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Niedersachsen & BremenNiedersachsen baut um: So verändert sich der Wohnungsmarkt

05.12.2025, 13:26 Uhr
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Obwohl die Einwohnerzahl bis 2045 zurückgehen soll, ist der Bedarf an neuen Wohnungen groß. Ein Überblick über Mieten, Kaufpreise und Wohnungstypen.

Hannover (dpa/lni) - Mieten, kaufen, wohnen: Alle zwei Jahre wird der niedersächsische Wohnungsmarkt detailliert analysiert. Jetzt hat Bauminister Grant Hendrik Tonne (SPD) die neue Ausgabe vorgestellt.

Wie haben sich die Mieten entwickelt?

Viele wissen es aus eigener Erfahrung: Das Wohnen ist in den vergangenen Jahren immer teurer geworden. Während die Mieten im Bestand vergleichsweise moderat zulegten, von etwa 5 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2015 auf knapp über 6 Euro im vergangenen Jahr, stiegen die Angebotsmieten im Mittel von etwas mehr als 8 Euro auf mehr als 11 Euro pro Quadratmeter.

Wo sind die Mieten am stärksten gestiegen?

Im Landkreis Cuxhaven. Dort lag die angebotene Nettokaltmiete im vergangenen Jahr im Schnitt um rund 50 Cent pro Quadratmeter über dem Durchschnitt der Jahre 2020 bis 2024. Aber auch in den Landkreisen Osnabrück, Harburg, Leer, Heidekreis und einigen weiteren Regionen legten die Mieten um mehr als 40 Cent pro Quadratmeter zu. Berücksichtigt wurden die Top 25 Mietwohnungsmärkte in Niedersachsen.

Wo sind die Mieten besonders hoch?

Die höchsten Mieten im Land müssen die Menschen in den Landkreisen Harburg und Lüneburg, der Stadt Oldenburg, der Region Hannover, der Stadt Osnabrück sowie im Landkreis Stade bezahlen – auch hier bezogen auf die 25 größten Mietwohnungsmärkte Niedersachsens. Im Landkreis Harburg, der an Hamburg angrenzt, werden demnach mehr als 11 Euro pro Quadratmeter fällig. Am günstigsten ist es dagegen in der Stadt Wilhelmshaven und im Landkreis Goslar mit jeweils weniger als 7 Euro pro Quadratmeter. Auch rund um Holzminden, Northeim und Lüchow sind die Mieten niedrig.

Wie haben sich die Häuserpreise entwickelt?

Bis 2021 wurden Häuser und Wohnungen auch in Niedersachsen über Jahre immer teurer. Steigende Zinsen und hohe Baukosten führten dann jedoch zu einer Abkühlung – die Preise gingen leicht zurück. 2024 stabilisierten sich die Preise, vielerorts zeigte die Kurve auch wieder nach oben.

In Zahlen heißt das: Der mittlere Kaufpreis für gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser lag 2024 landesweit bei 255.000 Euro. In Hannover wurden dagegen 390.000 Euro dafür fällig.

Wie viele Sozialwohnungen gibt es?

Der Bestand hat sich in den vergangen zehn Jahren fast halbiert. Im Jahr 2015 gab es noch rund 90.000 geförderte Wohnungen mit Mietpreisbindung im Land. Im Jahr 2024 waren es dagegen nur noch etwas mehr als 50.000 Wohnungen. Gut ein Drittel der Sozialwohnungen entfällt auf Hannover.

Wie viele Wohnungen und Häuser gibt es in Niedersachsen?

Ende 2023 gab es 4,15 Millionen Wohneinheiten im Land, das waren rund 150.000 mehr als fünf Jahre zuvor. 42 Prozent davon waren Einfamilienhäuser, 17 Prozent Zweifamilienhäuser und 38 Prozent Mehrfamilienhäuser.

Wie entwickelt sich die Einwohnerzahl?

Der Wohnungsmarktbericht rechnet damit, dass in Niedersachsen bis 2045 rund 302.000 Menschen weniger leben werden – ein Rückgang um 3,8 Prozent. Hauptgrund ist die demografische Entwicklung: Es sterben deutlich mehr Menschen, als geboren werden.

Allerdings verläuft diese Entwicklung regional sehr unterschiedlich. In 126 Kommunen wird die Bevölkerung voraussichtlich wachsen, während 279 Kommunen Einwohner verlieren dürften. Noch vor zwei Jahren hatte der Bericht für das Jahr 2040 ein leichtes Bevölkerungswachstum vorhergesagt.

Wie entwickeln sich die unterschiedlichen Haushaltstypen?

Die Alterung der Bevölkerung zeigt sich auch in der Entwicklung der Haushaltstypen. Laut Bericht lösen sich die klassischen Familienstrukturen der geburtenstarken Jahrgänge zunehmend auf. Gleichzeitig steigt die Zahl kleiner Haushalte mit über 65-Jährigen – besonders in städtischen Regionen. Mit anderen Worten: aus Babyboomer-Familien werden Singles.

"Der große Bedarf ist im Geschosswohnungsbau, also in Mehrfamilienhäusern", sagte NBank-Chef Michael Kiesewetter vor dem Hintergrund dieser Entwicklung. "Das klassische Einfamilienhaus, das verliert auch in Niedersachsen an Bedeutung." Es gehe daher nicht darum, einfach mehr zu bauen, "sondern wir müssen bedarfsgerecht, wir müssen gezielt bauen".

Wie verändern sich Wohnungen dadurch?

Das Ziel sind mehr kleinere, barrierefreie, zentrumsnahe Wohnungen – vor allem für die wachsende Gruppe der über 65-Jährigen. Auch Änderungen im Bestand sollen deshalb in den Blick genommen werden. Denn viele Einfamilienhäuser entsprächen nicht automatisch den Bedürfnissen einer älter werdenden und zunehmend allein lebenden Bevölkerung.

Was will das Land tun?

Die rot-grüne Landesregierung will mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen. Das bedeute mehr Neubau in Wachstumsregionen sowie mehr Modernisierung und Umbau im ländlichen Raum, sagte Bauminister Tonne. Dafür stelle das Land zusätzlich 400 Millionen Euro für die Wohnraumförderung bereit. Zugleich müssten die Baukosten sinken, betonte Tonne. Die Koalition habe bereits die Bauordnung überarbeitet, um überzogene Vorgaben zu streichen; in dieser Wahlperiode soll sie erneut angepasst werden.

Einfachere Standards, also weniger Vorgaben für den Bau, sieht auch die Wohnungswirtschaft als wesentlichen Hebel, um den zuletzt schleppenden Wohnungsbau wieder anzukurbeln.

Quelle: dpa

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