"Jungs, die Fehler machen" Indischer Politiker verteidigt Vergewaltiger
11.04.2014, 16:04 UhrIn Indien geht die Justiz in der jüngsten Vergangenheit hart gegen Vergewaltiger vor. Eine Reihe dieser schweren Straftaten hatte international für großes Aufsehen gesorgt. Jetzt, inmitten der Parlamentswahl, zeigt ein Politiker Verständnis für die Täter.
Mit einem umstrittenen Kommentar zu den jüngsten Vergewaltigungsfällen in Indien hat der Chef der regierenden Partei im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh heftige Reaktionen hervorgerufen. Im Wahlkampf für die derzeit laufenden indischen Parlamentswahlen hatte Mulayam Singh Yadav die Verschärfung des Strafrechts bei Vergewaltigungen kritisiert und Mehrfach-Vergewaltiger als "Jungs" bezeichnet, die "Fehler machen".
Als Beispiel für die nach seiner Ansicht zu harten Strafen nannte Yadav die Entscheidung eines Gerichts vom vergangenen Freitag, erstmals wegen mehrfacher Vergewaltigung die Todesstrafe zu verhängen. "Drei arme Kerle wurden zum Tode verurteilt. Sie sind Jungs, sie machen Fehler", sagte der 74-Jährige.
Die Mutter einer im Dezember 2012 nach einer brutalen Gruppenvergewaltigung gestorbenen Studentin nannte Yadav daraufhin einen "widerlichen und schamlosen" Politiker. Yadav habe keinen Sinn für die Qualen, die vergewaltigte Frauen durchlebten. "Jeden Tag werden Frauen vergewaltigt, und das sind alles Fehler?"
Vergewaltiger und Opfer hinrichten
Empörte Kommentare erntete Yadav auch in den sozialen Netzwerken. Der Chef eines Sozialforschungszentrums in Neu Delhi rief die Wahlkommission auf, gegen ihn wegen "Ermunterung zum Missbrauch" vorzugehen. Der Ärger war umso größer, als erst vor kurzem der Chef von Yadavs Samajwadi Partei im Bundesstaat Maharashtra gefordert hatte, Vergewaltigungsopfer gemeinsam mit ihren Peinigern hinzurichten, da sie außerehelichen Sex hatten.
Die Partei regiert zwar nur in Uttar Pradesh, da dies aber der bevölkerungsreichste Bundesstaat Indiens ist, könnte ihr bei Koalitionsverhandlungen nach dem Ende der Wahlen am 12. Mai die Rolle des Königsmachers zufallen.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP