Iran feiert 30 Jahre GeiseldramaPolizei schlägt Proteste nieder

Erneut geht die iranische Polizei mit Tränengas gegen oppositionelle Demonstranten vor. Berichten zufolge schießen Sicherheitskräfte in die Menge.
Am 30. Jahrestag des Geiseldramas an der US-Botschaft in Teheran ist die iranische Polizei mit Tränengas gegen oppositionelle Demonstranten vorgegangen. Während wie zum Jahrestag üblich tausende regierungstreue Iraner gegen die USA demonstrierten, protestierten am Rande der offiziellen Feierlichkeiten Oppositionsanhänger gegen die umstrittene Wiederwahl von Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad im Juni.
Nach Angaben von Augenzeugen wurden mehrere regierungskritische Demonstranten festgenommen. Auf einer oppositionellen Internetseite hieß es, Sicherheitskräfte hätten in die Menge geschossen. Einige Menschen seien verletzt worden. Die Behörden hatten der Opposition jede Kundgebung zum Jahrestag verboten und ein "entschlossenes" Vorgehen der Polizei angedroht.
Am 4. November 1979 hatten iranische Studenten die US-Botschaft in Teheran besetzt und die Mitarbeiter 444 Tage als Geiseln genommen. Die USA unterhalten seither keine diplomatischen Beziehungen mehr zu Teheran. Vor dem Gebäude, das jetzt von den Revolutionswächtern genutzt wird, kommen jedes Jahr mehrere tausend Demonstranten zusammen, verbrennen US-Flaggen und skandieren anti-amerikanische Parolen.
Obama: Neuanfang wagen
US-Präsident Barack Obama bekräftigte in einer Erklärung seinen Willen, einen Neuanfang in den Beziehungen zum Iran zu wagen. Die USA wollten die Vergangenheit hinter sich lassen und eine auf "gegenseitigen Interessen und Respekt" basierende Beziehung zum Iran aufbauen, sagte Obama. Die iranische Regierung müsse nun entscheiden, "ob sie den Blick weiter in die Vergangenheit richtet oder Entscheidungen trifft, um die Türen zu größeren Möglichkeiten, Wohlstand und Gerechtigkeit für ihr Volk aufzustoßen".
In der Islamischen Republik hatte es nach der Wiederwahl Ahmadinedschads im Juni die schwersten Unruhen seit drei Jahrzehnten gegeben. Milizen und Revolutionsgarden schlugen die Proteste der Opposition, die der Regierung Wahlbetrug vorwirft, gewaltsam nieder. Tausende Menschen wurden verhaftet, mehrere getötet.