Politik

Demos in Chemnitz beendet Polizei hat "Lage voll im Griff"

Der Schweigemarsch von AfD und Pegida endete am Karl-Marx-Monument.

Der Schweigemarsch von AfD und Pegida endete am Karl-Marx-Monument.

(Foto: AP)

Die Demonstration von AfD und Pegida kann sich nur mit Verzögerung in Bewegung setzen, weil andere Rechtspopulisten sich ihr anschließen. Schließlich wird der Marsch von Gegendemonstranten gestoppt.

Am Vormittag hatte die Initiative #wirsindmehr ein Plakat mit der Aufschrift "Chemnitz ist weder grau noch braun" am Karl-Marx-Denkmal angebracht. Die Teilnehmer der Demonstration von AfD und Pegida sahen das offenbar anders.

Am Vormittag hatte die Initiative #wirsindmehr ein Plakat mit der Aufschrift "Chemnitz ist weder grau noch braun" am Karl-Marx-Denkmal angebracht. Die Teilnehmer der Demonstration von AfD und Pegida sahen das offenbar anders.

(Foto: dpa)

Nach dem Ende der Demonstrationen in Chemnitz haben nach Angaben der Polizei viele Teilnehmer die Heimreise angetreten. Der überwiegende Teil verhalte sich friedlich, vereinzelt habe es Scharmützel zwischen den beiden Lagern gegeben. "Wir haben die Lage aber voll im Griff", sagte ein Polizeisprecher.

In Chemnitz waren am Samstag Tausende Menschen verschiedener Lager bei mehreren Kundgebungen auf die Straße gegangen. Knapp eine Woche nach den tödlichen Messerstichen und den folgenden ausländerfeindlichen Ausschreitungen nahmen laut Versammlungsbehörde rund 4500 Menschen an einem gemeinsamen Marsch der AfD und des ausländerfeindlichen Bündnisses Pegida teil. Diesem schlossen sich auch Demonstranten der rechtspopulistischen Lokalpartei "Pro Chemnitz" an, die ursprünglich zu einer eigenen Kundgebung aufgerufen hatte.

Zeitgleich kamen zu einer Veranstaltung für Frieden und gegen Ausländerfeindlichkeit den Angaben zufolge rund 4000 Menschen auf einen Parkplatz bei der Johanniskirche. Laut MDR musste der Rettungsdienst zu insgesamt 17 Einsätze ausrücken. Elf Personen mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Die Polizei versuchte mit einem Großaufgebot, die Demonstrationen auseinanderzuhalten. Bis zum frühen Samstagabend kam es nach Angaben einer Polizeisprecherin zu keinen Ausschreitungen. Später berichtete die Polizei von Angriffen zwischen "Kleingruppen von Störern beider politischen Lager".

Gegendemonstranten stoppen AfD-Demo

Die Demonstration von AfD und Pegida war verspätet gestartet, weil sich die Teilnehmer der Kundgebung von "Pro Chemnitz" ihr unerwartet angeschlossen hatten. Die Versammlungsbehörde hatte das nicht genehmigt. Daher mussten die nun vereinigten Gruppierungen lange warten, bis der neue Demonstrationszug organisiert war.

Kurz vor dem Denkmal mit dem Karl-Marx-Kopf wurde die Demonstration dann wieder gestoppt. Grund war eine Blockade von Hunderten Gegendemonstranten, die von der Polizei nicht geräumt wurde. Schließlich teilte die Polizei mit, dass die Versammlungszeit der AfD-Kundgebung "bereits überschritten" sei. Daraufhin skandierten Teilnehmer "Widerstand! Widerstand!", wie ein Reporter des "Tagesspiegel" berichtete. Laut MDR war die Stimmung vor Ort gereizt. Erst später zogen die meisten Demonstranten ab. Allerdings versammelten sich "mehrere Hundert Gewaltbereite" am Marx-Denkmal, wie der Sender meldete.

Laut "taz" wäre es für die Polizei "wohl nicht sonderlich schwierig gewesen", die Blockade zu beenden. Entsprechend wütend seien die Teilnehmer der rechten Demo gewesen.

Schwesig, Bartsch und Baerbock bei Gegendemo

Die Gegendemo an der Johanniskirche fand unter dem Motto "Herz statt Hetze" statt. An ihr beteiligten sich auch zahlreiche Spitzenpolitiker von SPD, Linken und Grünen, darunter SPD-Vizechefin Manuela Schwesig, Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch und die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock.

In Chemnitz war vergangenes Wochenende ein 35-jähriger Deutscher getötet worden. Zwei Männer aus Syrien und dem Irak sitzen deswegen in Untersuchungshaft. Danach kam es zu Demonstrationen in der Stadt, an denen sich gewaltbereite Rechtsextreme beteiligten. Dabei gab es auch Angriffe auf Ausländer. Bei Krawallen wurden mehrere Menschen verletzt.

Polizei ermittelt nach Anzeige von MDR-Team

Die Demonstration von AfD und Pegida war als "Schweigemarsch" angekündigt worden, AfD-Politiker trugen schwarze Anzüge. In dem Aufruf zu der Demonstration hieß es, man trauere "um die Toten und Opfer der illegalen Migrationspolitik" in Deutschland. Am Rande dieser Veranstaltung wurden offenbar mehrere Journalisten attackiert. Ein Teilnehmer habe zu einem Pressevertreter "Pass mal auf dein Leben auf" gesagt, berichtet der "Tagesspiegel". Einem Fotografen sei die Kamera aus der Hand geschlagen worden.

Nach einer Anzeige eines MDR-Teams ermittelt die Chemnitzer Polizei zu einem Vorfall in einer Privatwohnung am Rande der Demonstrationen. In einem Video, das der Sender per Twitter teilte, erzählt einer der Journalisten, dass die Reporter bei Anwohnern geklingelt und gefragt hätten, ob sie vom Balkon aus filmen dürften. Die Antwort sei gewesen: "Nein, kein Problem, kommt hoch", wie André Berthold von "MDR aktuell" in dem Beitrag sagt. Ein Jugendlicher habe die Tür geöffnet und den Weg zum Balkon gewiesen, sie hätten Aufnahmen gemacht. "Plötzlich stand ein Mann hinter uns, sehr kräftig, hat uns von hinten am Schlafittchen gepackt und rausgezogen, die Kamera aus der Hand geschlagen und einen Kollegen die Treppe runtergestoßen", schildert Berthold den Hergang. Der Kollege sei stark an der Hand verletzt und habe auch eine Beule, die Kamera sei kaputt.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa/AFP/rts

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