Proteste gegen längere Laufzeiten Gabriel greift Atomkurs an
24.04.2010, 11:37 UhrVor dem bundesweiten Protesttag gegen Kernenergie, an dem Zehntausende mit einer 120 Kilometer langen Menschenkette für den Ausstieg aus der Kernenergie-Nutzung zu demonstrieren wollen, meldet sich Ex-Bundesumweltminister Gabriel zu Wort. Er hält der Regierung vor, nur die Interessen der Energiekonzerne zu vertreten.

(Foto: dpa)
Vor der großen Protestaktion gegen die Nutzung der Atomkraft hat SPD-Chef Sigmar Gabriel der Bundesregierung vorgeworfen, die Interessen der Atomkonzerne über das Gemeinwohl zu stellen. Wer die Laufzeiten "auch der ältesten und störanfälligsten Atomkraftwerke um acht Jahre verlängern will", wolle in Wahrheit gar keinen Ausstieg aus der Atomkraft, sagte Gabriel der "Bild am Sonntag". "Die Bundesregierung vertritt hier die Interessen von vier Atom-Konzernen und nicht das Gemeinwohl."
Gabriel will am heutigen Samstag bei einer der größten Protestaktionen gegen die Nutzung der Atomkraft seit langem auftreten. Initiativen, Umweltschutzverbände, Parteien und Gewerkschaften haben gemeinsam dazu aufgerufen, eine rund 120 Kilometer lange Menschenkette120 Kilometer lange Menschenkette zwischen den norddeutschen Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel zu bilden. Anlass ist der 24. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am Montag. Auf Kundgebungen entlang der Route, die durch Schleswig-Holstein und Hamburg führt, wollen neben Gabriel weitere Politiker der Bundestags-Opposition sprechen. Die Aktion mit zehntausenden erwarteten Teilnehmern richtet sich gegen Pläne der schwarz-gelben Bundesregierung, den Atomausstieg zu verschieben.
Gröhe: Atomkraft gut für das Klima
Schon die Debatte über eine Laufzeitverlängerung behindere den Ausbau der erneuerbaren Energien und damit das Entstehen neuer Jobs, kritisierte Gabriel in der "BamS". "Niemand investiert eine Milliarde Euro in einen Windpark vor der Küste, wenn er keine Gewissheit hat, dass er den Strom ins Netz einspeisen kann." Es könne daher "niemanden überraschen, dass wir Widerstand dagegen leisten, wenn die neue Bundesregierung den Ausstieg aus der Atomenergie rückgängig machen will - gegen die große Mehrheit in der Bevölkerung".
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe dagegen warf der Opposition vor, Angst vor der Kernenergie zu schüren. "Man fragt sich dabei: Wenn die Gefahr tatsächlich so groß wäre, warum wurden dann nicht bereits alle Kernkraftwerke unter Rot-Grün abgeschaltet?", sagte Gröhe der "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung". "Die Kernenergie ist für uns eine Brückentechnologie. Diese Brücke soll uns ins Zeitalter der regenerativen Energien führen", sagte der CDU-Politiker. "Bis dahin brauchen wir einen modernen Energiemix, der uns auch helfen wird, die Klimaschutzziele zu erreichen." Dazu gehöre die Bereitschaft zur Laufzeitverlängerung der sicheren Atomkraftwerke.
Quelle: ntv.de, AFP