Lage in Libyen bleibt instabil Gaddafi-Treue erobern Bani Walid
23.01.2012, 20:56 UhrTrotz des Tods von Muammar Gaddafi ist der Machtkampf in Libyen nicht entschieden. Der Übergangsrat versucht, mit Festnahmen die Kämpfer des Machthabers zurückzudrängen. Die reagieren mit Gewalt und demonstrieren in Bani Walid, wie einflussreich sie noch immer sind.
Nach heftigen Kämpfen haben Anhänger des getöteten libyschen Machthabers Muammar Gaddafi die Stadt Bani Walid unter ihre Kontrolle gebracht. Anwohner und Vertreter der Regierungstruppen berichteten von schweren Zusammenstößen, bei denen mindestens vier Menschen getötet und weitere 20 verletzt worden seien. Es seien auch schwere Panzerabwehrwaffen zum Einsatz gekommen. Auslöser war offenbar die Festnahme mehrerer Gaddafi-Anhänger durch Mitglieder des Nationalen Übergangsrates.
"Sie kontrollieren jetzt die Stadt. Sie fahren in der Stadt umher", sagte ein Kämpfer der Regierungstruppen. Ein Vertreter der Luftwaffe in Tripolis erklärte, es würden Kampfflugzeuge in Richtung Bani Walid entsandt. In der Hauptstadt selbst verstärkten die Sicherheitskräfte ihre Präsenz in den Straßen. Die Stadt Bani Walid war im vergangenen Jahr einer der letzten Orte, in denen Gaddafi-Anhänger gegen die Oppositionellen kämpften. Bani Walid liegt etwa 200 Kilometer südöstlich von der Hauptstadt Tripolis entfernt.
Unterdessen teilte der Internationale Strafgerichtshof mit, dass noch keine Entscheidung über den Prozess gegen den Sohn des früheren libyschen Machthabers, Saif al-Islam, getroffen wurde. Es sei noch nicht beschlossen worden, ob das Verfahren in Libyen stattfinden könne. Damit trat es Aussagen des libyschen Justizministers Ali Chalifa Schur entgegen. Dieser hatte erklärt, das Gericht in Den Haag habe dem Antrag Libyens auf einen Prozess in der Heimat des Angeklagten zugestimmt. Dem bekanntesten Sohn Gaddafis werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Saif al-Islam wurde im November - etwa einen Monat nach dem gewaltsamen Tod des Vaters - in der Wüste festgenommen.
Saif al-Islam selbst galt noch vor einem Jahr als designierter Nachfolger Muammar Gaddafis an der Spitze des nordafrikanischen Landes. Das Verfahren gegen ihn gilt als Test für Libyen. In dem Land droht dem Mann die Todesstrafe. Der Internationale Strafgerichtshof hatte weitere Informationen über seinen Zustand angefordert.
Quelle: ntv.de, rts