BayernPünktlichkeit bei S-Bahn München rutscht weiter ab

Wieder Verspätung: Im Herbst mussten Münchner S-Bahn-Fahrer wieder oft warten. Was steckt hinter dem Pünktlichkeitstief und was plant die Bahn jetzt?
München (dpa/lby) - Fahrgäste der S-Bahn in München haben im Oktober besonders starke Nerven gebraucht. Die Züge kamen auf manchen Strecken deutlich unpünktlicher als zuvor. Das geht aus Daten der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) hervor, über die zuerst die "Süddeutsche Zeitung" berichtete.
Demnach ging die Zuverlässigkeit bei der Münchner S-Bahn im zweiten Halbjahr dieses Jahres deutlich zurück. Sie habe im Oktober auf einzelnen Linien nur noch etwas über 73 Prozent (S4-West nach Geltendorf 73,2 Prozent und S6-West nach Tutzing 73,7 Prozent) erreicht. Insgesamt seien im Oktober etwas mehr als 80 Prozent aller Züge pünktlich angekommen, so auch auf den beiden Flughafen-Linien S1 und S8. Nur die S3-Ost nach Holzkirchen habe wie die S5 im Oktober eine Pünktlichkeitsquote von knapp über 90 Prozent erreicht.
Sommerhoch, Herbstflaute
Im ersten Halbjahr habe sich die Pünktlichkeit der S-Bahn zuerst positiv entwickelt und im Schnitt zwischen Januar und Juni bei 91,2 Prozent gelegen, teilte die BEG mit. Seit den Sommermonaten gebe es aber einen spürbaren Rückgang, der vor allem auf die Infrastruktur zurückzuführen sei. Im November sei nach Angaben der S-Bahn München wieder eine leichte Verbesserung zu sehen, konkrete Daten lägen noch nicht vor.
"Die nicht zufriedenstellenden Pünktlichkeitswerte bei der S-Bahn München sind maßgeblich auf den schlechten Zustand der Infrastruktur zurückzuführen, der sich vor allem in zahlreichen Langsamfahrstellen und Störungen der Leit- und Sicherungstechnik bemerkbar macht", erläuterte eine BEG-Sprecherin. Für das Schienennetz der S-Bahn ist der Infrastrukturbetreiber DB InfraGO zuständig. Die BEG dränge auf eine schnellstmögliche Behebung der Probleme und erwarte eine verbesserte präventive Instandhaltung, um solche Einschränkungen künftig zu verhindern.
Wenn das Netz an seine Grenzen kommt
"Die aktuelle Pünktlichkeit entspricht keinesfalls unserem Anspruch", sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB). "Auch für uns ist das ärgerlich" - zumal sich die Pünktlichkeit zunächst dank gezielter Maßnahmen wie das flexiblere Abfahren von Zügen auf der Stammstrecke verbessert habe. Im zweiten Halbjahr hätten Störungen an der Signaltechnik, Langsamfahrstellen und Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme des neuen Stellwerks am Ostbahnhof und der Sendlinger Spange zu Buche geschlagen. Hinzu kämen besonders viele Baustellen, das Alter sowie die hohe Auslastung der Infrastruktur im S-Bahn-Netz.
"Wir wissen: Unsere Fahrgäste erwarten eine pünktliche S-Bahn", sagte der Sprecher. "In unserem komplexen und hoch ausgelasteten Netz können wir nicht alle Ursachen kurzfristig lösen. Aber wir arbeiten mit aller Kraft daran, die S-Bahn Stück für Stück robuster zu machen – insbesondere auf den besonders betroffenen Strecken." Mit der DB InfraGO seien deshalb kurzfristig mehrere große Baumaßnahmen eingetaktet worden. "Wir erwarten, dass sich nach Abschluss dieser Bauarbeiten der Betrieb stabilisiert." Es sei aber noch viel Arbeit zu tun.