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Baden-WürttembergTor der Bundeswehr ins All steht auf der Schwäbischen Alb

11.11.2025, 04:01 Uhr
Vor-den-meisten-Gefahren-aus-dem-All-wird-unsere-Erde-durch-die-Erdatmosphaere-natuerlich-geschuetzt
(Foto: ESA/dpa)

In Meßstetten stehen die ersten Bundeswehr-Teleskope zur Beobachtung etwa von Weltraumschott - und machen den Standort zum zentralen Auge Deutschlands im Weltraum.

Meßstetten/Uedem (dpa/lsw) - Der Blick ins All wird auf der Schwäbischen Alb schon jetzt geübt, obwohl es bis zur endgültigen Inbetriebnahme der zwei Weltraum-Teleskope noch ein paar Monate hin ist. Laut Bundeswehr sind die Vorbereitungen für das Aufstellen der beiden rund acht Meter hohen Teleskopanlagen zur Beobachtung und Verfolgung von Objekten im Weltraum auf der Zielgeraden.

"Die Teleskope befinden sich aktuell in der Integrations- und Testphase, die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2026 vorgesehen. Die Infrastrukturmaßnahmen wurden 2025 weitgehend abgeschlossen", sagte ein Sprecher der Weltraumkommandos der Bundeswehr in Uedem (Nordrhein-Westfalen). Von dort werden die Teleskope ferngesteuert. Das rund 24 Millionen Euro teure System soll 2026 komplett an das Weltraumkommando der Bundeswehr zur Nutzung übergeben werden.

Wozu braucht die Bundeswehr Teleskope?

Vor den meisten Gefahren aus dem All wird die Erde durch die Erdatmosphäre natürlich geschützt. Durch die Reibung in der Atmosphäre entstehen Licht und Hitze, sodass sie verglühen. Doch gegen größere Trümmer und Gesteinsbrocken kann diese Hülle aus Gas nur wenig ausrichten. Umso größer ein Objekt ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass es nicht vollständig verglüht. Deshalb können einzelne Eintritte laut Bundeswehr für die Erdbevölkerung eine Bedrohung darstellen.

Wie viele solcher Teleskope gibt es bundesweit?

Es ist das erste Projekt dieser Art in Deutschland. Öffentlich bekannt sind nur die beiden Teleskopsysteme in Meßstetten. Weitere eigene Teleskope betreibt die Bundeswehr derzeit nicht. Das Weltraumkommando greife ergänzend auf Daten nationaler Forschungseinrichtungen und internationaler Partner zurück.

Warum ist der Standort Meßstetten geeignet und wichtig?

Der Bundeswehrstandort Meßstetten bietet laut Bundeswehr gute Bedingungen für den Betrieb optischer Sensorik. Durch die geografische Lage auf der Schwäbischen Alb bestehen geeignete atmosphärische Sichtbedingungen bei gleichzeitig geringer Lichtverschmutzung. Zudem verfügt die Bundeswehr dort über eine geeignete Liegenschaft mit gesicherter militärischer Infrastruktur und ausreichend Platz für die Anlage der Systeme.

"Die topografische Höhe, eine stabile Wetterlage mit vergleichsweise vielen klaren Nächten, eine geringe Siedlungsdichte sowie die vorhandene militärische Sicherheitszone: Diese Faktoren machen den Standort im nationalen Vergleich besonders geeignet", sagt der Sprecher.

Neben den zukünftig neuen Teleskopen in Meßstetten nutzt die Bundeswehr weitere Sensoren und Systeme zur Weltraumraumüberwachung, insbesondere Radarsysteme und zivile wie kommerzielle Beobachtungsdaten. Eine detaillierte Auflistung militärischer Sensorstandorte erfolgt aus Sicherheitsgründen nicht.

Der Truppenübungsplatz in Meßstetten mit seinen rund 3.000 Dienstposten ist laut Bundeswehr größter Einzelstandort der Bundeswehr in Bayern und Baden-Württemberg.

Teleskope beobachten Weltraumschrott

Der Erfassungsbereich der Teleskope erstreckt sich in Höhen von rund 400 Kilometern bis zu 36.000 Kilometern. Die gesammelten Daten werden in das Weltraumlagezentrum in Uedem eingespeist und dort zusammen mit anderen Daten zu einer Gesamtlage des erdnahen Weltraums verarbeitet.

Das Weltraumlagezentrum bewertet beispielsweise Risiken durch Weltraumschrott, der Satelliten treffen und beschädigen könnte, mögliche Wiedereintritte von Weltraumobjekten sowie die Einflüsse des Weltraumwetters, ausgelöst durch die Aktivitäten der Sonne. Dazu werden Objekte im erdnahen Weltraum überwacht und bei Bedarf aufgeklärt, wie die Bundeswehr weiter mitteilte.

Die Bundesregierung will nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius bis 2030 insgesamt 35 Milliarden Euro für Weltraumprojekte und eine Sicherheitsarchitektur im All bereitstellen. Im Weltraumkommando der Bundeswehr werde ein eigenes militärisches Satelliten-Betriebszentrum nötig sein.

Quelle: dpa