 bis 500 BSE-Fällen in diesem Jahr aus.
Unterdessen sind aus Baden-Würtemberg und Bayern je ein neuer Verdachtsfall gemeldet worden. In Deutschland gibt es inzwischen 16 bestätigte BSE-Fälle, davon sieben in Bayern. Bundesweit wurden bislang mehr als 110.000 Schlachtrinder getestet. Künast sagte, Ende Januar solle eine Entscheidung über die Tötung von Rinderherden fallen.
Struck warnt vor Kurs gegen Bauern
SPD-Fraktionschef Peter Struck warnte die Regierung davor, im Kampf gegen BSE einen Kurs gegen die Bauern zu fahren. "Ich will unsere Landwirte gegen pauschale Verurteilung in Schutz nehmen", sagte Struck der Tageszeitung "Die Welt". Es wäre fatal, wenn ein "Konflikt angezettelt wird".
Rindertötungen wegen der Marktlage
Spanien will angesichts der schlechten Marktlage in der nächsten Zeit 180.000 Rinder töten. Das kündigte der spanische Agrarminister Miguel Arias Canete am Donnerstag auf der internationalen Agrarausstellung Grüne Woche in Berlin an. In der gesamten EU sollen in den kommenden Monaten rund zwei Millionen Rinder im Alter über 30 Monaten geschlachtet und verbrannt werden.
In Deutschland können innerhalb dieser Aktion von einer Bundesanstalt 400.000 Rinder aufgekauft werden, falls die Bauern dies wünschen. Fischler sagte, der Rindfleischkonsum in der EU sei als Folge von BSE um 30 Prozent gesunken.
Quelle: ntv.de