Politik

Interview mit Hans-Ulrich Klose "Leben könnten wir mit allen"

Unter den Wählern in Deutschland hätte Barack Obama seine Mehrheit sicher. Aber wäre Obama auch aus europäischer oder deutscher Perspektive der bessere Präsident? Fragen an den SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose.

n-tv.de: Herr Klose, wer würde US-Präsident, wenn es nach Ihnen ginge?

Hans-Ulrich Klose: Das soll jetzt keine Floskel sein - leben könnten wir mit allen dreien. McCain kennt Europa am besten, auch Deutschland, weil er seit Jahren zu den Sicherheitskonferenzen nach München kommt. Hillary Clinton kennt Europa auch ganz gut, Obama relativ wenig.

Wäre das ein Problem?

Nein, das muss nicht unbedingt ein Problem sein. Obama hat zwei Vorzüge: Beim Irak-Krieg hat er gezeigt, dass er richtig entscheiden kann. Und er hat erklärt, was ein bisschen an Kennedy erinnert, er würde mit sorgfältiger Vorbereitung auch mit solchen Ländern verhandeln, mit denen die USA im Konflikt liegen. Das finde ich richtig, denn in der Außenpolitik muss man nicht mit den Engeln verhandeln, sondern mit dem Teufel. Mit McCain hätten wir ein Problem rund um Russland.

Inwiefern?

McCain ist gegenüber Russland sehr harsch, wie ich finde in unangemessener Weise. Da die UNO nicht nur aus Demokratien besteht, hat McCain diese Idee entwickelt, eine Art Liga der Demokratien zu schaffen. Diese Liga sollte auch das Recht haben, bestimmte Aktionen zu legitimieren. Auch das halte ich für problematisch.

Hillary Clinton ...

... wäre wahrscheinlich auf den ersten Etappen die aus europäischer Sicht angenehmste Partnerin. Sie kennt uns, sie hat erfahrene Berater - nicht zuletzt ihren Mann Bill. Aber das tut sich nicht viel.

Was sagen Sie zu dem Argument, dass ein Präsident Obama den deutsch-amerikanisch Beziehungen einen neuen Schub geben würde - einfach, weil er hier schon jetzt so populär ist?

Sicher würde das Faszinosum Obama dazu beitragen, das Image der USA in Europa und der Welt deutlich zu verbessern. Das wäre nicht schlecht. Die Amerikaner haben ja in den Zeiten der Präsidentschaft Bush stark an politischem Ansehen verloren. Ich glaube aber, dass der Vorteil in etwas anderem liegt. Obama ist einfach ein neues Gesicht. Wenn Hillary Clinton gewählt würde, wäre es nur ein weiteres altes Gesicht. Dann hätten 20 Jahre lang zwei Familien Amerika regiert.

Wie ist es beim Thema Irak/Afghanistan?

Da sind alle einig: Alle drei würden - nicht sofort, aber im Laufe der Zeit - von den Europäern mehr "burden sharing" verlangen.

Und in der Handelspolitik?

Das ist in der Regel mit den Republikanern einfacher als mit den Demokraten. Demokraten neigen eher zu protektionistischen Maßnahmen. Allerdings muss man wissen: Die reden in Wahlkämpfen häufig protektionistischer, als sie hinterher agieren. Da sehe ich keine großen Unterschiede.

Mit Hans-Ulrich Klose sprach Hubertus Volmer

Quelle: ntv.de

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