Politik

Geldwäsche im Vatikan? Ermittlungen gegen Bankenchef

Kaum ist es dem Vatikan gelungen, die Wellen der Empörung über den fortgesetzten Kindesmissbrauchs in Einrichtungen der katholischen Kirche einigermaßen zu glätten, da werden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Vatikanbank-Chef Tedeschi wegen des Verdachts der Geldwäsche bekannt. Es geht auch um eine Überweisung von 20 Mio Euro nach Deutschland. Der Vatikan reagiert "erstaunt".

Tedeschi wurde im September 2009 an die Spitze des IOR geholt, um dessen Konten in Ordnung zu bringen.

Tedeschi wurde im September 2009 an die Spitze des IOR geholt, um dessen Konten in Ordnung zu bringen.

(Foto: dpa)

Die römische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Präsidenten der Vatikanbank IOR wegen des Verdachts der Geldwäsche. Wie die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" berichtet, ist neben dem Präsidenten des IOR,  Ettore Gotti Tedeschi, auch ein weiterer hoher Funktionär des vatikanischen Geldinstituts ins Visier der Fahnder geraten. Die italienische Finanzpolizei habe 23 Millionen Euro von einem IOR-Konto bei einer anderen italienischen Bank beschlagnahmt.

Im Zentrum der Ermittlungen steht laut Medienberichten ein Geldtransfer nach Deutschland. Ausgangspunkt sei eine Überweisung von 20 Millionen Euro durch das IOR an JP Morgan in Frankfurt am Main. Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa stehen Gotti Tedeschi und der Manager im Verdacht, bei Finanztransaktionen die Namen der wahren Auftraggeber verschwiegen zu haben. Der Vatikan zeigte sich "erstaunt" über die Ermittlungen.

IOR schon lange im Visier der Ermittler

Es handelt sich nicht um die erste Ermittlung dieser Art gegen das Geldinstitut des Papstes. Das IOR war in der Vergangenheit wiederholt wegen undurchsichtiger Geschäfte in die Schlagzeilen geraten. Früheren Medienberichten zufolge haben die Ermittler italienische Steuerzahler im Verdacht, unter dem Deckmantel des "Instituts für Religiöse Werke", wie die Vatikanbank offiziell heißt, Steuerbetrug und Unterschlagung zu begehen. Vor einem Jahr hatten Medien über ähnliche Ermittlungen wegen undurchsichtiger Konto-Verbindungen der IOR-Bank zur Großbank Unicredit berichtet.

Laut der Zeitung "Repubblica" sollen die Ermittler schon vor Jahren entdeckt haben, dass das Institut unter seinem Kürzel IOR mehrere Konten bei anderen Banken verwaltete. Über eines der Konten sollen demnach binnen zwei Jahren 180 Millionen Euro geflossen sein.

In einen größeren Skandal war die Vatikanbank zuletzt 1982 verwickelt. Damals war das Geldhaus in den betrügerischen Bankrott der Banco Ambrosiano involviert.

Die Vatikanbank verwaltet normalerweise die Gelder der katholischen Orden und Verbände. Als Institution des Vatikanstaats steht sie außerhalb des italienischen Gesetzes. Den Medienberichten zufolge wurde der Experte für Finanzethik Gotti Tedeschi vor einem Jahr an die Spitze des IOR geholt, um dessen Konten in Ordnung zu bringen. In einer Erklärung des Vatikan-Staatssekretärs hieß es, der Vatikan habe wiederholt seinen "klaren Willen zu völliger Transparenz der Finanztransaktionen des IOR bekundet". Die Bank von Italien habe alle "notwendigen Informationen", ähnliche Verfahren würden derzeit auch bei anderen italienischen Kreditinstituten eingeleitet.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen