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HessenKalte Kirchen – Gemeinden setzen auf Decken und Heizkissen

03.12.2025, 04:01 Uhr
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Wie meistern Kirchen den Spagat zwischen Denkmalschutz, Klimaschutz und knappen Kassen? Gemeinden suchen neue Wege, damit Gottesdienste nicht ausfallen müssen.

Fulda/Mainz/Limburg/Kassel/Darmstadt (dpa/lhe) - In vielen Kirchen stellt sich auch in diesem Winter die bange Frage: Wie warm wird es diesmal im Gottesdienst – oder bleibt die Kirche sogar ganz geschlossen? Zwischen Energiekrise, Denkmalschutz und klammen Gemeindekassen suchen Pfarrerinnen und Pfarrer in Hessen nach Wegen, ihre Gottesdienste nicht in Eiskammern stattfinden zu lassen.

Keine starren Maximalwerte im Bistum Fulda

Im Bistum Fulda gilt weiterhin: Geheizt wird nur so viel wie nötig. Viele Gotteshäuser bleiben bei einer Grundtemperatur im einstelligen Bereich, zu Gottesdienstzeiten werden meist 8 bis 14 Grad erreicht. Starre Maximalwerte gebe es nicht – entscheidend sei ein schonender Umgang mit Energie und ein möglichst stabiles Raumklima, betont das Bistum. Es gibt zwar eine Handlungsempfehlung auf Bistumsebene über verantwortungsvolles Heizen. Die konkrete Umsetzung geschehe aber jeweils vor Ort durch die zuständigen Gremien und Verantwortlichen in den Kirchengemeinden, sagt ein Sprecher.

"Die Erfahrungen der Energiekrise haben gezeigt, dass sich mit solchen Maßnahmen Kosten und Emissionen deutlich reduzieren lassen, ohne das gottesdienstliche Leben grundsätzlich in Frage zu stellen", erklärt der Sprecher weiter. Die Pfarrgemeinden setzen daneben zunehmend auf praktische Lösungen wie Decken, akkubetriebene Heizkissen oder die Verlegung von Gottesdiensten in kleinere, leichter temperierbare Räume wie Pfarrheime oder Kapellen.

Grundtemperatur von fünf Grad im Bistum Limburg

Ähnlich hält es das Bistum Limburg. Dort raten die Handlungsempfehlungen dazu, Kirchen nur im Ausnahmefall zu temperieren. Die Grundtemperatur sollte in der Regel bei etwa fünf Grad liegen und auf weitere Aufheizung möglichst verzichtet werden. Auch hier entscheiden die Pfarreien eigenständig, ob Gottesdienste ins Gemeindezentrum oder andere Räume verlegt werden.

Wie in den vergangenen Wintern können Gottesdienste bei Bedarf in besser beheizbare Räumlichkeiten verlegt werden – etwa in Gemeindezentren. "Manche Pfarreien haben zudem bereits gute Erfahrungen mit der Ausgabe von Decken an Gottesdienstbesucherinnen und -besucher gemacht", erklärt ein Sprecher. Besonderes Augenmerk gilt der Luftfeuchtigkeit, die unter 70 Prozent bleiben sollte, um Orgeln und Kunstwerke zu schützen.

Höchstens zwölf Grad im Bistum Mainz

Im Bistum Mainz spricht man erneut eine "dringende Empfehlung" aus, das bewährte Vorgehen der Vorjahre fortzusetzen. Das Hochheizen der Kirchen soll unterbleiben, zu Weihnachten werden höchstens zehn bis zwölf Grad empfohlen. Auch Mainz verweist auf den Beitrag zum Klimaschutz und ermutigt Gemeinden, alternative, körpernahe Heizlösungen zu prüfen – etwa ökostrombetriebene Sitzbankheizungen oder beheizte Sitzpolster, wie sie beispielsweise im Kloster Jakobsberg derzeit getestet werden.

Geht es in Zukunft in die "Kirchenbox"?

Eine Möglichkeit in der Zukunft könnte nach Angaben des Mainzer Bistums auch die sogenannte Kirchenbox als Raum im Kirchenraum bieten. Für kleinere Gruppen werde das Raumvolumen, das beheizt werden soll, deutlich reduziert. Dieser modulare Raum kann nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt und erweitert werden.

Abwechselnde Gottesdienste

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck hält ihre Gemeinden weiterhin zu einem sparsamen Umgang mit Energie an. Da das Aufheizen großer Kirchenräume hohe Kosten verursache, empfehle die Landeskirche wie schon in den Vorwintern, Gottesdienste und Veranstaltungen nach Möglichkeit in kleinere, leichter beheizbare Räume zu verlegen – etwa in Gemeindehäuser, oder Kapellen, teilte eine Sprecherin mit. Viele Gemeinden versuchten auch, mit Nachbargemeinden zusammenzuarbeiten, um abwechselnde Gottesdienste anzubieten.

Große Temperaturschwankungen möglichst vermeiden

Jede Kirchengemeinde entscheidet den Angaben zufolge eigenverantwortlich, beschränkt das Heizen aber in der Regel auf Gottesdienste und Veranstaltungen. Wo Kirchen kalt bleiben oder nur mäßig geheizt werden, setzen viele Gemeinden auf praktische Hilfen wie Decken oder kabellose Heizkissen. Technisch wichtig ist aus Sicht der Kirchenleitung jedoch nicht eine bestimmte Temperatur, sondern eine konstante relative Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 70 Prozent, um Orgeln zu schützen. Große Temperaturschwankungen sollen deshalb vermieden werden – selbst wenn die Kirchen im Winter kühl bleiben.

Auch in der EKHN wird in Winterkirchen gebetet

Auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) fordert ihre Gemeinden dazu auf, die Kirchen auf einer abgesenkten Grundtemperatur von acht Grad zu halten, sodass beim Heizen für eine Veranstaltung oder einen Gottesdienst der Temperaturhub nicht zu groß ist. Die Nutzungstemperatur liege bei maximal 15 Grad, wie eine Sprecherin mitteilte. Viele Gemeinden zögen über die kalte Jahreszeit in ihre Winterkirchen, in der Regel Gemeindehäuser, um Energie zu sparen.

Quelle: dpa

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