BayernBande soll Arbeitskräfte nach Deutschland geschleust haben

Falsche Ausweise, falsche Führerscheine, falsche Behördenstempel - mit diesen Mitteln soll eine Bande reihenweise Arbeitskräfte in die Bundesrepublik gebracht haben. Nun schlugen die Fahnder zu.
Memmingen (dpa/lby) - Eine Bande soll mit Hilfe einer Beschäftigten aus einem schwäbischen Landratsamt in großem Stil Ausländer aus Osteuropa als Arbeitskräfte nach Deutschland geschleust haben. Die Ermittler gingen am Mittwoch bei einer konzertierten Aktion gegen die Gruppe vor. Vier Männer und eine Frau wurden festgenommen und befinden sich in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwaltschaft in Memmingen und die Polizei berichteten.
Die 34 Jahre alte Deutsche soll sich nach den Ermittlungen als Mitarbeiterin des Landratsamtes in Günzburg an den Taten beteiligt haben, indem sie den Arbeitskräften einen falschen Status als Flüchtlinge aus der Ukraine bestätigt haben soll. Wie ein Polizeisprecher erläuterte, hatte die Bande in diesen Fällen die Einreisestempel in den Pässen gefälscht. So sollte dokumentiert werden, dass die Inhaber der Dokumente als Folge des russischen Angriffskrieges nach Deutschland geflüchtet waren, was nicht zutraf. Hintergrund ist, dass Flüchtlinge aus der Ukraine in der Bundesrepublik ohne große Auflagen arbeiten dürfen.
Darüber hinaus soll es der Bande darum gegangen sein, in anderen Fällen Einreisende mit falschen Papieren als EU-Bürger auszugeben, damit diese in Deutschland arbeiten konnten. Insbesondere sollen die Arbeitskräfte an Autozulieferer vermittelt worden sein, beispielsweise als Lackierer.
Neben der Frau sollen zwei Männer im Alter von 27 und 43 Jahren aus der Ukraine sowie aus Rumänien dafür zuständig gewesen sein, die Arbeitskräfte im Ausland zu rekrutieren und falsche Ausweise und Führerscheine zu organisieren. Zwei weitere Männer im Alter von 38 und 58 Jahren, Inhaber einer Personalvermittlung, sollen sich um die Jobs für die Geschleusten gekümmert haben.
Bei der Razzia waren am Mittwoch mehr als 350 Beamtinnen und Beamte der Polizei sowie des Zolls im Einsatz. Neben den Wohnungen der fünf Hauptbeschuldigten wurden sieben Unternehmen in Krumbach, Ellzee (beide Kreis Günzburg), Bad Wörishofen und Mindelheim (beide Kreis Unterallgäu) sowie die Wohnungen von 21 weiteren Beschuldigten, die im Besitz von falschen Ausweisdokumenten waren, durchsucht. Außerdem werden nun gegen 12 weitere Personen, die bei der Aktion angetroffen wurden, Ermittlungsverfahren geführt. Bei der Razzia seien umfangreiche Beweismittel sichergestellt worden. Mehr als 450 000 Euro, die mit den Straftaten verdient worden sein sollen, wollen die Ermittler nun beschlagnahmen.
Ausgangspunkt der Ermittlungen waren Festnahmen, die bereits mehr als ein Jahr zurückliegen. Im Dezember 2021 war auf der Autobahn 3 bei Emmerich am Rhein (Kreis Kleve) ein Verdächtiger mit einem falschen Pass erwischt worden. Er gab an, das Dokument von einer Frau aus dem schwäbischen Krumbach gekauft zu haben. Zwei Monate später kontrollierten Autobahnpolizisten aus dem niederbayerischen Wörth an der Isar (Landkreis Landshut) gleich sechs Personen, die mit gefälschten Pässen bei einem Zeitarbeitsbetrieb ebenfalls in Krumbach angestellt waren.