Übernachtung in Schloss WindsorMichael Higgins besucht die Queen

Zum ersten Mal besucht ein irischer Präsident Großbritannien. Vor allem die Queen gibt sich große Mühe, eine gute Gastgeberin zu sein. Denn die gemeinsame Geschichte ist eine Belastung. Doch sie spielt eine immer kleinere Rolle.
Der irische Präsident Michael D. Higgins ist zu einem historischen Staatsbesuch in Großbritannien eingetroffen. Higgins wurde in London von Prinz Charles begrüßt und anschließend von der britischen Königin Elizabeth II. und ihrem Mann Prinz Philip in Schloss Windsor empfangen. Higgins ist der erste irische Präsident, der Großbritannien einen Staatsbesuch abstattet.
Der viertägige Besuch Higgins' folgt auf eine ebenfalls historische Irland-Visite der Queen im Jahr 2011. Auch dies war eine Premiere: Seit der Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien im Jahr 1922 war kein britischer Monarch mehr in der Republik Irland gewesen.
Higgins, der im Nebenberuf Dichter ist, hält in Großbritannien diverse Reden, unter anderem vor Abgeordneten des britischen Unterhauses. Am Abend nimmt er an einem Bankett der Queen im Schloss Windsor teil. Mit am Tisch sitzen soll auch der nordirische Vize-Regierungschef Martin McGuinness von der Partei Sinn Féin. Auch dies ist eine höchst symbolträchtige Geste: McGuinness war mindestens bis in die 1970er Jahre Mitglied der Terrorgruppe IRA, deren politischer Arm Sinn Féin war.
Verhältnis ist deutlich entspannt
Bereits Mitte 2012 hatte die Queen McGuinness in Belfast getroffen. Damals war vor dem Treffen der beiden darüber spekuliert worden, ob McGuinness der britischen Königin die Hand geben würde. Als der Handschlag tatsächlich stattfand, war dies dem "Guardian" eine Schlagzeile wert: "Die Königin und Martin McGuinness geben sich die Hand und schreiben Geschichte".
Ganz so dramatisch ist das Treffen von Higgins und Elizabeth nicht, zumal die Queen sich alle Mühe gibt, den Besuch so harmonisch wie möglich ablaufen zu lassen. So wohnen Higgins und seine Frau Sabina in der Zeit ihres Aufenthalts im Windsor Castle, was als große Auszeichnung gilt. Auch sonst hat sich das irisch-britische Verhältnis seit dem Karfreitagsabkommen von 1998 deutlich entspannt. Das Abkommen zog einen Schlussstrich unter die jahrzehntelangen "Troubles" - den Bürgerkrieg, dem mehr als 3500 Menschen zum Opfer fielen.
Geschichte und Fußball
Im Vorfeld seines Besuchs hatte Higgins gesagt, beide Länder müssten mit dem Schmerz der Vergangenheit umgehen, dürften sich von ihm jedoch nicht "verkrüppeln" lassen. Damit spielte Higgins nicht nur auf den Nordirlandkonflikt an - die irische Geschichte ist seit dem Mittelalter von der Dominanz des großen Nachbarn geprägt.
Heute prägt vor allem der Fußball das Verhältnis der beiden Länder. So gut wie alle Spieler in der irischen Nationalmannschaft spielen in englischen Fußballclubs, die Iren verfolgen die Premier League fast genauso aufmerksam wie englische Fußballfans dies tun. Da passte es, dass der englische Fußballverband am Dienstag mitteilte, dass das nächste Freundschaftsspiel im Juni in Dublin stattfinden wird.