Niedersachsen & BremenHunderte demonstrieren bei Sternfahrt gegen A20-Verlängerung
Der geplante Bau der Küstenautobahn A20 bringt Gegner auf die Barrikaden. Hunderte radeln bei einem bundesweiten Aktionstag zu einer Sternfahrt und wollen so ein Zeichen für eine Verkehrswende setzen. Es waren nicht die einzigen Proteste im Nordwesten.
Rastede/Bremen (dpa/lni) - Für eine Verkehrswende und gegen den Bau von neuen Autobahnen haben Demonstranten an mehreren Orten in Niedersachsen und in Bremen mit Fahrradkorsos protestiert. Die Proteste gehörten zum bundesweiten Aktionstag "Verkehrswende jetzt - Autobahnbau stoppen". Trotz regnerischen Wetters machten sich im Ammerland nach Polizei-Angaben 500 Radfahrer zu einer Sternfahrt gegen die Verlängerung der geplanten Küstenautobahn A20 nach Rastede auf - dort soll künftig ein Kreuz der A20 und der A29 entstehen. Die Organisatoren sprachen von rund 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Die Polizei begleitete die Fahrradkolonnen. Nach Angaben eines Sprechers verlief der Protest "absolut friedlich", es habe auch keine größeren Verkehrsbehinderungen gegeben. Mehrere Kolonnen radelten von Bad Zwischenahn, Westerstede, Varel und aus der Wesermarsch in Richtung Rastede (Ammerland), wo es eine Abschlusskundgebung gab.
Der Zustrom aus so vielen Orten habe gezeigt, dass der Protest gegen die A20 die ganze Region bewege, sagte Mischa Lauterbach von der Initiative Moor bleibt Moor. Die Autobahn-Gegner argumentieren, der teure Bau werde nicht ausgelastet sein, zerstöre aber wertvolle Wälder, Moore und Marschlandschaften.
Die Initiative Campact breitete auf einer Wiese bei Rastede ein 4500 Quadratmeter großes Banner aus. Es sollte symbolisieren, welche Fläche die geplante vierspurige Autobahn an Natur und Moorflächen zerstören würde. "Jeder neue Kilometer Autobahn, der inmitten der Klimakrise noch gebaut wird, überrollt das Klima-Urteil des Bundesverfassungsgerichts", teilte Campact-Vorstand Christoph Bautz mit. Statt Milliardenbeträge in neue Straßen zu investieren, brauche es Alternativen zum Auto - etwa durch Bahn- und Busverbindungen.
Mehrere Industrie- und Handelskammern (IHK) hatten zuletzt hingegen die Bedeutung des Projekts betont. Die künftige A20 binde die Häfen der Region an das Netz europäischer Fernverkehrswege an und liefere dem Nordsee-Tourismus wichtige Impulse. Weil sie die Verkehrsträger besser vernetze, mache sie auch Transporte auf dem Wasser und der Schiene attraktiver. Dies helfe dem Klima, so die IHKs.
Auch in anderen Städten gab es Proteste zu dem Aktionstag. In Bremen radelten Demonstranten unter dem Aufruf "Sozial- und klimagerechte Mobilitätswende Jetzt - Autobahnbau Stoppen!" des Bündnis' Ende Gelände Bremen vom Hauptbahnhof aus durch die Stadt.
In Braunschweig und Wolfsburg fuhren nach Angaben der Polizei zeitweise rund 600 Demonstranten bei einem Fahrradkorso für eine Verkehrswende - zunächst im Braunschweiger Stadtgebiet, dann in Richtung Scheppau zur A39. Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg hatte am Freitag entschieden, dass nicht über die Autobahnen geradelt werden darf. Die Veranstalter wollten Teilstrecken der A2 und A39 nutzen. Auch ein Eilantrag wurde von der Polizei abgewiesen. Sie wurden stattdessen auf parallel laufende Ausweichstrecken verwiesen.
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