Wahlkampf in Kenia Höflichkeiten im TV-Duell
12.02.2013, 03:04 UhrSechs Jahre sind seit der letzten Präsidentschaftswahl in Kenia vergangen. Die Entscheidung war damals knapp, es folgten schwere ethnische Unruhen. Am 4. März steht wieder eine Wahl an. Die Bewerber begegnen sich im Fernsehduell und präsentieren sich überraschend zahm.
Drei Wochen vor der Präsidentschaftswahl in Kenia haben sich die Kandidaten die erste TV-Wahlkampfdebatte in der Geschichte des Lande s geliefert. Die acht Bewerber um das Präsidentenamt standen sich in einer von Fernsehen, Radio und Internet übertragenen Debatte gegenüber und beantworteten in einem streng festgelegten Zeitschema die Fragen der Journalisten. Unter den Favoriten des Urnengangs am 4. März sind Premierminister Raila Odinga und Vizeregierungschef Uhuru Kenyatta, gegen den ein Verfahren vor dem internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag läuft.
Kenyatta und ein weiterer Kandidat bei der Präsidentenwahl, William Ruto, sowie zwei weitere Kenianer sind wegen ihrer Rolle im blutigen ethnischen Konflikt nach der Präsidentschaftswahl von 2007 angeklagt. Der Prozess am IStGH soll am 10. April beginnen.
Großes Interesse
Der aussichtsreichste Kandidat im Rennen um das Präsidentenamt ist Regierungschef Raila Odinga. Der Premier und sein Stellvertreter sind politische Rivalen, verzichteten aber in der Fernsehdebatte auf heftige Verbalattacken und tauschten sogar Höflichkeiten aus. Kenyatta hatte 2007 die Kandidatur von Amtsinhaber Mwai Kibaki unterstützt, während Ruto damals hinter Odinga stand. 2008 vereinbarten beide Lager die Teilung der Macht und die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit: Kibaki blieb Präsident, Odinga wurde Premierminister.
Bis heute sind viele Kenianer noch geprägt von der Welle der Gewalt, die sich nach der Präsidentschaftswahl 2007 entzündet hatte. Das Interesse an der TV-Debatte am Montag war entsprechend groß: Viele Menschen verließen frühzeitig ihre Arbeitsplätze, um sie zu verfolgen. Eine weitere TV-Debatte soll es am 25. Februar geben. Am 4. März werden neben dem Präsidenten auch ein neues Parlament, der Senat sowie Kommunalvertreter gewählt.
Quelle: ntv.de, AFP