Erste Nachrichtensprecherin Journalistin Wibke Bruhns ist tot
21.06.2019, 13:20 Uhr
Bruhns bei der Präsentation ihrer Memoiren vor sieben Jahren.
(Foto: picture alliance / dpa)
Vielen Journalistinnen in Deutschland war sie eine Wegbereiterin: Die frühere ZDF-Nachrichtenmoderatorin Wibke Bruhns ist tot. Ihr Wirken ist eng mit der Ära Willy Brandt verknüpft. Sie wurde 80 Jahre alt.
Als Wibke Bruhns im Mai 1971 vor die "heute"-Kameras trat, war das eine Sensation: Erstmals präsentierte eine Frau die Nachrichten im deutschen Fernsehen. Zwei Jahre blieb die Journalistin beim ZDF und wurde mit dem von ihr eingeläuteten Ende eines "schwachsinnigen" Männermonopols, wie sie es nannte, einer bundesweiten Öffentlichkeit bekannt. Am gestrigen Abend ist Bruhns im Alter von 80 Jahren verstorben. Das bestätigte ihre Familie dem ZDF.
Bruhns ist die Tochter des Kaufmanns Hans Georg Klamroth aus Halberstadt, der nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 als Mitglied des Widerstandes hingerichtet wurde. Bruhns' Mutter, die fünf Kinder großzog, trat 1949 in den diplomatischen Dienst. Tochter Wibke wuchs in Internaten auf, lebte in Stockholm, Berlin und London.
Immer wieder eckte Bruhns, die sich früh für den späteren Bundeskanzler Willy Brandt engagierte, mit ihren Ansichten an. Ihr Volontariat bei der "Bild"-Zeitung brach sie nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 aus politischen Gründen ab. Sie wechselte zum Fernsehen, zunächst zum NDR nach Hamburg, dann zum ZDF und schrieb für "Die Zeit". Nach 380 Nachrichtensendungen wanderte Bruhns 1973 zum WDR ab. Dort produzierte sie Beiträge für das politische Magazin "Panorama".
Die "Bunte" kürte sie zur "Jeanne d'Arc der 68er", für den "Stern" ging Bruhns 1979 als Nahost-Korrespondentin nach Israel. Von 1984 bis 1988 berichtete die Journalistin für das Hamburger Magazin aus Washington. Nach einem Ausflug zum Privatsender Vox, wo sie wieder Nachrichten präsentierte, wurde Bruhns 1995 Leiterin der Kulturredaktion beim Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB). Sie verließ den Sender 1998.
Im Februar 2000 wurde sie Sprecherin der Expo 2000 in Hannover. Seit dem Ende der Weltausstellung arbeitete Bruhns wieder als freie Autorin. Eine Rückkehr zum Fernsehen lehnte sie rundweg ab. "Da sitzen zu viele Tattergreise", sagte sie.
Quelle: ntv.de, shu/dpa