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Mecklenburg-VorpommernZiel Kernfusion - Initialzündung und Rekorde in Greifswald

01.12.2025, 15:52 Uhr
Vor-zehn-Jahren-fiel-der-Startschuss-fuer-den-Betrieb-von-Wendelstein-7-X-Das-Grossexperiment-soll-Grundlagen-fuer-Kernfusionskraftwerke-schaffen

Kernfusion als Energie-Hoffnungsträger: Schon länger wird daran mit einer Großanlage in Greifswald gearbeitet. Ein bedeutender Moment jährt sich zum zehnten Mal - und dauerte nur eine Zehntelsekunde.

Greifswald (dpa/mv) - Zehn Jahre nach der erstmaligen Plasma-Erzeugung als Teil des Strebens nach Kernfusion als neue Energiequelle zieht das zuständige Institut eine positive Bilanz für das Großexperiment Wendelstein 7-X in Greifswald. Als weltweit leistungsfähigstes Experiment seiner Art habe Wendelstein 7-X mehrere Rekorde erreicht und bilde heute die Basis für Kraftwerkspläne mehrerer Start-up-Unternehmen, teilte das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) mit.

Für gerade einmal eine Zehntelsekunde sei am 10. Dezember 2015 Plasma erzeugt worden - der Stoff aus dem die Träume von Kernfusion als unerschöpfliche und umweltfreundliche Energiequelle sind.

Vierter Aggregatzustand

Plasma ist eine Art vierter Aggregatzustand, bei dem sich Atome in ihre Bestandteile trennen. In der Sonne brennt ein beständiges Fusionsfeuer. Hier verschmelzen Wasserstoff-Atomkerne zu Helium, wobei gewaltige Energie erzeugt wird.

Wendelstein 7-X ist ein sogenannter Stellarator. Im Gegensatz zum einfacheren Tokamak-Prinzip als möglicher Kraftwerkstyp, sind Stellaratoren laut IPP zwar schwieriger zu bauen, haben aber in der Theorie Vorteile. Dass sich das Stellarator-Prinzip auch dazu eignet, ein Fusionskraftwerk zu bauen, diesen Beweis soll Wendelstein 7-X liefern.

40 Millionen Grad Celsius

Die Anlage wurde über die Jahre mehrfach ausgebaut, um die Leistung zu erhöhen. Zuletzt erreichte Wendelstein 7-X im Mai einen Weltrekord: Über 43 Sekunden wurde demnach ein Plasma mit hoher Dichte und Temperatur erzeugt. Die Anlage habe inzwischen Ionentemperaturen von 40 Millionen Grad Celsius erreicht.

Ein bedeutendes Ziel des Milliardenprojekts ist es, ein ausreichend heißes und dichtes Plasma über eine halbe Stunde zu erzeugen und damit den Beweis zu erbringen, dass derartige Anlagen zum Dauerbetrieb taugen. Nach einer Wartung soll im kommenden September die nächste Experimentierphase starten.

Die Erfolge von Wendelstein 7-X inspirierten laut IPP in den vergangenen Jahren mehrere neu gegründete Unternehmen, die Stellaratorkraftwerke entwickeln. In Deutschland seien dies die Firmen Proxima Fusion und Gauss Fusion. Mit beiden arbeite das IPP zusammen.

Für Kritiker ist Kernfusion eine sehr teure Zukunftsmusik, die, sollte einmal ein Kraftwerk funktionieren, zu spät für die Energieprobleme der Menschen komme.

Quelle: dpa

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