Politik

Studenten, Rentner, Eisenbahner Tausende demonstrieren gegen Macron

Mit Liebe zum historischen Detail zur Demo: Dieses Gemälde zeigt Macron als König Ludwig XVI, die Aufschrift lautet "14. Mai 2017, Wiederherstellung der Monarchie".

Mit Liebe zum historischen Detail zur Demo: Dieses Gemälde zeigt Macron als König Ludwig XVI, die Aufschrift lautet "14. Mai 2017, Wiederherstellung der Monarchie".

(Foto: dpa)

Der Präsident als römischer Gott, als Dracula, als weltfremder Monarch: In den Straßen von Paris lassen sich Macrons Gegner einiges einfallen, um ihre Wut gegen dessen Reformen auszudrücken. Frankreichs Staatschef verfolgt den Protest aus weiter Ferne.

Knapp ein Jahr nach der Wahl Emmanuel Macrons zum Präsidenten Frankreichs haben Zehntausende in Paris friedlich gegen seine Reformpolitik protestiert. Nach Angaben der Polizei nahmen an dem Protestmarsch am Samstag 40.000 Menschen teil. Die Linkspartei La France Insoumise ("Das unbeugsame Frankreich"), die die Demonstration unterstützte, sprach sogar von 160.000 Teilnehmern.

"Stop Macron": Auf der Straße formiert sich in Frankreich ein breites Bündnis gegen die Reformpolitik.

"Stop Macron": Auf der Straße formiert sich in Frankreich ein breites Bündnis gegen die Reformpolitik.

(Foto: REUTERS)

Die Demonstranten zogen am Nachmittag durch das Zentrum der französischen Hauptstadt und hielten dabei Schilder mit Aufschriften wie "Stop Macron" oder "Für das Land" in die Höhe. Auf geschmückten Autos imitierten verkleidete Darsteller den Präsidenten und zeigten ihn unter anderem als Jupiter, die höchste Gottheit der antiken Römer, oder als Vampir Dracula. Vielen Gegnern tritt Macron zu autoritär auf.

Ein Großaufgebot der Polizei sicherte den Protestzug ab und kontrollierte vereinzelt die Taschen von Teilnehmern. Nach massiven Ausschreitungen am Rande von Demonstrationen am 1. Mai in Paris waren die Sicherheitsvorkehrungen für die Veranstaltung verschärft worden. Die Polizei setzte 2000 Beamte ein.
Der Protest am Samstag richtete sich gegen diverse Reformen des Präsidenten und seiner Regierung.

Kritiker werfen Macron vor, mit seiner Politik vor allem Unternehmen und Besserverdiener zu bevorzugen. Im Aufruf zu der Demonstration hieß es, Macron verhalte sich wie ein verkehrter Robin Hood: Er nehme von den Armen und verteile an die Reichen. Ein anderer Teilnehmer der Protestkundgebung verglich Macron gar mit dem historischen Franzosenkönig Ludwig XVI. - der mit einem ganz eigenen Reformprogramm scheiterte und im Jahr 1793 schließlich von Revolutionären geköpft wurde.

Zu Besuch auf Neukaledonien: Präsident Macron nimmt sich auf Ouvea Zeit für ein Selfie.

Zu Besuch auf Neukaledonien: Präsident Macron nimmt sich auf Ouvea Zeit für ein Selfie.

(Foto: dpa)

Unter den Teilnehmern waren Studenten, Krankenpfleger, Rentner und auch Vertreter der seit Wochen immer wieder streikenden Eisenbahner. Das Staatsoberhaupt konnte bislang viele seiner teils heftig umstrittenen Reformvorhaben durchsetzen.

Kurz vor Ablauf seines ersten Amtsjahrs schlägt ihm allerdings die Kritik von Menschen mit ganz unterschiedlichen Anliegen entgegen. Vorherige Proteste richteten sich meist gegen einzelne Reformvorhaben: Bei dem jüngsten Protestzug in den Straßen von Paris geht es gegen die Person Macron selbst. Seine Wahl an die Staatsspitze jährt sich zu Beginn kommender Woche zum ersten Mal.

Beobachter sehen die Demonstration auch als Test dafür, ob sich die zersplitterte Linke gegen den sozialliberalen Macron vereinen kann. Unter anderem trat der Chef der Linkspartei, Jean-Luc Mélenchon, auf. Von einem Wagen aus rief er, die Franzosen seien in der Lage, gemeinsam zu kämpfen. "Es ist sinnlos zu hoffen, dass wir uns geschlagen geben!"

Angestoßen hatte die Veranstaltung ein Abgeordneter der Linken. Im Vorfeld hatte das Motto der Demonstration Sorgen geweckt, es könnte einen erneuten Gewaltausbruch geben. Den ironischen Titel "Feiern für Macron" kann man im Französischen auch als Aufruf verstehen, sich Macron "vorzuknöpfen".

Macron zu Besuch in Neukaledonien

Am 1. Mai hatten rund 1200 vermummte Aktivisten am Rande der traditionellen Demonstrationen zum "Tag der Arbeit" Geschäfte zerstört und Autos in Brand gesetzt. Gegen sieben mutmaßliche Randalierer wurde Berichten zufolge am Wochenende ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Die Verdächtigen blieben vorerst unter Auflagen auf freiem Fuß. Staatspräsident Macron selbst hielt sich am Wochenende Tausende Kilometer von den Protesten entfernt auf: Er beendete einen Besuch im französischen Überseegebiet Neukaledonien im Südpazifik.

Ein Ende der Proteste gegen Macron ist nicht absehbar. Für Ende Mai sind weitere Kundgebungen angekündigt. Auch die Streiks bei der Fluggesellschaft Air France und der Staatsbahn SNCF gehen weiter. Innenpolitisch kann sich Macron allerdings vergleichsweise gut halten: Seine Beliebtheitswerte in der Bevölkerung sind - abseits der Straße - besser als die seiner Vorgänger nach einem Jahr im Amt.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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