Politik

Gauck einstimmig nominiert Unterstützung wächst

Joachim Gauck wird einstimmig von den Parteispitzen der SPD und den Grünen zum Präsidentschaftskandidaten gewählt. Auch aus den Reihen der FDP gibt es Stimmen, die den Parteilosen unterstützen. Gauck selbst ist von den Sympathiebekundungen überrascht. Die Linke will unterdessen ihre eigene Kandidatin für das Amt nominieren.

Am 30. Juni fällt die Entscheidung über die Amtsnachfolge von Horst Köhler.

Am 30. Juni fällt die Entscheidung über die Amtsnachfolge von Horst Köhler.

(Foto: REUTERS)

Ungeachtet der Kritik aus der FDP am schwarz-gelben Präsidentschaftskandidaten Christian Wulff wird bei den Liberalen mit einer ausreichenden Mehrheit für den niedersächsischen Ministerpräsidenten gerechnet. "Da muss sich keiner Sorgen machen", sagte Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP).

Vor allem ostdeutsche FDP-Politiker hatten am Wochenende offen Sympathie für den Kandidaten von SPD und Grünen, Joachim Gauck, bekundet. Es sei nicht notwendig, sich jetzt "holterdiepolter" für einen der Bewerber zu entscheiden, bekräftigte der sächsische FDP-Chef Holger Zastrow im Deutschlandradio Kultur.

"Wenn man die Kritik aus den verschiedenen FDP-Landesverbänden hört, dann sieht es so aus, als ob nicht alle für Wulff stimmen werden", sagte auch der baden-württembergische FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke dem "Hamburger Abendblatt".

Wulff schweigt über Zukunft

Wenn Wulff nicht mit großer Mehrheit gewählt wird, wäre dies ein weiterer großer Rückschlag für die Regierung.

Wenn Wulff nicht mit großer Mehrheit gewählt wird, wäre dies ein weiterer großer Rückschlag für die Regierung.

(Foto: dpa)

Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hält sich für den Fall einer Niederlage bei der Wahl des Bundespräsidenten offen, ob er weiter Ministerpräsident von Niedersachsen bleibt. Auf die entsprechende Frage nach einem Verbleib im Amt sagte Wulff: "Man kann schon einiges daraus ablesen, dass ich allenfalls dann als Ministerpräsident zurücktrete, wenn ich als Bundespräsident der Bundesrepublik gewählt werde."

Auf die Frage, ob er über die positiven Schlagzeilen über seinen von SPD und Grünen nominierten Gegenkandidaten Joachim Gauck überrascht sei, sagte Wulff: "Ich habe von Anfang an gesagt, dass Joachim Gauck ein exzellenter Kandidat ist, und es sollte uns alle freuen, dass die Bundesversammlung Auswahl hat."

Gauck "ein wenig sprachlos"

Vom Parteivorstand der Grünen wurde Gauck einstimmig nominert.

Vom Parteivorstand der Grünen wurde Gauck einstimmig nominert.

(Foto: REUTERS)

Gauck selbst zeigte sich von der Sympathiewelle überrascht. "Wer sollte da nicht überrascht sein? Es macht mich ein wenig sprachlos", sagte er, als er sich bei den Spitzen von SPD und Grünen vorstellte.

Die Unterstützung, die er bislang aus Union und FDP erhalten hat, sieht der 70-Jährige als gutes Omen für die Entscheidung in der Bundesversammlung am 30. Juni: "Da habe ich viele Freunde und viele Kontakte." Im 45-köpfigen SPD-Parteivorstand gab es nur eine Enthaltung, sonst stimmten alle für den Kandidaten. Parteirat und Vorstand der Grünen votierten geschlossen für Gauck.

"Wulff ist der Beste"

Rösler sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" auf die Frage, ob der CDU-Politiker an mangelnder Unterstützung der Liberalen scheitern könnte, Wulff sei "der beste Kandidat und auch menschlich sehr kompetent". Auch die stellvertretende FDP-Vorsitzende Cornelia Pieper sagte der "Mitteldeutschen Zeitung", sie gehe davon aus, dass Wulff am Ende die Mehrheit bekommen werde.

Der FDP-Fraktionsvorsitzende in Mecklenburg-Vorpommern, Michael Roolf, warnte vor einem Scheitern der schwarz-gelben Bundesregierung, für den Fall, dass Wulff nicht gewählt wird. "Wenn Gauck gewählt werden würde, dann wäre das das Ende der Bundesregierung", sagte Roolf in Schwerin.

Mehrere Unionspolitiker äußerten ebenfalls Sympathien für Gauck. "Das Lebenswerk von Joachim Gauck ist beeindruckend", sagte der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) dem "Hamburger Abendblatt". Gleichwohl sei aber Wulff der bessere Kandidat.

Linke will eigene Kandidatin

Die Linke kündigte unterdessen an, am Dienstag eine eigene Kandidatin für das Amt des Staatsoberhauptes nominieren zu wollen. Fraktionsvize Dietmar Bartsch sprach sich aber dafür aus, dass seine Partei im zweiten oder dritten Wahlgang für Joachim Gauck votieren könnte.

"Wenn Christian Wulff im ersten Wahlgang keine Mehrheit erhält, dann muss die Linke alles dafür tun, damit der Kandidat der Regierung keine Mehrheit bekommt. Dafür werde ich ab sofort werben", sagte Bartsch der Zeitung "Die Welt". Auch der Fraktionschef der Linken in Mecklenburg-Vorpommern, Helmut Holter, sprach sich für ein solches Vorgehen aus.

Demgegenüber will Linken-Vorstandsmitglied Nele Hirsch Gauck nicht unterstützen. "Joachim Gauck ist für Die Linke nicht wählbar, weder im ersten, noch im zweiten oder irgendeinem anderen Wahlgang", sagte sie der Tageszeitung "Junge Welt".

Quelle: ntv.de, fma/dpa/AFP

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