Politik

Zwischenfall im Persischen Golf Iran nimmt 15 Briten fest

Der Iran hat 15 britische Marineangehörige gefangen genommen und damit die anhaltende Krise in den Beziehungen zu Großbritannien weiter verschärft. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in London erfolgte die Gefangennahme mit vorgehaltenen Waffen eindeutig in irakischen Hoheitsgewässern und nicht auf iranischem Gebiet.

Die iranische Regierung bestätigte am Abend nach Angaben des Nachrichtensenders Khabar die Gefangennahme der britischen Seeleute. Teheran werfe ihnen vor, in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen zu sein. Die Regierung habe gegen dieses "neuerlich Eindringen britischer Marinekräfte in iranische Hoheitsgewässer" protestiert und den britischen Geschäftsträger ins Außenministerium einbestellt. Teheran verlange von der britischen Regierung eine Erklärung und Garantien dafür, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederhole. Die Seeleute würden bis zum Abschluss der Untersuchungen in iranischem Gewahrsam bleiben.

Die britische Außenministerin Margaret Beckett hatte zuvor ihrerseits den iranischen Botschafter einbestellt und die sofortige Freilassung der Briten verlangt. "Wir haben eine vollständige Erklärung über das verlangt, was vorgefallen ist, und wir haben keinerlei Zweifel daran gelassen, dass wir die sofortige und sichere Heimkehr unserer Mannschaften und ihrer Ausrüstung wollen", sagte Beckett nach der 20-minütigen Unterredung ihres Staatssekretärs Peter Ricketts mit dem iranischen Botschafters Rasoul Movahedian. In Teheran überbrachte der dortige britische Botschafter die Forderungen Londons an das iranische Außenministerium.

Die Gefangennahme der Marineangehörigen erfolgte nach Darstellung des Verteidigungsministeriums in London bei der Routine-Inspektion eines kleinen Handelsschiffes vor der irakischen Küste durch die Besatzungen zweier britischer Marineboote gekommen. Derartige Inspektionen sollten den Schmuggel von irakischem Erdöl sowie von Waffen unterbinden helfen und seien voll und ganz durch UN-Resolutionen gedeckt.

Der Vorfall habe sich gegen 10.30 Uhr Ortszeit ereignet, hieß es weiter. Während der Kontrolle des Handelsschiffes, einer traditionellen Dau, seien die zwei Marineboote von iranischen Kriegsschiffen eingekreist und dann gezwungen worden, in Hoheitsgewässer des Iran zu fahren. Derweil hieß es bei der 5. US-Flotte, die gemeinsam mit britischen Marine-Einheiten vor der irakischen Küste operiert, Angehörige der iranischen Revolutionären Garden hätten die Briten gefangen genommen.

Die britischen Boote gehören zu der Fregatte "Cornwall", deren Besatzung den Zwischenfall beobachtete, jedoch nicht versuchte, einzugreifen. Hintergrund der Spannungen zwischen beiden Ländern ist, dass London derzeit im UN-Sicherheitsrat in New York zu den treibenden Kräften hinter einer angestrebten Resolution gehört, mit der die Sanktionen gegen Teheran wegen dessen Nuklearprogramm verstärkt werden sollen. Westliche Staaten, darunter auch Deutschland, wollen verhindern, dass der Iran Atomwaffen entwickelt. Zudem hat Großbritannien dem Iran gerade erneut vorgeworfen, Angriffe auf britische Truppen, die in der südirakischen Hafenstadt Basra stationiert sind, durch Waffen und Geld für Aufständische zu fördern.

Die Gefangennahme der Marineangehörigen war nicht der erste derartige Vorfall. Im Juli 2004 hatte die iranische Marine im Schatt el Arab, dem Mündungsfluss von Euphrat und Tigris, drei britische Patrouillenboote aufgebracht und acht Marinesoldaten festgesetzt. Sie waren gefesselt mit verbundenen Augen im iranischen Fernsehen vorgeführt worden. Nach viertägigen Verhandlungen kamen sie jedoch frei. Damals hatten die Briten eingeräumt, dass die Boote möglicherweise durch einen Navigationsfehler in iranische Gewässer geraten seien. Diesmal schloss London eine solche Möglichkeit von vornherein kategorisch aus.

Quelle: ntv.de

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